Umstrittenes Projekt in der Diskussion mit der Landkreis-SPD

„Brennernordzulauf – keine Neubautrasse“ unter dieser Überschrift lud der SPD-Ortsverein Rohrdorf-Thansau für Stadt und Landkreis Rosenheim zu einem Informationsabend ein. Zu diesem aktuell viel diskutierten Thema begrüßte Vorsitzender Michael Hinterbrandner die interessierten Gäste im Gasthof zur Post in Rohrdorf. Jonah Werner, Bezirkstagskandidat aus Rosenheim, eröffnete den Abend und begrüßte neben Simon Hausstetter, dem Bürgermeister aus Rohrdorf, auch Lothar Thaler, den Vorsitzenden der Bürgerinitiative „Brennerdialog e.V.“.

Welchen Stellenwert dieses Thema seit Jahren nicht nur in der Gemeinde Rohrdorf, sondern in der ganzen Region einnimmt, wurde schon allein dadurch deutlich, dass der Veranstaltungsraum voll besetzt war – auch von vielen auswärtigen Gästen aus dem Landkreis …

Das Foto zeigt von links Heinz Österle, Lothar Thaler von der Bürgerinitiative „Brennerdialog e.V. sowie der Landtagskandidat der SPD, Thomas Frank, Bezirkstagskandidat Jonah Werner, Bürgermeister Simon Hausstetter und Ortsvorstand Michael Hinterbrander.

Lothar Thaler ging in seinem Vortrag nicht nur auf die fehlenden Bedarfszahlen, die mit dem Projekt verbundene Flächenversiegelung und die horrenden Kosten ein – sondern er betonte auch nochmal ausdrücklich, dass der Neubau einer Hochleistungsstrecke weder von der EU gefordert noch dem Bedarf einer modernen Güterverkehrstrasse entspreche.

Zudem machte er deutlich, dass ein Neubau nach den aktuellen Zahlen der Verkehrs- und Güterentwicklung nicht nötig sein werde: „Die Bestandsstrecke bietet noch für viele Jahrzehnte ausreichend freie Kapazitäten für die Weiterentwicklung und Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene“.

Die geplante neue Trasse bedeute eine unwiderbringliche Zerstörung der Voralpenlandschaft in Inntal und Chiemgau. Sollte die Neubautrasse notwendig sein für Europa, müssten Opfer gebracht werden. Nicht jedoch, solange deren Notwendigkeit stark bezweifelt werden müsse.

Mit zwei Inn-Unter- sowie Überquerungen habe die aktuelle Planung nichts mehr gemein mit dem im Bundesverkehrswegeplan beschriebenen Vorhaben und es sei offensichtlich, dass Geld, Landschaftsverbrauch und CO2 Bilanz keine Rolle mehr spielen würden.

Bürgermeister Simon Hausstetter erläuterte die Kernforderungen der Gemeinde, die im wesentlichen darauf abzielen, dass bei deren Erfüllung und gewissenhaften Bearbeitung voraussichtlich keine neue Trasse erforderlich wäre. Ferner wurde thematisiert, dass Existenzen nicht erst bedroht seien oder vernichtet würden, falls die Neubautrasse tatsächlich gebaut würde.

Seit Beginn der Planungen gebe es für viele potentiell betroffenen Betriebe und Landwirte bereits keine real existierende Zukunft, da nichts mehr mit Zuversicht investiert oder geplant werden könne, solange die Möglichkeit bestehe, dass dieses fragwürdige, höchst umstrittene Projekt doch noch realisiert werde.

Besonders schlimm sei die Situation für junge Landwirte in der Region. Selbst wenn sie nicht direkt von der Trasse betroffen seien, könnten ihre Flächen als Ausgleichsflächen enteignet werden, wie es in Tirol bereits an der Tagesordnung sei.

Thomas Frank, Landtagskandidat aus Rosenheim, sieht in dem Projekt ebenso wenig Sinn wie die Bürgerinitiativen: Er betonte ausdrücklich, dass die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene zu begrüßen sei und mit hoher Priorität weiter forciert werden müsse und brachte sein Unverständnis darüber zum Ausdruck, weshalb einerseits die freien Kapazitäten der Bestandsstrecke nicht schon längst für die weitere Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene genutzt würden und andererseits eine Neubaustrecke in die Landschaft betoniert werden solle.

Er mahnte mit Nachdruck an, dass dies nicht um jeden Preis und fernab von einer fundierten und seriösen Bedarfserhebung geschehen dürfe: „Natürlich befürworte ich den Güterverkehr auf der Schiene. Aber solange es keine plausiblen Bedarfszahlen für eine Neubaustrecke gibt, ist der Ausbau und die Modernisierung der Bestandsstrecke die einzig vernünftige, rationale und bedarfsorientierte Lösung, für die ich einstehen und weiter kämpfen werde. Nicht das Ziel an sich, sondern die Umsetzung ist in Frage zu stellen.“

Noch vor der anschließenden Diskussionsrunde hob Jonah Werner in diesem Zusammenhang auch nochmal hervor, dass die Bestandsstrecke sofort und weitaus kostengünstiger zur Verfügung stehe: „Mit einem Ausbau kann entgegen einer Neubautrasse sofort und nicht erst in ferner Zukunft begonnen werden. Das wäre zukunftsweisend und kein ökologischer und verkehrspolitischer Rückschritt.“

Am Ende des Abends waren sich alle Beteiligten, Gäste, Bündnisvertreter und Politiker einig, dass es wohl nicht die letzte Diskussion zu diesem mehr als umstrittenen Projekt gewesen sei.

Bleibe abzuwarten, wie vernünftig, bürger- und umweltorientiert am Ende gehandelt werde, so das Fazit der SPD.