Betriebe zeigen sich solidarisch mit Landwirten - Metzger, Bäcker, Molkereien am Montag dicht

Der 8. Januar soll kein Tag, wie jeder andere werden. Seit die Bundesregierung Mehrbelastungen für Landwirte sowie Steuererhöhungs-Vorhaben veröffentlicht hat, herrscht Unmut bei den Betroffenen und sogar darüber hinaus. Darum werden zahlreiche Protestaktionen und Demos geplant. Am kommenden Montag werden Bulldogs aus dem Altlandkreis beispielsweise nach München zu Protestaktionen fahren, jedoch mit dem Segen der Polizei.

„Wir haben uns mit den Behörden ausgetauscht, denn es soll nicht unkoordiniert ablaufen. Darum sind nun kleine Korridore geplant und keine zu langen Schlepper-Kolonnen auf den Strecken nach München“, erklärt Sepp Andres, Kreisobmann des Bauernverbands Rosenheim. Er versteht alle Landwirte und Sympathisanten, warnt jedoch vor zu starkem Rechts- oder Linksruck. Bei manchen Aktiven gehe es gar nicht mehr um die Sache, bedauert Andres.

Fest steht, dass am Montag eine große Beteiligung an Traktorgespannen und Schleppern die Fahrt in die Landeshauptstadt antreten wird. Dort startet um 11 Uhr die Protestveranstaltung. Einige Gruppen haben gemeinsame Abfahrten organisiert. So heißt es in einer kurzen Veröffentlichung, dass für all diejenigen, die sich nicht mit dem eigenen Gefährt beteiligen möchten, Abfahrten mit dem Bus aus Wasserburg nach München möglich seien. Um 8.30 Uhr fährt der Bus am Badria los, um 8.45 Uhr am Bahnhof Reitmehring. Verschiedene Kreisgruppen des BBV und LSV haben weitere gemeinsame Fahrten angekündigt. So können sich Traktoren am Montag ab 5.30 Uhr gemeinsam vom Treffpunkt Agri Park Haag auf den Weg machen, heißt es in einer Nachricht von Organisatoren.

Den Landwirten reicht es, den Betrieben auch. Denn die Landwirtschaft sei ein großer Wirtschaftszweig, betont Kreisobmann Andres weiter. „Mit den geplanten Mehrbelastungen können wir mit dem internationalen Wettbewerb nicht mehr mithalten“, ist sich Andres sicher.

Den Landwirten reicht es, doch auch die hiesigen Betriebe zeigen sich solidarisch und wollen am Montag ein Zeichen setzen. So bleiben Unternehmen aus dem Altlandkreis am 8. Januar geschlossen. Der Bauunternehmer Schwarzenbeck aus Gars etwa, zudem die Metzgerei Stechl aus Rott, die unter anderem in Wasserburg und Haag Zweigstellen betreibt. Ebenso die Metzgerei Gassner, die in verschiedenen Ortschaften ihre Läden ab 13 Uhr (!) geschlossen halten wird. Aus Solidarität wird auch bei der Bäckerei Böck aus Haag der Backofen kalt bleiben. Gleiches hat die Metzgerei Mair angekündigt und gemeinsam mit Böck einen Post abgesetzt. Auf Nachfrage der Wasserburger Stimme heißt es von Franz Mair sowie der Bäckerei Böck, man werde die Läden am Montag geschlossen haben und hoffe auf das Verständnis der Kunden. „Wir als Metzgerhandwerk stehen an der Seite unserer Landwirte und zeigen uns solidarisch“, so der Metzgermeister aus Haag. Für die Molkerei Jäger aus Haag steht ebenfalls fest: Ohne den Rohstoff, den die Landwirte für alle Molkereiprodukte den Betrieben liefern, könne es keine Molkereien mehr geben. „Wir streiken am 8. Januar“, heißt es an den Türen des Molkereiladens in Haag sowie der Molkerei selbst.

Klar äußert sich auch Alois Unertl IV. von der gleichnamigen Brauerei: „Ab dem heutigen Donnerstag bereits wird bis einschließlich Montag kein Bier mehr bei uns abgefüllt“. Man werde hier ein deutliches Zeichen setzen und zeige sich solidarisch. „Jetzt ist Zusammenhalt besonders wichtig“, so Unertl. Die Wertschätzung für die Landwirte, Handwerker – aber auch für Gaststätten sei groß. „Wir werden am kommenden Montag keine Belieferungen machen“, betont der Bräu. Ohne hiesige Bauern gebe es langfristig auch kein ordentliches Bier mehr. „Das ist Fakt“, zeigt sich Unertl überzeugt und wünscht den Betrieben und Bauern viel Kraft in dieser schweren Zeit.

Der Montag – ein Ausnahmezustand?

Behinderungen auf den Strecken im Altlandkreis sollen möglichst vermieden werden. Doch eine starke Beteiligung von Landwirten mit ihren Schleppern und Traktoren zeichnet sich ab. Daher sollten Autofahrer bereits jetzt einplanen, dass es nicht überall ohne Behinderungen auf den Straßen vorangehen wird.

In WhatsApp Gruppen, Foren und bei Diskussionen im Stadtalltag wird klar: Vielen Betrieben, etlichen Gleichgesinnten aus Landwirtschaft, Gastronomie und dem gebeutelten Handwerk wollen am Montag verdeutlichen, dass die heimische Wirtschaft in Gefahr ist, es mit den Haushaltsbeschlüssen große Schwierigkeiten zum Erhalt der Landwirte gebe und geplante Mehrbelastungen das Ende für eine gute Versorgung der Bevölkerung bringen könnte.

Eines wird im Altlandkreis Wasserburg deutlich: Betriebe und Landwirte halten zusammen. Vor allem diejenigen, die voneinander profitieren und abhängig sind von den Lieferketten, von Rohstoffen aus der Landwirtschaft oder von einer gut funktionierenden Wirtschaft verdeutlichen am Montag ihren Unmut.

Bild: Fotocollage