Ein „Kessel Buntes" zum Abschluss der 17. Wasserburger Theatertage

Am gestrigen Sonntag endeten die 17. Wasserburger Theatertage. In einem Gespräch mit der Wasserburger Stimme haben Annett Segerer, Constanze Dürmeier und Nik Mayr, die das Leitungsteam des Theaters Wasserburg bilden, ihre große Freude darüber gezeigt, wie diese Theatertage abgelaufen sind. Nik Mayr hat den Ablauf der Theatertage als „tadellos“ charakterisiert, man sei unheimlich glücklich mit der Qualität der Inszenierungen, der Resonanz beim Wasserburger Publikum und dem Miteinander der verschiedenen Akteure bei diesen Theatertagen.

Das Motto hieß ja in diesem Jahr: „Alte Bekannte“. Und so kamen Privattheater nach Wasserburg, die sich mit den Gegebenheiten hier schon auskennen. Das Wasserburger Publikum sei bei den Theaterschaffenden sehr beliebt, meint Annett Segerer, und die Stimmung sei immer gut gewesen. Man habe viel positives Feedback bekommen, ergänzt sie. Das Motto „Alte Bekannte“ habe gut funktioniert und auch das Miteinander der Beteiligten sei ausgesprochen positiv gewesen.

Im Wasserburger Theater prangt in der Eingangshalle riesig groß ein Transparent, auf dem der Schriftzug „Alles absurd“ zu lesen ist. Das Gespräch mit dem Leitungsteam ging auch auf die Bedeutung des Absurden in dieser Saison ein. Nik Mayr skizzierte kurz aus seiner Sicht die Absurditäten der letzten zwölf Monate. Da sei natürlich die Weltpolitik zu nennen mit dem Krieg in der Ukraine und seinen Folgen sowie die Kostenentwicklung gerade bei den Energiepreisen, aber natürlich auch der Tod des langjährigen Leiters des Theater Wasserburg Uwe Bertram. Nach seinem Tod im November 2022 habe man beim Theater Wasserburg eine enorme Unterstützung erfahren, sodass, wie Nik Mayr nicht ohne Stolz ergänzt, dieses letzte Jahr auch in gewisser Weise „auf eine schöne Art“ absurd geworden sei. Der Förderverein des Theaters Wasserburg habe einen unerwarteten Zuwachs an Mitgliedern und Förderern erfahren, das habe nach dem Tode von Uwe Bertram hier allen sehr gut getan.

Die Wasserburger Theatertage, die nunmehr zu Ende gehen, seien natürlich ein großes Wagnis gewesen, nachdem Uwe Bertram nun nicht mehr dabei sein kann. Aber man habe bemerken können, dass die Menschen gerne ins Theater gingen, sie entschieden sich für das Theater. In der Spielzeit 2022/23 habe man viermal einen Theatertag organisieren können, da seien mehr Menschen als sonst gekommen. Und auch die Erfahrung, dass alle, die beim Theater mitarbeiten, auch überall mitgeholfen hätten, habe gezeigt, dass das Theater Wasserburg einen sicheren Platz im kulturellen Leben der Stadt habe. Das zeigten die Reaktionen auf Veranstaltungen, aber auch die Mitgliederentwicklung beim Förderverein.

Als im vergangenen Jahr die medizinische Diagnose von Uwe Bertram bekannt wurde, habe Uwe Bertram alle seine Aktivitäten beim Theater seinen Mitarbeitern offen gelegt. Dadurch sei es später möglich gewesen, die anfallenden Aufgaben auch gut zu erledigen und damit sein Werk auch sachgerecht fortzuführen. Wenn man sich austausche, meint Constanze Dürmeier, und gegenseitig kommuniziere, was einen beschäftige, könne man auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Wie es mit den Theatertagen laufen könne, habe man nicht gewusst, deshalb habe man alte Bekannte angesprochen und auf diese Weise ein gelungenes Programm für die Theatertage zusammenstellen können. Dann sei man zu den einzelnen Theatern gefahren und habe sich die Produktionen vor Ort angesehen und auf diese Weise das Programm für die Theatertage erstellt. Was für die Akteure neu war und woran sie sich erst gewöhnen mussten, war die Teamarbeit. Und hier habe man erfahren dürfen, dass beim Theater Wasserburg eine gute, gewinnbringende Teamarbeit möglich ist. Und der Erfolg der 17. Theatertage zeige, dass dies Ergebnis der gemeinsamen Anstrengung sei. Aber jetzt, so ergänzt Annett Segerer, sei man doch etwas ausgelaugt.

Für die kommende Spielzeit habe man bereits ein vollständiges Programm erarbeitet mit insgesamt sieben Premieren (siehe unten). Daneben gibt es acht Wiederaufnahmen, darunter Anton Tschechows „Der Kirschgarten“, eine Inszenierung von Uwe Bertram aus dem Jahr 2018, die am 10. und 11. November 2023 nochmals aufgeführt werden wird. Am 10. November 2022 ist Uwe Bertram verstorben.

