Bürgermeisterkandidat des Wasserburger Blocks umreißt im „Roten Turm“ sein Wahlprogramm
Trotz der großen Hitze in der Stadt stellte sich gestern den Interessierten im „Roten Turm“ Georg Gäch vor – er ist bei den kommenden Kommunalwahlen Kandidat für das Bürgermeisteramt in Wasserburg. Armin Sinzinger vom Wasserburger Block begrüßte die Gäste. Er zeigte sich stolz, dass so eine kleine Gruppierung wie der „Wasserburger Block“ einen eigenen Bürgermeisterkandidaten präsentieren könne. Demokratie lebe von den Auswahlmöglichkeiten, ergänzte Sinzinger. Nur wenn es einen Gegenkandidaten gebe, sei eine demokratische Wahl möglich.
Und dann präsentierte sich Georg Gäch. Er sei 1969 in Wasserburg geboren und habe hier die Realschule besucht. Danach habe er eine Ausbildung zum Fernmeldehandwerker absolviert und sei seit 2010 selbstständiger Unternehmer in Ramerberg. Er sei in zahlreichen Vereinen Mitglied, engagiere sich bei der Feuerwehr und habe in den 90-er Jahren des 20. Jahrhunderts nach seiner Zeit bei der Bundeswehr eine Weiterbildung zum technischen Fachwirt absolviert.
Als 2010 die Bürgermeisterin von Ramerberg überraschend verstorben sei, habe er kandidiert und die Stichwahl gewonnen und dann anschließend die Gemeinde für zehn Jahre geführt. Nach seiner Wahl sei er von den Bürgermeisterkollegen im Landkreis Rosenheim gut aufgenommen worden. Von den Parteifreien sei er doch mehr beeindruckt gewesen als von den anderen Parteien und so nimmt es nicht wunder, dass er jetzt im Kreisvorstand der Parteifreien wirke.
Aber es habe auch schwarze Tage für ihn gegeben. „Demokratie kann so grausam sein“, rief Gäch den Zuhörern entgegen. Am Tag der Bürgermeisterwahl 2020 habe er mit einer Lungenentzündung im Bett gelegen und erfahren, dass er in Ramerberg abgewählt worden sei. Warum man Georg Gäch seinerzeit in Ramerberg abgewählt habe und was im Einzelnen dazu geführt hat, blieb allerdings unerwähnt.
Aber er betonte, dass er nicht nachlassen wolle. „Ich habe einen Vogel“, meinte Gäch und erklärte, dass er der Gemeinschaft dienen wolle. Man müsse die eigene Haltung gut erklären, das habe er als Bürgermeister in Ramerberg anscheinend zu wenig gemacht. Ums Geld gehe es ihm jedenfalls nicht, sagte er, in seinem Beruf könne er mehr verdienen als als Bürgermeister.
Für die Stadt Wasserburg fühle er sich gut gerüstet, er bringe 10 Jahre Erfahrung als Bürgermeister und weitere 14 Jahre Erfahrung als Gemeinderat mit. Von daher seien 60- bis 80-Stunden-Wochen für ihn überhaupt kein Problem, das sei eher Routine für ihn. Dem amtierenden Bürgermeister der Stadt Wasserburg, Michael Kölbl, zollte er Bewunderung, weil dieser im kommenden Jahr auf 24 Jahre als Erster Bürgermeister werde zurückblicken können. Und er wisse wohl, erklärte Gäch den Anwesenden, dass er als Bürgermeister „auch mal auf den Tisch hauen“ müsse, wenn es notwendig sei.
Zu den aktuellen Projekten für sein Amt als Bürgermeister erläuterte Gäch, dass das neue Feuerwehrhaus nun endlich gebaut werden müsse. Dies würde die Stadt ungefähr 15 Millionen Euro kosten. Daneben müsse die Kläranlage saniert werden. Die staatliche Genehmigung für den Betrieb laufe 2026 aus. Die Kosten für diese wichtige Maßnahme liege ebenfalls bei ungefähr 15 Millionen Euro. Daneben müsse der Wertstoffhof vom Gries umziehen, weil die Grundschule das Terrain benötige, was fünf Millionen Euro erfordere und die Kläranlagen der Stadt müssten erweitert werden, was weitere zehn Millionen Euro beanspruche. Insgesamt liege also der Finanzbedarf für diese vier Maßnahmen bei 45 Millionen Euro.
Dann sprach Georg Gäch von der alten Essigfabrik und davon, dass man in Wasserburg eben auch altstadtnah Wohnraum benötige. Unter den erschienenen Interessierten im Roten Turm waren auch Nachbarn vom Holzhofweg, die einmal mehr ihre Bedenken gegen die Schaffung einer intensiven Wohnbebauung im Bereich der ehemaligen Essigfabrik äußerten.
Georg Gäch sprach dann noch über die Umgestaltung des Marienplatzes. Hier bezog er klar Stellung. Die Neugestaltung des Marienplatzes sei „nicht so glücklich, aber so ist Demokratie“. Er ging dann auch auf das Museumsdepot ein. Dies verursache „gewaltige Ausgaben“. Er betonte aber auch, dass Wasserburg hier „große Schätze“ besitze, die bewahrt werden sollten.
Und zum Schluss seines Vortrages ging er auf die Sanierung des Badria ein. Vom Badria profitiere nicht nur die Stadt, sondern auch das Umland. Und demzufolge vertrat er die Ansicht, dass sich auch das Umland an den Kosten der Sanierung beteiligen sollte. Das Bad sei wichtig und müsse erhalten bleiben. Dafür benötige man aber auch qualifiziertes Personal.
