Verschiedene Meinungen der Stadträte in Wasserburg zum geplanten Unterbringen des Oldtimers im neuen Feuerwehrhaus

Das neue Feuerwehrhaus in Wasserburg schlug bereits viele Jahre hohe Wellen. Uneins, wo. Uneins was. Doch nun schärfen sich die Absichten und Meinungen. Mit der Vorentwurfsplanung hat sich der Wasserburger Stadtrat deshalb ein Gutes getan, das Großprojekt auf Spur zu bringen. Bevor die beiden Planer die angedachten Baumaßnahmen in Form bringen konnten, wurde viele Monate im Arbeitskreis, bestehend aus Vertretern der Stadtverwaltung, Stadträten und Feuerwehrprofis, also auch Praktikern, die genau wissen, was es für einen zeitgemäßen Feuerwehralltag braucht, beraten und diskutiert.

Der nun vorgestellte Vorentwurf fand im Gremium des Workshops großen Anklang. „Wir haben wirklich viel besprochen, abgewogen und sind Planungsmöglichkeiten durchgegangen“, betonte Bürgermeister Michael Kölbl. Er musste sich nach den Ausführungen der beiden Planungsreferenten des dafür zuständigen Ingenieurbüros mit verschiedenen Meinungen auseinandersetzen, die durch das Gremium aufkamen.

Vor einiger Zeit kam es zu Unstimmigkeiten mit der damals aktiven Kommandantur der Wasserburger Floriansjünger.

Es ging um besonderen Bedarf, den die damals aktive Führungsmannschaft unbedingt bei den Bauplanungen inbegriffen haben wollte. Um diesen Bedarf, der unterschiedlich notwendig angesehen wurde, entbrannte große Unstimmigkeit.

Mit den neu angetretenen Kommandanten schien ein Neuanfang für das Arbeitskreis-Gremium gefunden und eine Neuauflage der Bedarfsmeldungen.

Zweifelsohne solle das Wasserburger Feuerwehrhaus zeitgemäß und modern erbaut werden und alle Notwendigkeiten eingeplant werden. Doch am Donnerstagabend wurde neben den obligatorischen Elementen eines solchen öffentlichen Baus, einer guten Infrastruktur auf dem Gelände, auf praktische Wegungen und Räumlichkeiten und auf den zukunftsträchtigen Bedarf – auch noch ein Punkt präsentiert, der einem Wunsch des Feuerwehrvereins  entsprungen war: Die Integrierung eines Standplatzes für einen Feuerwehr-Oldtimer. Dadurch wäre das Fahrzeug auch zur Anschauung für die Öffentlichkeit zugänglich. 

Wie berichtet, haben die Planer dafür einen knapp bemessenen zusätzlichen Bereich ins Auge gefasst, der zur Eingangshalle des Gebäudes gehört.

Die Reaktionen darauf waren unterschiedlich. Während der Feuerwehrreferent unabdingbar für diese Möglichkeit warb, zeigten sich andere eher skeptisch und rieten den Fokus auf das notwendige neue Feuerwehrgebäude für den reinen Zweck des Feuerwehralltags zu legen. Schlussendlich kam es zur Befürwortung des Beschlusses, die erweiterte Eingangshalle in die Planungen mit auf zu nehmen und somit dem Oldtimer eine Herberge zu gewähren. Dabei im Blick die prognostizierten Zusatzkosten in Höhe von 225.000 Euro. Nicht alle Aussagen, Meinungen und Wortmeldungen sind nachfolgend notiert, jedoch eine Auswahl einzelner Wortbeiträge. Deutlich erkennbar immer: Die Notwendigkeit eines modernen Feuerwehrgebäudes ist grundsätzlich unstrittig.

Hier die Aussagen einiger Stadträtinnen und Stadträte im Überblick:

Armin Sinzinger, Feuerwehrreferent der Stadt Wasserburg: „Auf die Planungen zum Gebäude möchte ich jetzt gar nicht eingehen, diese sind wichtig für unsere Feuerwehr und sehr gelungen. Dieser Status, den wir im aktuellen Stand haben, wird sich noch entwickeln. Die Feuerwehr möchte im Neubau das historische Fahrzeug unterbringen. Dieses Fahrzeug ist vielleicht nicht jedem bekannt, deshalb möchte ich darüber kurz sprechen. Es ist ein Unikat. In der Form gibt es das nicht mehr. Es wurde 1941 gebaut. In den letzten Kriegsjahren 1943 bis 1945 war es in Wasserburg stationiert. Des Öfteren wurde es zu Löscharbeiten nach München abkommandiert. Auch in Innsbruck und Stuttgart kam es zum Einsatz. Bei einer Rückfahrt wurde es sogar beschossen. Der Wagen wurde nach Stockdorf verkauft und gelang einige Zeit danach in die Nähe von Sankt Wolfgang, wo es bis 1976 im aktiven Dienst gewesen ist. Dann kam es über Umwege wieder nach Wasserburg. Hier restaurierten zahlreiche Feuerwehrler das Fahrzeug liebevoll, der heutige Zustand kann sich sehen lassen. Wie es der Planer mitgeteilt hat, können wir mit einer Lebensdauer des Gebäudes von 50 Jahren rechnen. Das bedeutet, wenn man den errechneten Betrag, was der Bau für die Unterbringung des alten Fahrzeugs ausmacht,  derzeit schätzungsweise 225.000 Euro, das sind dann 4.500 Euro im Jahr, die wir investieren, um dieses Fahrzeug ausstellen zu können. Ich bitte Euch, zu bedenken, dass das auch nicht einmal zwei Prozent der Bausumme darstellt. Die sollten wir für dieses Unikat schon aufwenden.“

