Ifo-Chef Prof. Dr. Clemens Fuest spricht über Rezession und Deindustrialisierung

Mit Spannung wurde der Referent des diesjährigen Wirtschaftsempfangs der beiden Landkreise Mühldorf und Altötting in Kooperation mit der IHK und HWK sowie der Kreishandwerkerschaft erwartet. Rund 600 Gäste aus der regionalen Wirtschaft und der Politik der beiden Landkreise ließen sich im Haus der Kultur in Waldkraiburg den interessanten Vortrag von Prof. Clemens Fuest nicht entgehen.

Professor Fuest ist u.a. Präsident des „ifo-Institutes – Leibniz-Institut München“, Professor für Volkswirtschaftslehre an der LMU München und einer der einflussreichsten Ökonomen unserer Zeit. Landrat Max Heimerl begrüßte die Gäste und den Festredner und ging in seinem Grußwort auf die wirtschaftliche Situation unserer Region ein: „Wir leben in einer wirtschaftlich sehr starken Region. Aber die Herausforderungen sind groß.“

Fachkräftemangel, Krankenhausdefizit, Energiepreise und schwierige Kommunalfinanzen seien auch in der Region Inn-Salzach unter anderem die Ursachen für Deindustrialisierung und Abwanderung, so seine Ausführungen. Dem wirke der Landkreis Mühldorf a. Inn mit vielen Maßnahmen gezielt entgegen. Große Hoffnungen setze man dabei auch auf eine Machbarkeitsstudie „Wirtschaftsraum und Innovationsachse A94″, die PV-Anlagen entlang der A94 mit Lärmschutz und einer intelligenten Ansiedelungspolitik verknüpft. Erste Ergebnisse der Studie werden noch heuer erwartet, so Heimerl.

Prof. Fuest schlug dann in seiner Rede den Bogen zur deutschen Wirtschaft zwischen Rezession und Deindustrialisierung. Dabei spielte auch der Nahostkonflikt und seine ökonomischen Folgen für die Weltwirtschaft eine Rolle in seinen Ausführungen, der die aktuellen Krisen namens Demographischer Wandel, Dekarbonisierung und Digitalisierung noch verstärkt. „Industrie trägt erheblich zum Wohlstand in Deutschland bei. Wo können bei einem Rückgang neue Wertschöpfungsketten entstehen?“, stellte er die Frage.

Hier kann Deutschland auf die sogenannte „Hidden Champions setzen“, mittelständische Unternehmen, die zu 80 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe kommen und in Nischen-Marktsegmenten Europa- oder Weltmarktführer geworden sind. 2020 wies Deutschland fast die Hälfte der weltweit zirka 3.400 Hidden Champions auf, was eine stabile Struktur der deutschen Wirtschaft erkennen lässt. Seine Aussage, dass die aktuelle Politik der Energieverknappung und der Subventionierung keinen wachsenden Wohlstand in Deutschland generieren werde und die Deindustrialisierung eher verstärke, wurde mit großem Applaus quittiert. Neben der Vielfalt an Herausforderungen zeigte Professor Fuest nach Vergleichen mit der Entwicklung anderer Staaten mögliche Lösungen auf und gab viel Stoff zum Nachdenken mit auf den Weg.

In ihrem Schlusswort hob Ingrid Obermeier-Osl, Vizepräsidentin der IHK für München und Oberbayern und Vorsitzende des IHK Regionalausschusses Altötting-Mühldorf, die Leistungsfähigkeit der heimischen Wirtschaft heraus und dankte Prof. Dr. Fuest für dessen Ausführungen. Ebenso bedankte sie sich bei der Sparkasse Altötting-Mühldorf für die Unterstützung sowie bei den Organisatoren des Wirtschaftsempfangs für den gelungenen Rahmen.

Landrat Max Heimerl überreichte schließlich zusammen mit allen Kooperationspartnern Prof. Dr. Fuest als Gastgeschenk eine schokoladige Überraschung aus der regionalen Confiserie Obermeier in Lengmoos, einen Anker aus Schokolade, mit den Worten: „Die Zeiten stehen auf Sturm und sind mehr als herausfordernd. Für diese Zukunft brauchen wir alle gute Nerven, und was kann besser sein für gute Nerven als Schokolade. Der Anker aus Schokolade soll ein Symbol für Stabilität und Planbarkeit sein, die unsere regionale Wirtschaft mehr als alles andere braucht, um die vielfältigen Herausforderungen in Zukunft zu meistern.“

Beim anschließenden Treffen im Foyer ließen die Gäste einen äußerst interessanten und spannenden Abend ausklingen.

 

Foto: Schokolade für den Referenten (von links): Franz-Xaver Peteranderl, Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern., Ingrid Heckner, stellvertretende Landrätin Altötting, Mühldorfs Landrat Max Heimerl, Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest, Kreishandwerksmeisterin Helga Wimmer und Ingrid Obermeier-Osl, Vizepräsidentin IHK für München und Oberbayern.