Masterplan - manche bejubeln ihn, andere verpönen die Ausarbeitung der Stadtplaner

Ein Masterplan als Ergebnis von Befragungen, Workshops, Bedarfsanalysen und Abwägungen von ISEK-Empfehlungen aus dem Jahr 2012 wurde am Dienstagabend zum großen Schlagabtausch genutzt. Grundsätzlich stand der Tagesordnungspunkt als einer von Vielen auf dem Programm im Gemeinderat. Doch es sollte länger dauern, um Klarheit, Einigkeit und Differenzen auszutauschen. Nach drei Stunden Wortgefecht und Informationsflut stand fest: Der Tagesordnungspunkt wird vertagt und die Experten, die die Gemeinde für den Masterplan bestellt hatte, bündeln die Ergebnisse aus der Workshop-Reihe zu einer Zusammenfassung.

Nur dann lasse sich überhaupt eine Entscheidung treffen, waren sich viele Gemeinderäte einig. Andere aus dem Gremium verstanden die ablehnende Haltung ihrer Ratskollegen nicht. „Ich weiß nicht, was Ihr eigentlich wollt. Es ist doch alles klar jetzt mit dem Masterplan“, zeigte sich Eva Rehbein überzeugt. Sie reagierte auf Wortmeldung anderer Fraktionen, die sich unzufrieden äußerten, weil der vorgestellte Masterplan einerseits schon sehr akkurate Änderungen vorgebe. Andererseits aber „zu schwammig“ wirke. „Wenn wir morgen gefragt werden, habt Ihr Parkplätze am Marktplatz beschlossen, können wir sagen, Ja, irgendwie schon. Wenn wir aber dann von jemand anderem gefragt werden, ob wir mehr Grünfläche an gleichem Platz beschlossen haben, müssten wir eigentlich auch sagen, Ja, so könnte man das auch auslegen“, zeigte sich Hans Urban skeptisch. Es sei einerseits nicht klar, was eigentlich umgesetzt werden solle, andererseits komme es zu einschneidenden Änderungsaufgaben. Für Gemeinderätin Sabine Binsteiner-Maier ist es eine Art Empfehlung, die dann nachträglich im Detail ausgearbeitet beziehungsweise geplant werden könne.

Das steht im Masterplan

Für die Stadtplaner Rainer Heinz und Dr. Robert Leiner wurde es zur Aufgabe, verschiedene Ortsfleckchen mit Optimierungs-Ansätzen zu versehen. Im Grundsatz stand fest: Die Ortsmitte ist multifunktionaler, wohltuender und identitätsstiftender Raum. Sie ist Versorgungsstandort, Treffpunkt und Aufenthaltsort, Ort der Begegnung und Kommunikation und hat die örtliche Funktion als „gemeinsames Wohnzimmer“ für die Bürgerinnen und Bürger. Vom ursprünglichen Gedanken, den Bräuhausplatz etwas zu „beruhigen“ und hier anstatt des ortsmittigem Kurzzeitparkens eine Art Treffpunkt anzusteuern (so sah es lange die ISEK-Empfehlung vor) wurde über Board geworfen. Vielmehr wurde erkannt, dass die Bereiche zwischen Rathaus und Löwenbrunnen mehr Aufenthaltszentrum sein könnten. An der Rute wären Parkplätze machbar, doch hier und auch andernorts könne nicht mit vollumfänglicher Fläche geplant werden, da die Eigentumsverhältnisse teils privat seien. Die Hauptstraße und die Wasserburger Straße sowie die Münchener Straße – überhaupt – die gesamte Ortsdurchfahrt wurden im Masterplan ebenso behandelt, wie die Tatsache, dass man sich uneinig sei, wie das Verkehrsgutachten mit Verkehrszählung zu bewerten sei. Die Experten zeigten sich überzeugt davon, dass es positiv gelingen könne, die Durchfahrt für Lastwagen etwas zu erschweren, um mehr Aufenthaltsqualität anzustreben. Einige Gemeinderäte allerdings hatten hierzu eine gegenteilige Meinung. Für die Hauptstraße sei es nach Ansicht von Klaus Breitreiner wichtig, endlich eine Verbesserung und eine Sanierung der Straße anzugehen. Es sei schon längst überfällig, die Straßenverhältnisse zu optimieren.

Die Erwartungen an den Masterplan könnten unterschiedlicher nicht sein. Fest steht aber: Es soll etwas in Haag entwickelt und umgesetzt werden soll. Kein Ladenhüter quasi, sondern bemerkbare Verbesserung.

Die Gegebenheiten, beispielsweise in Bezug auf den Platz auf der Fahrbahn vieler wichtiger Strecken, müssen ausgelotet werden. Radfahrer und Autofahrer gleichermaßen gut damit zurechtkommen und auch für Fußgänger Maßnahmen ergriffen sein. Auch die Möglichkeit, die Ortsdurchfahrt in Teilen auf Tempo 20 zu reduzieren, stoß auf zwiegespaltene Resonanz. „Dann können wir uns ja manche Überlegungen gleich sparen, weil dann immer rechts vor links gilt“, brachte sich etwa Hermann Jäger ein.

Entschleunigung ist ein großer Begriff im Masterplan für den Markt Haag.

Für die Hauptstraße sieht das Arbeitspapier etwa eine Änderung bei der Abbiegespur an der Ampel vor. So solle diese Rechtsabbiegespur wegfallen, alle Fahrzeuge egal welcher Richtung auf einer Spur hintereinander auf die Ampelschaltung warten. Bislang konnten sich mit diesem Vorstoß nicht alle aus dem Gremium „abfinden“. Dr. Leiner betonte in seinen Ausführungen, dass es auch immer unterschiedlich sei, wie stark man entschleunigen könne und in welchem Ausmaß solche Umsetzungen abzuwägen seien.

Hier Ausschnitte aus dem vorgestellten Masterplan:

Fest steht: In Haag soll Attraktivität und Aufenthaltsqualität gestärkt werden und die Knotenpunkte im Straßenverkehr eine Überarbeitung erhalten. In welchem Ausmaß und Zeithorizonten sei völlig offen. Bürgermeisterin Elisabeth Schätz betonte, der Masterplan gebe Richtungen vor und würde im Nachgang, wenn der Gemeinderat diesen befürwortet, von Planern weiter ausgearbeitet. Welche Umsetzungen dabei priorisiert würden, ist noch nicht klar. Weitere Stellungnahmen von Gemeinderatsmitgliedern folgen.

Das Bürgerinteresse war groß. Viele Zuhörer lauschten den Ausführungen der Stadtplaner und der Diskussion. Manchmal wurde der Kopf geschüttelt. Wichtig für die Bevölkerung bleibt aber wohl: Es soll sich etwas bewegen in und für Haag.