Stille Kundgebung: ,,Die Lauten sind immer die Negativen"

„Wir sind heute eine große Gemeinschaft“, zeigten sich viele der Anwesenden absolut einig. Mehrere Dutzend Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren am Kerngarten in Haag mit dabei und hatten ein Licht mitgebracht. Noch bevor es dunkel wurde in der Marktgemeinde brachten die mehr als 50 hellen Lichter ein besonderes Zeichen: Man wolle sich hier stark machen gegen das Aufflammen rechter Gesinnung, betonte eine ältere Haagerin. Sie zeigte sich erfreut, dass sich auch Familien mit Kindern, junge und alte Menschen am Samstagabend beteiligen.

Initiiert hatte die Lichterkundgebung der Ortsverband der SPD Haag. Die erste Vorsitzende, Eva Rehbein, lud dazu ein und war angetan, dass hier parteiübergreifend zahlreiche Teilnehmer dazu kamen. „Haag ist bunt. Fremdenfeindlichkeit hat hier keinen Platz“, so Rehbein. Ihre Grußworte hielt sie kurz, doch die Botschaft war deutlich: „Danke, dass Ihr gekommen seid und Euer Gesicht zeigt“.

Bürgermeisterin Elisabeth Schätz ist selbst aktiv in der Vorstandschaft der Haager SPD, war aber auch und vor allem als amtierende Haager Rathauschefin anwesend. „Ich denke, es verletzt nicht die politische Neutralität, wenn ich heute hier dabei bin“, ist sich Schätz sicher. „Wir stehen heute hier zusammen, um uns gegen diese Gesinnung zu wehren, die im Moment aufflammt“, zeigt sich das Gemeindeoberhaupt überzeugt. Es dürfe nicht salonfähig werden, dass Teile der Bevölkerung so rechtsextrem gegen andere Menschen und deren Verbleib in Deutschland sind, so Schätz gegenüber der Haager Stimme.

Bei der Lichterkundgebung war es still. Besonnen warteten die Teilnehmer bis es dunkel wurde, die Lichter zeigten dann noch mehr Kraft. Die angemeldete Veranstaltung wurde durch Anwesenheit der Polizei gefühlt „noch offizieller“. Ohnehin wurde kein Krawall erwartet.

Eine gute Stunde ratschen die verschiedenen Generationen und hielten ihre Lichter fest in Händen. Von Lampions über Teelichte, von LED hin zu fackelnden Gartenkerzen – Unterschiedliche Lämpchen und Kerzen verdeutlichten die Botschaft der geforderten Vielfalt.

„Menschenrechte statt rechte Menschen“

Eine 22-jährige Haagerin war mit ihrer Mama und ihrer Oma mit dabei. Sie hat ein Schild mit dabei, die Botschaft darauf ist ihr besonders wichtig. „Menschenrechte statt rechte Menschen“. Dafür stehe sie und setze sie sich ein. „Auch unsere Familie ist vielfältig. Demokratie ist wichtig“, sind sich die drei Frauen einig. Auch wenn es in Haag eine überschaubare Teilnnehmerschar sei, es sei ein wichtiges Zeichen. Ihre Oma erzählt während der Lichterstunde, dass sie selbst als Flüchtling in einem Vieh-Waggon gemeinsam mit ihren Eltern und den Großeltern nach Deutschland gekommen sei. Ihr Opa habe dann zur Mutter voller Sorge gesagt, er hoffe, dass niemand aus der Familie auch vergast werde. Schlimme Momente seien es gewesen, voller Angst und doch auch Zuversicht. „Deshalb ist es jetzt auch wichtig, dass sich alles wieder beruhigt und die Demokratie in Deutschland stark bleibt“. Auch ihre Tochter beteiligt sich am Treffen direkt am Kerngarten im Ortszentrum. „Es ist direkt schade, dass das wahrscheinlich viele nicht mitbekommen haben, dass hier heute eine solche Kundgebung stattfindet“, findet die Haagerin.

Auch Familien vor Ort

Ein paar Meter weiter stehen junge Mütter zusammen und haben ihre Kinder mit dabei. Schon allein die vielen Lichter begeistern die jüngsten Teilnehmer. Doch auch der Sinn, warum man hier zusammensteht, war den Kindern schon klar. „Wir finden es wichtig, dass auch die Kids sich für die Demokratie einsetzen. Sie sollen wissen, dass es nicht richtig ist, wenn Menschen gegen andere Menschen, die ursprünglich aus dem Ausland stammen, sind. Und sogar an deren Vertreibung denken“, zeigt sich eine der Mamas aufgebracht.

Die Kundgebung in Haag wird von den Organisatoren als großer Erfolg gewertet. Vor allem, dass sich auch zahlreiche Gemeinderäte aus verschiedenen Fraktionen, daran beteiligt haben, gilt als besonderes Zeichen. „Es geht um die Demokratie“.

Eindrücke aus Haag: