Kammerorchester „Strings in motion“ begeisterte das Wasserburger Publikum im Rathaussaal
Christos Kanettis, Dozent an der Universität Mozarteum in Salzburg und am Tiroler Landeskonservatorium hat das Kammerorchester „strings in motion“ 2010 ins Leben gerufen. Er wollte damit zahlreiche junge engagierte talentierte Musiker aus den verschiedensten Ländern zusammenführen und begann, unterstützt von Anita Mitterer, für diese jungen Musiker Konzertprogramme zu erarbeiten, wodurch dann nolens volens eine Eigendynamik bei den Künstlern entstand, sodass sie ihre interpretatorische Eigenverantwortung auch ausleben durften, was zu einer Entwicklung geführt hat, in der vielfältige Konzepte möglich wurden.
So hat „strings in motion“ in den letzten 15 Jahrenviele junge engagierte Talente aus den verschiedensten Ländern vereinen können. Die Begeisterung für die große stilistische Bandbreite hat sie ebenso zusammengeführt wie ihr ausgeprägtes Interesse an der künstlerischen Auseinandersetzung mit den Werken, die sie darzubieten gedenken. Und ein Ergebnis dieser Initiative konnten am gestrigen Sonntag die Menschen im Wasserburger Rathaussaal miterleben.
An diesem Vormittag, es war von Anfang an klar, man hat es mit einer Matinée zu tun, die ungefähr 60 Minuten Zeit benötigen wird, stellten insgesamt 16 jüngere Instrumentalisten ihr großes Können im Rahmen der Reihe: „Klassik, kurz & knackig“ vor.
Das Konzert begann mit „L’inverno“ (Der Winter) aus Antonio Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ Das Streichorchester bestand aus neun Violinen, drei Bratschen, zwei Celli und einem Kontrabass, begleitet von einem Cembalo. Stylianos Mastrogiannis spielte das Violinsolo des „Allegro non molto“ mit einer Virtuosität, die das Publikum sofort faszinierte und in den Bann des Solisten zog. Seine Fähigkeit, auch anmutig Violine zu spielen, zeigte Stylianos Mastrogiannis dann im zweiten Satz dieses bekannten Werkes von Vivaldi. Er lud das Publikum förmlich ein, den Winter musikalisch mitzuerleben.
Zu Beginn dieser Matinée hatten die Musiker angekündigt, dass Musik uns „durch die Zeit“ trage und bereits das erste Werk, das an diesem Vormittag dargeboten wurde, übertraf die Erwartungen deutlich.
Im Anschluss an Vivaldis „Winter“ bot das Ensemble Tschaikovskys „Meditation op. 42“. Die Solistin, Kaliopi Rizou, die erst vor einem knappen Jahr sich ihrem Bachelorkonzert an der Universität Bremen unterzogen hat, brillierte mit einer bewundernswerten Souveränität und spielte dieses anspruchsvolle Stück mit einer gefühlten Leichtigkeit, die das Publikum zu verzaubern verstand. Obwohl vor dem Rathaussaal ein Hund herzzerreißend bellte, lächelte sie darüber hinweg und ließ sich nicht irritieren.
Felix Mendelssohn-Bartholdys Konzert für Solo Violine & Streicher lud das Publikum ein, den Leuten beim Tanzen zuzusehen und George Banos entführte das Publikum tatsächlich in einen gefühlten Tanzsaal. Land anhaltender Applaus belohnte Solist und Ensemble.
Die angekündigte musikalische Zeitreise wurde dann anschließend Ereignis, denn das Ensemble entbot schließlich zwei Werke aus dem 20. Jahrhundert: Zunächst wurde Bohuslav Martinus „Duo Nr. 1 für Violine und Cello“ geboten. Erneut Stylianos Mastrogiannis an der Violie und Paolo Tedesco mit dem Violoncello waren tatsächlich erfolgreich in ihrem Bemühen, Zeit musikalisch erlebbar zu machen. Welche Zeit spielten sie? Welche Bedeutung haben hier Harmonie und Disharmonie? Es war die gekonnte Darbietung eines modernen Duos.
Zum Abschluss der Matinée kam dann Astor Piazzolas „Otoño porteno“ (Herbst in Buenos Aires) zur Aufführung. Denis Vasylynets mit seiner Violine vermochte es in bestechender Weise, die Zuhörer auf eine Zeitreise mitzunehmen, denn dieses Stück weckte zugleich Erinnerungen an Antonio Vivaldi und so schloss sich an diesem Vormittag der Kreis.
Da der Applaus am Ende nicht versiegen wollte, gab es noch eine Zugabe: Das Presto aus Carl Philipp Emanuel Bachs Hamburger Symphonie. Die Zuhörer im gut gefüllten Rathaussaal waren begeistert und gingen an diesem Wahlsonntag gerne wieder ihrer Wege. An der Eingangstüre zum Rathaussaal war noch ein Hinweis zu lesen, hier gebe es ein Konzert, der Rathaussaal sei heute kein Wahllokal. So konnte Musik zu einem wunderbaren Kontrapunkt an diesem geschäftigen Wahlsonntag werden.
PETER RINK
Hinterlassen Sie einen Kommentar