Und ganz zum Schluss seines Vortrages ging Gäch auf die große Vereinsvielfalt in Wasserburg ein und er bekannte, sich darum kümmern zu wollen. Aber man dürfe auch den Einzelhandel nicht vergessen. Zu viele Einzelhändler würden ihre Geschäfte schließen.
Armin Sinzinger bedankte sich bei Georg Gäch für seine Ausführungen und bat die erschienenen Bürger um Fragen. Und es gab so einiges, was die Menschen beschäftigt. Was aus dem Brennholzhandel in Ramerberg werde, würde Gäch gefragt und er antwortete, dass sein Sohn dies weiterführen werde, falls er Bürgermeister werden sollte. Und dann ging es natürlich um die alte Essigfabrik. Die Anwohner seien überhaupt nicht befragt worden, wurde eingewandt. Mancher monierte, hier fehle es an Bürgerbeteiligung und damit an Demokratie.
Georg Gäch ging aber auch auf die Altstadtbahn ein. Gäch meinte, dass der Wiederaufbau der Altstadtbahn den Verkehr in Wasserburg beruhigen würde. Auch eine autofreie Altstadt sei dann möglich. Auf die Tatsache, dass die Wohnbebauung in Wasserburg sich in den letzten 40 Jahren unabhängig von der Trasse der Altstadtbahn entwickelt habe und damit eine Altstadtbahn eben nicht mehr so viele Wasserburger erreichen würde wie es für einen wirtschaftlichen Betrieb erforderlich wäre, ging er allerdings nicht ein. Er wolle, das betonte Georg Gäch mehrfach, zwischen allen Seiten in der Stadt ausgleichen und ausgleichend wirken.
Welche Visionen er von Wasserburg habe, wurde er schließlich gefragt. Und seine Antwort fiel recht diplomatisch aus: Dies sei in einer denkmalgeschützten Stadt wie Wasserburg nicht einfach, aber er wolle in einem guten Miteinander die Stadt voranbringen und das vor allem ohne Denkverbote. Und, so schloss Georg Gäch, er wolle die Kommunikation zwischen den Bürgern fördern. Deshalb werde es so eine Veranstaltung wie an diesem Abend auch in den verschiedenen Ortsteilen der Stadt Wasserburg geben.
PETER RINK
Schaufenster
„Ausgleichen und ausgleichend wirken“ … so wie er es in Ramerberg gemacht hat. Die Gemeinde ist heute noch zerworfen und Gäch hat hohen Anteil daran.
(…)
Egal … aber nur einen Kandidaten zur Wahl haben, ist auch keine richtige Wahl!
… zum Streiten gehören immer zwei!
Ich finde es – unabhängig von der Person – nicht verkehrt, wenn es einen Kandidaten gibt, der einen anderen Blickwinkel auf die Stadt hat.
Man wird schnell betriebsblind, wenn Situationen immer nur von innen heraus beurteilt werden.
Zudem finde ich es gut, eine wirkliche Wahl zu haben und nicht nur einen vorher zusammengewurschtelten Einheitskandidaten abnicken zu können.
Da ist mir die Gefahr zu groß, dass man da jemanden gefunden hat, der einfach weiter so macht und bei dem man sich nicht sorgen muss, dass sich allzu viel ändert.
Das wäre dann die schlechteste Lösung.
Vielleicht findet sich ja auch noch ein dritter oder vierter Kandidat. Noch ist ja Zeit.
Ich lese im Artikel allerdings nichts, aber schon reich gar nichts raus, was darauf schließen lassen würde, dass der Herr Gäch im Falle seiner Wahl nicht einfach so weitermachen würde. Zumindest listet er vorwiegend eine Reihe von großen Maßnahmen auf, die ohnehin schon längst auf den Weg gebracht wurden bzw. mitten in der Planungsphase stecken.
Seine Zeit als Bürgermeister in Ramerberg ist jetzt vorsichtig formuliert auch keine wirkliche Empfehlung, auch wenn – wie weiter oben schon richtig angemerkt wurde – zum Streiten immer (mindestens) zwei gehören und sich keines der beiden Lager bisher so richtig mit Ruhm bekleckert hat.
Was also würde er anders machen? Das, wie er es ankündigt „auch mal auf den Tisch hauen“ vielleicht? Nun, das Mobiliar im Rathaus ist nicht nur überwiegend gut gealtert, sondern auch robust – da haben über die Jahre und Jahrzehnte vermutlich schon ganz andere auf die Tische gehauen.
Richtig ist natürlich, dass es grundsätzlich zu begrüßen ist, eine Wahl zwischen mehreren Kandidatinnen und Kandidaten zu haben. Im Vergleich zum angeblich „zusammengewurschtelten Einheitskandidaten“ überzeugt der Herr Gäch allerdings bisher deutlich weniger.
Der Zug ist doch schon abgefahren. Es braucht keine Wahl mehr.
Da muss man leider sagen……denn sie wissen nicht, was sie tun…..
Der Bürgermeister ist eine von 25 Stimmen. Es sind also noch 24 weitere zu wählen. Da ist genügen Auswahl für eine funktionierende Demokratie, zu der übrigens noch die Verwaltung kommt. Unzählige hochmotivierte Politiker aller Ebenen haben sich da schon die Zähne ausgebissen.
Wir können uns glücklich schätzen, in Wasserburg eine demokratische Wahl mit 2 Kandidaten zu haben. Es gibt genügend Kommunen, die nur einen Kandidaten haben oder per Inserat einen Kandidaten suchen.
Zu den meisten Themen in einer Kommune bleibt zudem nur sehr beschränkt Spielraum, da die allermeisten finanziellen Mittel im Personal und in den kommunalen Pflichtaufgaben hängen bleiben