Beachtenswerter Vortrag von Dr. Stephan Höllwerth aus Salzburg beim Heimatverein

In diesem Jahr finden die Wasserburger Volksmusiktage zum 51. Male statt. Und seit jeher ist es Tradition, dass an einem Abend der Heimatverein Wasserburg eine Veranstaltung im Zusammenwirken mit den Volksmusiktagen gestaltet.

Nachdem vor zwei Wochen die Ausstellung: „Die Mozarts – Wunderkinder auf Reisen“ im Museum Wasserburg eröffnet werden konnte (wir berichteten), widmete sich die Veranstaltung des Heimatvereins ebenfalls der Bedeutung von Wolfgang Amadeus Mozart, dieses Mal in Bezug auf die Volksmusik.

Als Referent konnte der aus Gmunden am Traunsee im Salzkammergut stammende und in Salzburg lebende Dr. Stephan Höllwerth gewonnen werden. Er referierte zum Thema „Mozart und die Volksmusik“. Musikalisch umrahmt und angereichert wurde sein Vortrag durch das aus Bad Reichenhall stammende Streichquartett „Reich an Hall“.

Im Theater Wasserburg an der Salzburger Straße kam eine ordentliche Anzahl an Interessenten zu diesem Thema zusammen und erfuhr einiges über Mozarts Verhältnis zur Volksmusik.

Mozart hatte seit jeher eine große Leidenschaft für die Volksmusik und der Referent erläuterte in aller Kurzweil und mit hohem Begeisterungspegel seiner Zuhörerschaft diese Freude an der Volksmusik.

Volksmusik zeichne sich dadurch aus, betonte Höllwerth in seinem Vortrag, dass sie eigentlich nicht schriftlich notiert worden sei, dass nicht selten kein Verfasser der Musikstrücke genannt worden sei, dass es Improvisationen gegeben habe, dass regionale Instrumente zur Anwendung gekommen seien und dass der Dialekt und die Lautsprache angewendet worden seien. Schließlich sei die Volskmusik stets eng mit dem Volkstanz verwoben gewesen. Und so habe Mozart immer wieder die Volkstümlichkeit seiner Kompositionen betonen wollen, habe sich beispielsweise nach den Aufführungen seiner Oper „Die Hochzeit des Figaro“ in Prag sehr darüber gefreut, dass seine Musik eine große Popularität erfuhr.

So habe der 30-jährige Mozart an Gottfried Jacquin begeistert geschrieben: „Auf den Straßen wurde getanzt und gesungen“. Stephan Höllwerth fuhr fort mit einem Zitat aus Goethes Faust: „Zwei Seelen ruhen ach in meiner Brust“ und beschreibt damit Mozarts Stimmungslage gut. Denn einerseits habe er Musik fürs Volk schreiben wollen, andererseits war ihm das klassische Prinzip der „ästhetischen Erziehung“, wie wir sie von Friedrich Schiller kennen, nicht fremd.Und so habe Mozarts Musik immer wieder viele Aspekte der Volksmusik zu integrieren versucht. Ein „Pulverfass an Ideen“ sei der Salzburger Komponist gewesen, der seine Kompositionen auch im Kopf bereits „ausformulieren“ konnte, ohne die Musik dabei hören zu müssen.

Seit seinem Kindesalter habe er komplexe seelische Vorgänge intuitiv erfassen können. Dies sei, so der Referent an diesem Abend, eine große Gabe gewesen. In den Klaviervariationen (KV 265) verwendete Mozart die Melodie des Weihnachtsliedes „Morgen kommt der Weihnachtsmann“. Er lebte gerne, war Gesellschaftsmensch aus vollem Herzen. Mozart sei kein Künstler im Elfenbeinturm gewesen, im Gegenteil, er habe leidenschaftlich gern getanzt, habe auch sehr gerne Fäkalsprache verwendet, was Ende des 18. Jahrhunderts eigentlich nur negativ habe aufgenommen werden können. Stephan Höllwerth verweist darauf, dass es in den Briefen Mozarts nicht jugendfrei zugegangen sei. Aber Mozart sei auch ein Tierfreund gewesen, habe sich einen „singenden Vogel“ gehalten. In seiner „Zauberflöte“ komme dies auch zum Ausdruck. Und Mozart sei ein „Frauenfreund“ gewesen, der aber auch sehr häufig mit persönlicher Ängstlichkeit und Depressivität zu kämpfen gehabt habe.

Und die leicht einprägsamen Melodien hätten dazu geführt , dass seine Lieder auch in gewisser Weise kulturelle Identität hätten vermitteln können.

„Damals brauchten Volksmusikanten keine Noten.“ Deshalb habe Mozart auch das Stück „Ein musikalischer Spaß“ (KV 522) geschrieben, in dem zwei Blechbläser auffällig oft falsch intonieren. Mozart soll sich daraus einen großen Spaß gemacht haben und er habe mit einem doppelten Augenzwinkern  solche Stücke geschrieben.

Dann wies der Referent noch auf die Problematik des „Walzer“ hin, der um die Jahrhundertwende um 1800 einen sehr schlechten gesellschaftlichen Ruf hatte. Er war  vielerorts aus moralischen und gesundheitlichen Gründen verboten, da man zu viel Bein von der Frau zu sehen bekam und vor allem die Dame sich allzu unsittlich habe bewegen müssen. Immer wieder kam Höllwerth auf die deftige Sprache Mozarts zu sprechen, wenn er beispielsweise ein Musikstück vorführte, das den Namen „Leck mich am Arsch“ trägt, sich aber einem gregorianischen Gesang nicht unähnlich anhörte.

Zum Abschluss kam er dann noch auf die Rezeption von Mozarts Volksmusik zu sprechen und er nannte explizit Tobi Reiser, den Begründer des „Salzburger Adventssingens“. Nach dem Tod Reisers wurde durch das Radauer Ensemble die Tradition solcher Gesangspräsentationen 2017 neu aufgegriffen.

Das Streichquartett „Reich an Hall“ unterstrich den Vortrag von Stephan Höllwerth ausgesprochen gekonnt musikalisch. Fred Ullrich (Violine), Barbara Eger (Cello), Patricia Hawkins (Viola) und Nelson Diaz (Violine) zeigten durch die musikalische Intonation, dass ein Vortrag über Mozart wohl erst richtig wirken kann, wenn er musikalisch ausgestaltet wird. Und das haben die vier Streicher wunderbar getan. Der lang anhaltende, nicht enden wollende Applaus des Publikums stellte das dann auch unter Beweis. Fred Ulrich sagte am Schluss, man habe sich über die Einladung gefreut, man sei zum ersten Male in Wasserburg.

RP