Mit Erzähllust in die nächste Spielzeit

Auch für die Zukunft sei man gut gerüstet, meinten alle drei des Leitungsteams. Das Motto des Theaters Wasserburg ist und bleibe die Erzähllust, erklärten sie übereinstimmend zum Finale der Theatertage.
Es fand im Gastgarten der Bar Helmut statt. Motto war: „Alte Bekannte – ein Kessel Buntes“. Das Team des Theaters Wasserburg hatte einen bunten Reigen an musikalischer Darbietung vorbereitet und dazu sechs Musiker gebeten, die musikalische Umrahmung zu gestalten. Susan Hecker, Annett Segerer, Hilmar Henjes und Nik Mayr konnten zeigen, dass sie nicht nur über großes schauspielerisches Können verfügen, sondern auch das Talent des Singens ihnen nicht fremd ist. Und so wurde den 100 Zuschauern, die an diesem Abend gekommen waren, um mit dem Team den erfolgreichen Abschluss der Theatertage 2023 zu feiern, eine Revue an musikalischen Darbietungen, sozusagen ein buntes Potpourri musikalischer Leckereien, geboten.

Mittendrin präsentierte Georg Karger, der am Bass spielte, das kleine Orchester, das aus Pit Holzapfel (Posaune, Gitarre und Melodica), Anno Kesting (Schlagzeug), Wolfgang Roth (Holzblasinstrumente), Leonhard Schilde (Violine, Bratsche, Gitarre) und Eka Kuparadze (Klavier) bestand. Georg Karger ließ es sich nicht nehmen, seine musikalischen Mitstreiter ausführlich vorzustellen.

Preis mit 1.500 Euro vom Landkreis Rosenheim dotiert

Daran anschließend verlieh Christoph Maier-Gehring, der Kulturreferent des Landkreises Rosenheim, den Publikumspreis der 17. Wasserburger Theatertage. Anders als in den Vorjahren, als es einen Inszenierungspreis gab, wurde heuer ein Publikumspreis vergeben. Annett Segerer stellte kurz dar, wie der Preisträger gefunden werden konnte. Man habe allen Besuchern bei den Vorführungen ein Kärtchen gegeben, das die Zuschauer nach dem Stück in eine Box werfen konnten, wenn sie der Ansicht waren, dass dieses Stück den Publikumspreis verdiene. Dann habe man die Zahl der Kärtchen, die die Besucher am Ende jeder Veranstaltung eingeworfen haben, mit der Zahl der Besucher bei den Vorführungen während der Theatertage ins Verhältnis gesetzt und so habe man feststellen können, wie hoch der Prozentsatz der Besucher war, die ein Stück für preiswürdig hielten. Den Preis, den der Landkreis Rosenheim mit 1.500 Euro dotiert hat, erhielt das Ensemble des „Spiel.Werk Ansbach“, das am 20. Juni mit seiner Aufführung von „Alien Reality“ das Publikum zu begeistern vermochte (wir berichteten). Insgesamt 95,24 Prozent hätten ihre Stimme für diese Darbietung abgegeben, ein eindrucksvolles Votum. Lukas Aue nahm den Preis dankbar entgegen. Daran anschließend klang der Abend bei anregender Musik, warmem Wetter, anregenden Gesprächen und guter Stimmung aus.

Peter Rink

In der Spielzeit 2023/24 hat das Theater Wasserburg unter anderem acht „Wiederaufnahmen“ geplant, also Darbietungen, die bereits einmal aufgeführt wurden, nämlich:

Präsidentinnen von Werner Schwab (ab 20. Oktober 2023)
Der Kirschgarten von Anton Tschechow (am 10. und 11. November 2023 zum Gedenken an Uwe Bertram)
Betreutes Trinken, eine Lesereihe (ab 23. November 2023)
Nachtasyl von Maxim Gorki (ab 24. November 2023)
Planet Paule von Annett Segerer (ab 26. November 2023)
Rotkäppchen … oder so ähnlich von Annett Segerer (ab 3. Dezember 2023)
Werther nach Johann Wolfgang von Goethe (am 15. und 26. Dezember 2023)
Anne Frank – das Tagebuch der Anne Frank (nur am 27. Januar 2024)

Daneben wird es auch sieben Premieren in der kommenden Spielzeit geben:
Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt (ab 13. Oktober 2023)
Richard III. von Mario Eick nach William Shakespeare (ab 17. November 2023)
Der Messias von Patrick Barlow (ab 1. Dezember 2023)
Der Kontrabass von Patrick Süskind (ab 2. Februar 2024)
Masterclass – Die Schauspielschule Zerboni zu Gast mit der Abschlussinszenierung der Masterclass 2024 (ab 8. Februar 2024)
Ein Schluck Erde von Heinrich Böll (ab 23. Februar 2024)
Die fürchterlichen 5 nach Wolf Erlbruch (ab 12. Mai 2024)