Wasserburgs Routinier Kokocinski wird unverhofft der Derby-Held - Ein Interview

Bis zur 93. Spielminute sah es am Samstag so aus, als ob sich der TSV 1880 Wasserburg im Landesliga-Derby gegen den TSV 1860 Rosenheim im siebten Saisonspiel auf das sechste Unentschieden einstellen müsste. Doch dann kam Michael Kokocinski und versenkte in der Nachspielzeit einen Foulelfmeter zum 2:1 – wir berichteten.

Kokocinski hat von nahezu ganz unten (B-Klasse) bis beinahe ganz oben (3. Liga) in fast allen Ligen gespielt. Dabei hat er im Fußball alles gesehen und noch noch mehr erlebt.

Dieser Last-Minute-Siegtreffer gegen seinen Ex-Verein nimmt für den 38-Jährigen in seiner langen Laufbahn aber einen speziellen Platz ein, denn der Spielertrainer der Löwen-Reserve wurde erst am Vorabend des Derbys aufgrund zahlreicher Ausfälle in den Kader der Ersten berufen. So konnte er seiner Fußballgeschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen.

In Wasserburg ist Kokocinski, den alle nur Koko rufen, als Jugendkoordinator auch für den Nachwuchs zuständig. Und darüber können alle Nachwuchsspieler nur froh sein, denn der Ex-Profi ist ein Vorbild, der für Werte steht und diese auch lebt.

In seiner Profilaufbahn hat der ehemalige Offenbacher auf dem legendären Bieberer Berg seine Heimspiele ausgetragen, als Co-Trainer der Sechzig-Amateure war das Grünwalder Stadion sein Wohnzimmer.

Aber noch heute bei Spielen der Wasserburger Reserve ist Kokocinski in der Kreisklasse derjenige, der sich auch vor geringer Zuschauerzahl an einem verregneten Abend im weiten Rund des Badria-Stadions von allen 22 Akteuren am meisten reinhängt.

Wir wollten vom Fußballer aus Leidenschaft wissen, woher diese Hingabe zum Sport stammt, was er jungen Spielern rät und natürlich auch, was ihm vor dem Elfmeter am Samstag-Nachmittag durch den Kopf ging. Unser Interview …

Es war gefühlt Ihr zehntes Comeback in der Ersten. Was dachten Sie, als Sie am Abend vor dem Derby kurzfristig in den Kader nominiert wurden?

Eigentlich bin ich da immer ganz entspannt, wenn die Erste Unterstützung braucht. Da helfe ich immer gerne! Aber ich muss gestehen, dass ich mich schon etwas mehr gefreut habe.

Sie kamen spät in die ausgeglichene Partie. Was wollten Sie der Mannschaft in der Schlussphase geben?

Der Trainer wollte das Spiel unbedingt gewinnen und hat mich als vierten Stürmer eingewechselt. Ich habe dann versucht, die Gegner aus dem Konzept zu bringen, bei jedem Kopfball zu stören, sie in Gespräche zu verwickeln, andere Laufwege zu gehen.

Rosenheim hat viele junge Spieler in der Mannschaft, ich glaube, dass der ein oder andere sich schon etwas ablenken hat lassen.

Was ging Ihnen vor dem Elfmeter durch den Kopf?

Daroczi ist ein guter Torhüter, deswegen wusste ich, dass ich sehr platziert schießen muss. Dann habe ich den Ball in den Winkel geschossen.

Sie sind 38 Jahre alt und haben im Fußball so viel erlebt. Woher nehmen Sie immer noch den Enthusiasmus?

Ich spiele seit ich fünf Jahre alt bin Fußball und ich liebe diesen Sport – egal, ob auf dem Bolzplatz, in der B-Klasse, Landesliga oder im Profibereich. Man kann in jeder Liga Spaß haben, dazulernen und seine Erfahrungen einbringen, um der Mannschaft zu helfen – und das macht mir immer noch sehr viel Spaß!

Diese Leidenschaft kannst du aber nur ausleben, wenn du eine Partnerin an deiner Seite hast, die das alles mitmacht, selber Fußball begeistert ist und dafür bin ich sehr dankbar.

Welchen Rat geben Sie jungen, ambitionierten Amateurfußballern?

Ich sage immer zu meinen Jungs in der Zweiten Mannschaft, wenn ich euch kritisiere, ist das kein persönlicher Angriff. Ich will euch nur helfen, besser zu werden. Wenn ein Trainer oder erfahrener Spieler nichts mehr zu einem jungen Spieler sagt, dann bedeutet das nur, dass ihm dieser mittlerweile egal ist.

Wenn ein junger Spieler heutzutage kritikfähig sowie geduldig ist und immer hart an sich arbeitet, wird er sich definitiv deutlich schneller als seine jungen Kollegen entwickeln.

jah