Ein Spaziergang mit dem dortigen Gebietsbetreuer Dirk Alfermann

Ein Spaziergang auf dem Chiemsee-Uferweg lohnt sich, wie der Gebietsbetreuer Chiemsee – Dirk Alfermann – am heutigen Mittwoch mit seinen Fotos und der Präsentation des Wiesenknopf-Ameisenbläulings zeigt, eine Schmetterlings-Art.

Unter den bekannteren und durchaus häufigeren Arten von Schmetterlingen sind das Tagpfauenauge, der Kleine Fuchs oder einer der hierzulande größten Tagfalter, der Schwalbenschwanz. Mit etwas Glück sieht man sogar den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling – wie im Bild oben. Hier sitzt er auf einer Blüte des Großen Wiesenknopfs am Rande einer Streuwiese entlang des Uferweges. 

Ebenso wie sein nächster Verwandter, der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling, zählt er aufgrund seiner ganz besonderen Fortpflanzungsbiologie sicher zu den ausgefalleneren Schmetterlingsarten. Ganz wichtig für das Vorkommen dieser Falter ist nämlich zunächst das Vorhandensein des Großen Wiesenknopfs. Ohne die zu den Rosengewächsen zählende Pflanze gäbe es den Falter nicht.

Ein Pärchen des Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulings. Diese deutlich seltenere Bläulingsart kommt nur an wenigen Stellen um den Chiemsee vor.

Die ausgewachsenen Schmetterlinge fliegen die tiefroten Blütenköpfe gezielt an, um hier Nektar zu saugen, aber insbesondere auch, um an den oft noch nicht ganz aufgeblühten Blütenständen ihre Eier abzulegen. Bereits nach acht Tagen schlüpfen die kleinen Raupen und ernähren sich zunächst von den Blütenköpfen.

Weibchen des Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulings bei der Eiablage.  

Nach gut zwei Wochen lassen sie sich dann zu Boden fallen, um hier von Knotenameisen aufgesammelt und in deren Bau getragen zu werden. Dies ist die zweite wichtige Voraussetzung für das Vorkommen dieser Bläulingsarten.

Durch das Absondern von sogenannten Botenstoffen wird die Raupe von den Ameisen als Nestinsasse toleriert. Die Raupe selbst ernährt sich nun räuberisch von der Ameisenbrut. Nach mehreren Monaten verpuppt sich die dann propper gewachsene Schmetterlingsraupe, um nach insgesamt elf Monaten als vollentwickelter Schmetterling zügig den Ameisenbau zu verlassen, da die Tarnung jetzt nicht mehr greift. Der Fortpflanzungszyklus beginnt nun von Neuem.

„Es freut mich sehr“, so der Gebietsbetreuer für den Chiemsee, Dirk Alfermann, „dass der Schmetterling in den letzten Jahren auch an einigen Stellen entdeckt wurde, wo er bisher nicht bekannt war.“

Dies zeigt, dass die extensive Bewirtschaftung der Streuwiesen im Rahmen des Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramms, speziell auch hier für diese Falterarten, ihre Wirkung zeigen.

Die besonders artenreichen Streu- und Pfeifengraswiesen werden erst ab dem 1. September gemäht, wofür die Landwirte zusätzlich entlohnt werden. Darüber hinaus nehmen die Gemeinden Rücksicht beim Wegeunterhalt und der Randstreifenmahd.

Besonders erfreulich sei zudem, dass in manchen Bereichen sogar der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling zu finden ist. Er ist noch mal deutlich seltener und gilt sogar als stark gefährdet.

Beide Arten haben in Bayern sowie im Nachbarland Baden-Württemberg ihren Verbreitungsschwerpunkt innerhalb der Bundesrepublik Deutschland und auch darüber hinaus, woraus eine besondere Schutzverantwortung für den Erhalt dieser europaweit gefährdeten und geschützten Arten resultiere.

Im Natura 2000-Gebiet Chiemsee sei diese dank naturschutzfachlicher Wiesenbewirtschaftung und rücksichtsvoller Wegeunterhaltung gegeben.

Fotos: Dirk Alfermann