Rosenheimer Pflanzenbautag gibt Landwirten Empfehlungen für eine zukunftsfähige Grünlandbewirtschaftung

Rund 150 Landwirte, Studierende der Landwirtschaftsschule Rosenheim und Interessierte waren zum traditionellen „Rosenheimer Pflanzenbautag“ in den Gasthof Höhensteiger nach Westerndorf-St. Peter gekommen. Eingeladen hatten der Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf) Rosenheimer Land sowie das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Rosenheim.

Dr. Georg Kasberger, Behördenleiter des AELF Rosenheim stellte in seinen einleitenden Worten fest, dass es in den letzten Jahren auch im Landkreis Rosenheim, besonders im nördlichen Teil zu längeren Trockenperioden und den damit verbundenen negativen Folgen für die Landbewirtschaftung kam. Veronika Koder (AELF Rosenheim) konnte diese Feststellung mit der Auswertung der Wetterdaten 2024 im Vergleich zum langjährigen Mittel (30-jähriger Durchschnitt) bestätigen. So zeigte sich im Juni letzten Jahres ein großes Defizit an Niederschlag (100 Millimeter) im Vergleich zum langjährigen Mittel.

Als Folge kam es zu Trockenstress und Ertragsausfällen im Grünland. Wie zukünftig mit Wetterextremen, insbesondere langanhaltende Trockenheit im eigentlich niederschlagreichen Voralpenland umgegangen werden kann, war Thema des Referenten Andreas Klingler von der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Raumberg – Gumpenstein, Steiermark.

Strategien für eine zukunftsfähige Grünlandbewirtschaftung

Andreas Klingler stellte in seinem Fachvortrag Ergebnisse aus praxisnaher Forschungsarbeit in Österreich und aus den seit 2012 durchgeführten Freiland-Klimaversuchen im Grünland an der höheren Lehr- und Forschungsanstalt vor und übertrug wesentliche Erkenntnisse auf das Rosenheimer Land.

Gerade der Standortfaktor Boden mit einer ausgewogenen Nährstoffversorgung, ein angepasstes Grünlandmanagement, zum Beispiel mit Schnitthöhen von bis zu 8 Zentimetern und Vermeidung von Bodenverdichtung bei organischer Düngung sowie die Sortenwahl der Grünlandmischungen tragen zu einer nachhaltigen Grasnarbe bei, die Stresssituationen, wie Trockenheit, besser verträgt. Bei der Bestandszusammensetzung wies Klingler darauf hin, dass wertvolle Futtergräser und Leguminosen wie dt. Weidelgras oder Weißklee durch ihr flaches Wurzelsystem auf regelmäßige Niederschläge angewiesen sind.

Andere Arten wie Knaulgras und Rotklee können durch ihr tiefer ausgebildetes Wurzelsystem besser mit Trockenstress umgehen. Auffällig bei den wissenschaftlichen Ergebnissen sei die hohe Resilienz, das heißt gute Erholungsfähigkeit von dt. Weidelgras und Weißklee, so der Referent. Zwar entstehen bei Trockenheit hohe Ertragsverluste, da diese Arten in einen Ruhemodus schalten würden, erklärte Klinger, bei wiedereinsetzendem Niederschlag trieben diese aber sehr schnell wieder aus. Qualitativ – beim Rohproteingehalt – verschlechtere sich nach den Beobachtungen in Österreich der Aufwuchs nach Trockenstress nicht.

Große Bedeutung wies Andreas Klingler einem nachhaltigem Grünlandmanagement im Alpenraum auf den Almen zu, um einer raschen Verbuschung bzw. Waldentstehung bei steigenden Temperaturen, Wetterextremen und längerer Vegetationsperioden vorzubeugen. Entscheidend für die Region Rosenheim wird nach seinen Worten künftig eine flexible, situativ angepasste Nutzung des Dauergrünlands bei zunehmenden Wetterextremen werden.

Wiesenrispe erfolgreich im Grünland etablieren

Johannes Überacker (AELF Rosenheim) präsentierte erste Ergebnisse zum Praxisversuch der Grünlanderneuerung mit dem Ziel die Wiesenrispe zu etablieren. Im Vergleich zum deutschen Weidelgras ist die Wiesenrispe wesentlich unempfindlicher gegenüber Trockenheit bei gleichzeitig hoher Schnittverträglichkeit. Allerdings ist es eine Herausforderung diese im bestehenden Grünlandbestand aufgrund der langsamen Jugendentwicklung zu etablieren. Die ersten Versuchsergebnisse deuten auf eine Wahl des Saattermins im Herbst, aufgrund der geringeren Konkurrenz der Altnarbe hin. Bereits die Taufeuchte im Herbst 2023 reichte aus, um die Qualitätsmischungen zu etablieren.

Aktuelle Informationen zum Maisanbau und Pflanzenschutz lieferte Mathias Mittereiter vom AELF Rosenheim. Zunächst wurden für die Region empfohlene Maissorten vorgestellt. Der Wegfall von Herbiziden Wirkstoffgruppen unter anderem im Mais und Getreide, veränderte rechtliche Anwendungsauflagen und verlange von den Rosenheimer Landwirten Anpassungen.

Wie funktioniert pflugloser Maisanbau im Landkreis Rosenheim?

Johannes Überacker stellte in einem weiteren Beitrag die Erfahrungen aus den Praxisversuchen von Landwirten zum gewässerschonenden Maisanbau vor, die in enger Zusammenarbeit mit dem AELF Rosenheim erfolgten. Für erosionsgefährdete Ackerflächen wie zum Beispiel „KWasser2″-Feldstücke erörterte er mögliche Lösungsansätze: Engsaat des Maises, Hangteilung quer des Feldstückes sowie Mulchsaat des Maises in die Zwischenfrucht. Josef Linner,

Demonstrationsbetrieb für Gewässerschutz des AELF Rosenheim stellte seine Praxiserfahrungen aus den langjährigen Versuchen zum pfluglosen Maisanbau ergänzend vor. Gegenüber der gepflügten Parzelle wiesen, die mittels Grubber beziehungsweise Fräse bearbeiten Parzellen eine verbesserte Wasserinfiltration und somit geringere Erosion bei einem möglichen Starkregenereignis auf. Entscheidend bei der Saatbettvorbereitung von Mais seien die Witterungsbedingungen, um die Zwischenfrucht beziehungsweise Altverunkrautung zu bearbeiten.

Der Betrieb Linner setzt hierzu auf mehrmalige Bodenbearbeitungsschritte und auf eine anschließende Saat mit Kreiselegge. Eine weitere Möglichkeit Erosion im Maisacker zu verringern, ist die Einsaat einer Untersaat. Dies lässt sich in der Praxis auch beim mechanischen Hacken durchführen. Nach den Vorträgen und dem Dank an die Referenten und die Praxisbetriebe Linner (Pelham), Fischer (Alteiselfing), Hamberger (Stephanskirchen), des AELF Rosenheim konnten die Besucher beim Mittagessen den informativen Vormittag ausklingen lassen.

Foto (von links): Anna Bruckmeier (Bereichsleiterin Landwirtschaft, AELF Rosenheim), Mathias Mitterreiter (AELF Rosenheim), Andreas Klingler (HBLFA Raumberg- Gumpenstein), Josef Grandl (Vorsitzender des vlf Rosenheimer Land), Dr. Georg Kasberger (Behördenleiter AELF Rosenheim), sowie Veronika Koder und Johannes Überacker vom AELF Rosenheim.