Sepp Baumann: „Bei der letzten Diskussion im März haben wir ja schon gesagt, dass der Bau des Feuerwehrhauses an dieser Stelle eine Vorbildfunktion haben muss für die Einfahrt zur Stadt Wasserburg. Was mir noch etwas Kopfzerbrechen bereitet, ist der Vorplatz. Wenn alle Fahrzeuge beispielsweise draußen stehen, kann niemand mehr herumfahren. Ich finde, man müsste am Parkplatz an der Rampe mindestens fünf oder acht Meter wegnehmen, damit wir ein größeres Areal für die Feuerwehr schaffen könnten. Außerdem denke ich, es müsste ein Zaun angebracht werden. Man kann das doch nicht einfach für jeden zugänglich machen. Das ist doch ein Schutzbereich. Das An- und Ausliefern der Schmutzwäsche erachte ich als nicht ganz schlüssig. Hier bin ich mir sicher, dass dieser Bereich in der aktuellen Planung viel zu klein bemessen. Zum Oldtimerfahrzeug: Das hat sicher seinen Wert, aber das Sichtfeld um die eigentliche Halle herum wird doch dramatisch verschlechtert und darum denke ich für die Praxis wäre es besser, das Fahrzeug die nächsten zwanzig Jahre in den nun gebauten allgemeinen Fahrzeughallen abzustellen. Da braucht es keinen zusätzlichen Platz für dieses Ausstellungsstück. Mir geht es da nicht allein um die Kosten, aber unsere Fraktion ist der Meinung, dass wir uns das wirklich gut überlegen müssen, ob es diese weitere Fläche braucht. Da gehen dann immer viele Leute direkt eng vorbei, der Oldtimer wird sicherlich nicht besser dadurch. Wasserburg braucht zügig ein neues Feuerwehrhaus, da sind wir uns alle einig“

Werner Gartner: „Was mich wundert ist, dass der Feuerwehrreferent gar nicht über das Gebäude spricht, sondern nur über den Oldtimer spricht und nicht über das Gebäude selbst. Wie ist denn der Konsens beim Thema der Umfahrung für die Feuerwehrler.

Ist das bei der Ausfahrt alles gut zu schaffen oder wird es umständlich? Sind die Wege beim Ausrücken praktisch genug?“

Sowohl Bürgermeister Michael Kölbl als auch der Planer bejahten die unkomplizierten Ausfahrten.

Christian Stadler: „Ähnlich wie der Feuerwehrreferent werde ich mich auch auf den Oldtimer fokussieren. Ich war im Arbeitskreis auch mit dabei und wir dort gab es die Übereinkunft, dass man am Konzept eigentlich nicht wirklich was verbessern kann. Das ist genau passend. Mir geht es jetzt darum, welche Grundsatzentscheidung getroffen wird. Wollen wir das Feuerwehrauto hier mit unterbringen? Ich bin der Meinung, dass die Kosten dafür sehr hoch angesetzt wurden. Es ist nach den aktuellen Folien zufolge, eine Mischung aus Windfang, Ausstellungsraum und Wintergarten. Wenn man das jetzt rein vom Volumen her berechnet, kommt man in etwa auf die Hälfte des Preises, der hier veranschlagt wurde. Besonders teuer macht es die Glastrennwand beim Treppenhaus. Es steckt viel Einsparpotential drin, wenn man hier eine Alternative sucht. So könnte man auch Fenster dort einplanen oder man macht es von außen quasi offen und ermöglicht den Anblick von außen auf das Fahrzeug. Wenn wir uns jetzt entscheiden würden, wir wollen das Feuerwehrfahrzeug hier nicht unterbringen, dann löst sich das ja nicht in Luft auf.

