Studenten der Akademie der Bildenden Künste in München gestalten Ausstellung in Wasserburg

 

Sie studieren an der Akademie der Bildenden Künste in München und sind nun in Wasserburg zusammengekommen, eine Ausstellung im ehemaligen Umspannwerk zu gestalten. Acht Studenten wohnen für einen Monat n den alten Gemäuer an der Priener Straße. Barbara Karrer, Maxine Weiss, Luisa Heinz, Milan J. Mulzer, Vincent Schober, Jonas Strobl, Georg Weyerer und Florian Clemens Meier werden hier am Freitag eine Ausstellung eröffnen, in der Arbeiten ausgestellt werden können, die sie in den letzten dreieinhalb Wochen gestaltet haben. Unter dem Motto „Artists-in-Residence“ wollen sie gemeinsam und intensiv Arbeiten schaffen und ein spannendes Ausstellungskonzept entwickeln.

m Anschluss an diese Schaffensphase werden die Tore des Umspannwerkes für alle Kunst- und Kulturinteressierten geöffnet. Gezeigt werden dann unter anderem Arbeiten aus den Bereichen Bildhauerei, Malerei, Performance, Video- und Konzeptkunst.

Die besondere Herausforderung im Umspannwerk war, dass es hier zwar Strom gibt, aber kein Wasser. So müssen die Studenten ihr Wasser in Flaschen herbeiholen, selbst wenn sie Kaffee machen wollen. Die benachbarten Johanniter stellen ihnen Trinkwasser zur Verfügung, sodass dieses Problem schnell gelöst werden konnte. Die Stadtwerke unterstützen sie ebenso wie die die benachbarten Firmen Zosseder und Hutterer. Im Badria können sie sich waschen und duschen.

Die acht Studenten haben sich in der Akademie kennengelernt und „wir sind auch kein Kollektiv“, wie Barbara Karrer deutlich betont. Deshalb gebe es für die Ausstellung auch kein „übergreifendes Motto“. Sie gestalten zusammen, arbeiten aber durchaus auch alleine. Sie genießen die „absolute Freiheit“, die sie hier hätten. Auf die Idee gekommen seien sie durch Josefine Pytlik, die aus Wasserburg stammt, aber bei diesem Camp nicht dabei sei.

Man lebe zwar weiträumig auf diesem Gelände, teilweise in Zelten, aber man sei doch auch eine Wohngemeinschaft auf Zeit, wie die Gruppe in einem Gespräch mit der Wasserburger Stimme sagte.

Es sei jetzt zwar alles zeitlich etwas eng, aber man sei zuversichtlich, bis Freitag fertig zu werden. Barbara Karrer bedankt sich auch für die Unterstützung, der Akademieverein München habe dieses Projekt ebenso unterstützt wie der AK 68 in Wasserburg und auch der Rotary-Club in Wasserburg gehöre zu den Sponsoren dieses Projektes.

Das Bildhauerische stehe im Mittelpunkt, konnten wir erfahren und eine sehr wichtige Idee sei eben, dass man mit den Materialien arbeite, die man vor Ort finden könne. Und so wird Schrott der benachbarten Firma Zosseder ebenso zur Grundlage von Skulpturen wie der Garten des Geländes, in dem einer der Studenten ein Gang ausgehoben hat, der dann zu einem eher unterirdischen Aussichtspunkt umgestaltet werden soll.

Wir haben auch mit der Vorsitzenden des AK 68, Katrin Meindl, gesprochen. Für sie war es besonders spannend mit Studenten zu arbeiten, weil sie es auch für die Kunstszene in Wasserburg enorm wichtig finde, dass man mit jüngeren Künstlern zusammenarbeiten könne. Auf diese Weise könne auch der AK 68 seine Zukunftsfähigkeit unter Beweis stellen. Sie zeigte sich enorm begeistert von der Energie der Studenten, diese Ausstellung im Umspannwerk öffne auch die Augen für neue Formen in der Kunst. Es sei ja das Besondere eines Studiums an der Akademie der Bildenden Künste, dass für jeden Neuling nicht das Wissen und Können der Älteren ausschließlich wichtig sei, sondern insbesondere die eigene Kreativität im Mittelpunkt stehen müsse. Das unterscheide den Künstler von anderen Berufen. Ihr sei das Miteinander der Generationen wichtig, weshalb sie begeistert sei, wie das im Umspannwerk funktioniere. Wasserburg sei eine sehr kunstsinnige Stadt. Katrin Meindl verglich in unserem Gespräch dann die Stadt Wasserburg mit einer riesigen Wohngemeinschaft, in der Vielfalt lebe, in der aber auch das Zusammengehörigkeitsgefühl besonders stark sei. Und um dieses Gemeinschaftsgefühl leben zu können, sei diese Aktion im Umspannwerk so aus der Taufe gehoben worden.

Insgesamt ist dieses künstlerische Projekt wie alles Künstlerische, auch endlich. Denn im Herbst soll das Umspannwerk abgerissen werden. Wir dürfen also am Wochenende die letzte große Ausstellung im Umspannwerk, in dem es zwar kein fließendes Wasser gibt, aber jede Menge Energie von jungen Menschen, die aus dem, was da ist, Kunst gestalten wollen und dies wohl auch gut können.

Und wenn sie jene Materialien verwenden, die sie vorfinden, wird auch in gewissem Maße das Sonett von Johann Wolfgang Goethe aus dem Jahre 1800 bestätigt, in dem er betonte, dass Natur und Kunst einander fliehen wollten und doch zusammengehörten, denn in der Beschränkung zeige sich erst der Meister.

Und hier wurde Selbstbeschränkung auferlegt, um etwas schaffen zu können. Wie sagte doch Barbara Karrer. „Ich hätte gar nicht gedacht, hier einen so strukturierten Tagesablauf zu leben.“

Die Vernissage findet am Freitag, 25. August, um 17 Uhr im Umspannwerk an der Priener Straße 3 in Wasserburg (Tegernau) statt. Interessierte sind herzlich willkommen.

Die Ausstellung ist dann am Samstag, 26. August, Sonntag, 27. August , am Samstag, 2. September, und Sonntag, 3. September, jeweils von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Am 26. und 27. August sowie am 2. September 2023, um 15 Uhr gibt es auch jeweils eine Führung durch die Ausstellung mit Künstlergespräch. Am 3. September findet dann von 12 bis 17 Uhr die Finissage der Ausstellung statt.

 

PETER RINK