Zwölf Jahren an der Spitze des Heimatvereins Wasserburg: Ein Interview mit Peter Rink

Zwölf Jahre lang war er Erster Vorsitzender des Heimatvereins für Wasserburg und Umgebung. Unzählige Veranstaltungen und Vorträge, aber auch mehrere gemeinsame Ausflugs-Fahrten wurden unter seiner Regie durchgeführt, die sicher vielen in guter Erinnerung geblieben sind. Peter Rink gab am Montag bei der Jahreshauptversammlung des Heimatvereins (wie kurz berichtet) sein Amt an Matthias Haupt ab.  Nicht, ohne vor den Mitgliedern nochmals Bilanz gezogen zu haben. „Ich darf auf die zwölf Jahre mit großer Freude und sehr großer Zufriedenheit zurückblicken“, so Rink. Zu seiner langjährigen Tätigkeit beim Heimatverein, für die er die Verdienstmedaille des Vereins erhielt, hier ein Interview mit dem Historiker und ehemaligen Direktor des Luitpold-Gymnasiums (2005 bis 2019):

 

Servus Herr Rink, was waren für Sie rückblickend die wichtigsten Arbeiten und Erfolge der vergangenen Jahren bei Ihrer Tätigkeit für den Heimatverein, den historischen Verein für die Stadt Wasserburg und den Altlandkreis?

Wir haben in alle den Jahren den Blick auf das 20. Jahrhundert geschärft. Ich weiß sehr wohl, dass die Erinnerung an die Zeit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für nicht wenige auch sehr schmerzhaft ist, weshalb mancher diese Erinnerung gerne weit weg schieben mag. Aber sie ist wichtig. Unser Bürgermeister, Michael Kölbl, zitiert immer wieder gerne meinen Freund Max Mannheimer, der auch hier in Wasserburg nie müde wurde uns zuzurufen: „Ihr seid nicht verantwortlich für das Geschehene, aber dafür, dass es sich nicht wiederholt, schon.“ Die zwölf Jahre, in denen ich Vorsitzender sein durfte, war auch die Zeit der Errichtung des Gedenkortes für die Opfer des Nationalsozialismus. Sowohl Erster als auch Zweiter Weltkrieg und die Nachkriegszeit waren Gegenstand unserer Aufmerksamkeit und unseres Bemühens. Der Heimatverein hat aber auch mitgewirkt bei ISEK und ähnlichen Initiativen. Wir haben uns für den Bau eines Museumsdepots stark gemacht und es war gar nicht so einfach, geduldige Überzeugungsarbeit bei jenen im Stadtrat zu leisten, denen ein Depot nicht so wichtig erschien. Dennoch, es ist gelungen, auch dafür ein herzlicher Dank an alle, die diese Verantwortung mittrugen.

 

Was war Ihnen in den Jahren Ihre Amtszeit besonders wichtig?

Die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Wasserburg, dem Archiv, dem Museum und dem Verein war mir immer sehr wichtig und sie war hervorragend. Ich will eigentlich keine Namen nennen, aber ich möchte mich von ganzem Herzen stellvertretend bei Michael Kölbl und den Vertretern der Stadt Wasserburg für das stets offene Ohr und das immerwährende gemeinsame Gestalten bedanken und ich darf mich stellvertretend bei unserem Geschäftsführenden Vorsitzenden Matthias Haupt bedanken: Fürs Mitdenken, seine Initiativen, das Handeln, für Hilfe, stete Unterstützung und Freundschaft.

 

Gab es auch negative Erfahrungen? Ist Ihnen etwas nicht gelungen?

Oh ja, wir hatten auch schwierige Tage zu meistern. Die Pandemiezeit und der Verlust unserer Treffpunkte bei der Sparkasse und unserer alljährlichen Adventsveranstaltung auf der Burg gehören dazu ebenso wie der Versuch in der örtlichen Gastronomie, Treffen des Heimatvereins mit Gebühren zu belegen. Auch deshalb danke ich dem Kulturkreis sehr dafür, dass wir hier im Gimplkeller sein können und ich wünsche mir sehr, dass dieser enge Kontakt zwischen unserem Heimatverein und dem Kulturkreis eine lange Tradition begründen mag. Schließlich danke ich den Kellerfreunden. Ich nenne stellvertretend Witgar Neumaier und Otto Zwiefelhofer für die stete Unterstützung und auch für ihre innige Freundschaft. Und es gibt leider auch etwas, was mir trotz aller Bemühungen nicht gelungen ist: Die Zahl der Mitglieder signifikant zu erhöhen und  den Altersdurchschnitt zu senken.

 

Was sind die Stärken, was ist das Besondere am Heimatverein aus Ihrer Sicht?

Unser Heimatverein hat auch in den Zeiten hoher Mobilität und größerer Migration auch seine Flexibilität bewiesen und er beweist sie weiterhin. Mein Vorgänger, Dr. Martin Geiger, war kein Oberbayer, sondern Baden-Württemberger. Ich selbst stamme aus Berlin, dem Herzen Preußens. Und mein Nachfolger ist auch kein gebürtiger Oberbayer, sondern abermals ein Norddeutscher. Daran kann man erkennen, dass unser Heimatverein nicht nur Migranten wie mir Heimat zu bieten vermochte, sondern auch diese Migranten bei unserem Heimatverein Heimat finden können. Darauf können alle, die hier schon immer Heimischen und die Migranten, stolz sein. Ich bin sehr froh darüber, dass mit Franz Quirin Meyer, der Fachschaftsleiter Geschichte am Luitpold-Gymnasium, bereit ist, im Vorstand des Vereins mitzuwirken. Unser Verein kann nur jung bleiben, wenn er den Kontakt zur jüngeren Generation auch ernst nimmt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Heimatvereins und wie sieht Ihre eigene beim Verein aus?

Was wünsche ich mir? Ich wünsche mir, dass unser Heimatverein und die Kellerfreunde auch in der Zukunft präsent sind in dieser Stadt, dass ihre Mitwirkung weiterhin gebraucht wird und dass sie mitreden werden bei allem, was unseren Verein und seine Aufgaben in dieser Stadt in irgend einer Weise berührt. Es hat mir sehr viel Freude gemacht, dem Heimatverein in dieser höchst ehrenvollen Funktion dienen zu können. Ich danke all meinen Weggefährten dafür, dass ich das machen durfte. Matthias Haupt fragte mich kürzlich, ob ich denn den Heimatverein auch künftig unterstützen wolle und hier kann ich aus vollem Herzen sagen: sehr gerne. Ich werde heuer die Südtirolfahrt unternehmen und ich möchte gerne die Zeitzeugeninterviews, die ich in der Vergangenheit geführt habe, zu einer Veröffentlichung bringen. Zum Abschluss möchte ich noch an jemand ganz Besonderen erinnern – eine Person war für mich das stete Sinnbild für Hilfsbereitschaft und immerwährenden Einsatz: Dorle Irlbeck. Es gab keine Adventsveranstaltung ohne ihr stets rührendes Vorbereiten und Organisieren. Ich vermisse sie sehr. Sie hat sehr viel für unseren Verein und die Stadt getan.

HC