Der Verein wird sicher auf uns zukommen und um Hilfe bitten rund um die Unterbringung. Das schafft dann ja auch wieder Kosten. In der Halle bringt man es nicht unter, weil es das Fahrzeugkonzept nicht hergibt. Wir müssten uns ansonsten vielleicht überlegen, wenn wir den Wertstoffhof bauen, und dort eine Fahrzeughalle gemacht wird, ob man das Ding da reinstellen kann. Und dort ist es aber dann auch „nur untergebracht“. Es steht da drin, einmal im Jahr holt man es vielleicht raus, damit man beim Frühlingsfest-Umzug mitfahren kann. Den Rest vom Jahr sieht man es dann nicht, es ist versteckt. Das wäre zwar vielleicht alles ein bisschen billiger, als das, was ich jetzt veranschlagt habe, aber das ist doch auch keine adäquate Unterkunft. Das Fahrzeug an der Eingangsstelle zu präsentieren wäre ein totaler Blickfang für das Feuerwehrhaus und es wäre eine gute Unterbringung für das Auto. Und ich sehe es aus einem anderen Grund: Die Fassade trägt sich nach hinten ab. Ich bin dafür, dass wir die Planungen so weiterlaufen lassen und hier einfach schaut, dass wir die Kosten reduzieren können“

Christian Flemisch: „Warum muss das historische Fahrzeug an diesem Platz stehen? Warum  stellt man an dieser Stelle nicht ein normales Feuerwehrfahrzeug hin? Ich frage aus dem Grund, das wäre ja als nächstes direkt am Kreisel und wenn es bei einem Einsatz schnell gehen muss, dann wäre man eben auch schnell einsatzbereit. So müsste man erst „ums Eck rüberfahren“ und wenn es bei Unfällen um Sekunden der schnellen Hilfe geht, dann zählt doch auch jede schnelle Möglichkeit, zügig da zu sein. Man sollte also dort rausfahren, wo es am nächsten zum Kreisel in Richtung der Einsätze geht. Das historische Fahrzeug könnte ja auch deutlich weiter hinten stehen.

Bürgermeister Michael Kölbl antwortete dazu: Die Arbeitsgruppe hat sich viele Gedanken gemacht dazu. Es ist wichtig, dass die Verkehrsströme zwischen den ankommenden Einsatzfeuerwehrleuten und den ausfahrenden Feuerwehrleuten getrennt sind. Also, dass sich die Ströme hier nicht kreuzen. Über den Vorplatz sollte niemand laufen, um zum historischen Fahrzeug zu gelangen. Die Planungen ermöglichen, dass diese Verkehrsströme getrennt sind.

Irene Langer: „Vor ungefähr 15 Jahren haben wir ja im Rechnungsprüfungsausschuss das Feuerwehrhaus geprüft. Und damals wurden erhebliche Mängel festgestellt und dass es Handlungsbedarf gibt. Jetzt haben wir den Handlungsbedarf, wir brauchen ein neues Feuerwehrhaus und in vielen Arbeitsgruppen wurde das jetzt entwickelt. Von bisher fünf Toren sprechen wir dann von doppelt so vielen. Was mich an diesem Oldtimerplatz stört, ist: Es ist doch ein Feuerwehrhaus. Ich finde den Oldtimer toll, gar keine Frage, aber für mich ist ein Feuerwehrhaus ein ZWECKBAU für Hilfseinsätze. Für Fahrzeuge, Material, eben alles, was man für einen Feuerwehrdienst braucht. Da muss ich klar sagen, einen Oldtimer dort drin auszustellen, also quasi ein Museumsstück, das gehört für mich nicht in ein Feuerwehrgebäude. So schön, wie das ist, aber irgendwann muss man auch mal Stopp sagen. Mit den Belangen des Feuerwehrhauses gehe ich mit, aber mit diesem Oldtimer im Feuerwehrgebäude kann ich nicht gutheißen.

Georg Machl: „Die Ausarbeitung und der Plan zeigen, was für ein Spektrum hier integriert ist. Wenn man sieht, was hier geschaffen wird, das ist super. Waschgarage, Multifunktionsräume, Jugendraum, Büro, Vereinsbereich, Veranstaltungssaal mit Multifunktionsnutzung, Dachterrasse. Alles gute Punkte. Es ist so aufgebaut, dass es funktionell ist. Die Kosten explodieren, das ist der andere Part. 13,3 Millionen Euro Baukosten stehen an. Wenn man dann vielleicht sogar noch 30 Prozent Steigerung kommen, dann puh. Unsere Mittelschule hat weniger gekostet, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Aber natürlich: Unsere Feuerwehr ist uns das wert, wir sind froh, dass wir eine so gute, kompetente Feuerwehr haben, die immer für uns da ist. Genau das soll auch das Hauptaugenmerk sein. Es ist schade, dass jetzt das Thema mit diesem Platz für den Oldtimer so in den Mittelpunkt gerät. Das spiegelt den Wert des Projekte einfach nicht wider. Das mit der Unterbringung des Oldtimers ist eine Zusatzoption.

Christian Peiker: „Ich selber bin kein Feuerwehrmann. Aber ich kenne ein Phänomen KAMERADSCHAFT. Dafür braucht es gewisse Traditionen. Das gibt es bei vielen Institutionen so. Eine sinnstiftende Tradition also, das kann auch das Platzieren eines historischen Feuerwehrautos sein. Das erinnert an Ereignisse, Personen.

Und: Das stärkt die Identifikation in der Truppe. Unterstützt die Verantwortungsbereitschaft. Ich kann den Wunsch nachvollziehen, das Fahrzeug in dem Feuerwehrhaus unterzubringen“.

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