Stadtrat stimmt Überführung der Sammlung in das neue Zentraldepot zu – Kosten: 500.000 Euro
Nach 13 Jahren Debatte, Vorbereitung und Bauplanung, fand im Juli 2023 die Einweihung des Wasserburger Depots statt (wir berichteten). In der gestrigen Stadtratssitzung informierte Bürgermeister Michael Kölbl, dass die Klimawerte in den Depoträumen mittlerweile stabil seien. Die durchgeführte Schadstoffmessung ergab keine Auffälligkeiten, so dass das Depot nunmehr in Betrieb genommen werden könne. Die Planung sehe für die zu überführende Sammlung vier Umzugsetappen vor, die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 495.000 Euro. Im Stadtrat wurde darüber kontrovers diskutiert.
Maruchi Yoshida von der Firma „Iconyk“ stellte das Gesamtkonzept für den geplanten Umzug samt Kostenschätzung vor. Sie erklärte, dass Wasserburg sehr stolz auf das Depot sein könne, es sei innovativ, zeige stabile Klimawerte und sei ein Vorzeigeprojekt in der Museumswelt. Insgesamt umfasse die zu überführende Sammlung ein Nettovolumen von 700 Kubikmetern. Manche der Kunstwerke müssen noch umfassend gereinigt werden, beispielsweise aufgrund von Schimmelbefall.
„Die Sammlung ist derzeit auf sechs Standorte im Stadtgebiet verteilt“, so Yoshida. Die Überführung der Sammlungsgegenstände erfolge etappenweise, im günstigsten Fall könnte der Umzug bis 2028 abgeschlossen sein.
Die Planung sehe vor, dass in diesem Jahr die Gemäldesammlungen aus dem Rathaus und dem Museumsgebäude in das Depot umziehen. 2026 sollen die Großprojekte aus Bauhof, Friedhof am Herder, Klärwerk und Rathaus folgen. Im Jahr darauf stehe die Räumung des Kaspar-Aiblinger-Platzes mit Großprojekten und Sammlungen, die zuvor in der Bruckgasse und im Stadler Garten untergebracht waren, an. Als Letztes würden 2028 die Sammlungen aus den Depoträumen im Museum, insbesondere die Wachs-, Textil- und Archäologiesammlung, umziehen.
Die Gesamtkosten über die vier Umzugsetappen belaufen sich einschließlich eines Risikoaufschlags von ungefähr 25 Prozent auf rund 495.000 Euro brutto. Darin enthalten seien die Kosten für externe Dienstleister wie Restauratoren oder Kunstpacker, Schädlingsbehandlung, Verpackungs- und Transportmaterial und Transportkosten.
Bürgermeister Michael Kölbl fügte an, dass der Zeitplan entsprechend gestreckt werden könne, wenn in den kommenden Jahren nicht ausreichend Haushaltsmittel zur Verfügung stehen.
Auf die Frage von Stadtratsmitglied Dr. Martin Heindl (SPD), ob die Ausbesserungskosten an Gemälden im Endpreis auch inkludiert seien, erklärte Maruchi Yoshida, dass diese Kosten noch zusätzlich anfallen. Im Preis dabei seien nur die Sicherung, die Herstellung der Transportfähigkeit und eine grundlegend Erstreinigung.
Christian Stadler (Bündnis 90/Die Grünen) fände es besser, wenn die Erstbegutachtung der Gemälde nicht erst nach dem Auspacken im Depot stattfinden würde, sondern bereits im Vorfeld. Auch gebe es Am Herder einige robuste Bauernmöbel, für die eventuell keine Verpackung gebraucht werde.
„Es handelt sich hierbei um Kosten, die notwendig sind“, so Wolfgang Janeczka (SPD). Das Kulturgut müsse erhalten werden. Dem schloss sich auch sein Parteikollege Christian Peiker an.
Hin- und hergerissen zeigte sich Georg Machl (CSU), die 500.000 Euro seien „schon schmerzhaft“. Er schlug vor, eine kritische Auswahl anzustoßen, bestimmt müsse nicht alles eingelagert werden. „Der Umzug ist viel teurer als erwartet“, ergänzte Josef Baumann (Freie Wähler Reitmehring).
„Wir sollten das Geld in die Hand nehmen“, so Norbert Buortesch (Bürgerforum). Wichtig sei, dass keine finanziellen Überraschungen auf die Stadt zukommen und dass der Stadtrat den Verlauf der Überführungen immer im Blick habe.
Kämmerer Robert Mayerhofer ergänzte, dass die Überführung, angesichts der Haushaltslage, länger als vier Jahre dauern werde. Das jährliche Budget könne der Stadtrat festlegen. Auch könne auf staatliche Förderungen zugegriffen werden, für die es allerdings keine Richtlinie gebe.
„Es beruhigt mich, dass jedes Jahr neu über die Summe entschieden wird“, sagte Heike Maas (CSU). Einerseits sei sie „super stolz“ auf das Vorzeigeprojekt, andererseits bereiten ihr die hohen Kosten und die Diskussionen, die dazu bestimmt aufkommen werden, große Bauchschmerzen. Ebenfalls überrascht über die hohen Kosten zeigte sich Edith Stürmlinger (Bürgerforum). Als Kulturreferentin unterstütze sie die Maßnahme natürlich. Sie freue sich, dass das Depot nun mit Leben gefüllt werde.
Verwundert über die Kostendiskussion zeigte sich Werner Gartner (SPD). „Die Wasserburger Geschichte darf uns nicht egal sein.“ Man habe sich für das Depot entschieden, der nächste Schritt sei nun „logisch“.
Einstimmig beschloss der Stadtrat die Überführung der Sammlung in das Zentraldepot. Der maximale Kostenrahmen beträgt 500.000 Euro. In Anbetracht der angespannten Haushaltslage ist nach Einsparpotentialen zu suchen und damit zu rechnen, dass auch in den Folgejahren ein Betrag von maximal 75.000 Euro zur Verfügung steht.
TANJA GEIDOBLER
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