Löwen unterliegen daheim gegen Schwaig mit 0:6

Die Ursachenforschung für die in der Höhe und auch am Ende in der Art und Weise indiskutable 0:6-Heimniederlage gegen die Sportfreunde Schwaig dauerte beim TSV 1880 Wasserburg auch am Tag nach dem Debakel noch an. Eine erste Bestandsaufnahme lässt sich auf eine ganz einfache Erkenntnis reduzieren: Schwaig war an beiden Enden des Spielfeldes klar besser. Angesichts der positiven Entwicklung und bis dahin nur einer Saisonniederlage schien eine Pleite dieses Ausmaßes derzeit völlig unvorstellbar. Binnen 90 Minuten wurde aber eine zehnmonatige Aufbauarbeit mit Füßen getreten.

„Es war ein komisches Spiel. Wasserburg hätte in der ersten Halbzeit ein Tor schießen müssen. Mindestens,“ sagte Schwaigs Raffael Ascher nach 90 seltsamen Minuten, zuckte mit den Schultern, lachte und biss herzhaft in seine Wurstsemmel. Der Torjäger hatte zuvor den Löwen vor allem in der Anfangsphase dabei zugesehen, wie man es nicht macht, um nach 26 Minuten zu demonstrieren, wie es geht. Dass die Innstädter in der ersten Halbzeit ein richtig gutes Spiel gemacht haben, in dem sie überlegen waren, gefällig kombinierten und sich Chance um Chance erspielten, wirkt angesichts des Endergebnisses wie ein schlechter Scherz. Und Fakt ist auch: Es ist schlichtweg nicht gut, wenn nach dem 0:0 in Forstinning auch gegen Schwaig Überlegenheit erneut nicht in Tore umgemünzt werden kann. Daniel Yordanov (8.) mit einer Doppelchance, Marinus Jackl mit einem Schlenzer, den Franz Hornof überragend parierte (11.), Matthias Rauscher, der in der 13. Minute an den Pfosten köpfte und Johannes Lindner, der den Ball aus einem Meter nicht über die Linie brachte, hätten frühzeitig die Weichen stellen können, wenn nicht müssen. Zu allem Überfluss wurden den Hausherren auch noch zwei Tore wegen vermeintlicher Abseitsstellung aberkannt. Wie einfach Tore schießen aussehen kann, sahen die knapp 300 Zuschauer dann in der 26. Minute. Eine Flanke von rechts ließ Ascher so geschickt über seine Stirn rutschen, dass der Ball unhaltbar im langen Eck zum 1:0 einschlug. Aus dieser Position muss nicht zwangsläufig ein Tor passieren, aber wenn Tormaschinen zu frei gelassen werden, ist das eine Folge, mit der man rechnen muss.

„Wir dachten in der Halbzeit, dass wir mindestens noch ein Tor schießen müssen, um hier etwas mitzunehmen,“ bekannte Schwaigs Abwehrchef Nils Ehret, der seinen Laden so kompromisslos zusammenhielt, dass sich auch am anderen Ende des Spielfeldes der Unterschied ablesen ließ. Er sollte sich jedoch irren, denn das 2:0 in der 52. Minute führte zu einem Wasserburger Systemkollaps, den erst der Schlusspfiff des Schiedsrichters beendete. Nachdem vorne nichts (mehr) ging, wurde plötzlich auch nicht mehr verteidigt. Der aus der Ukraine geflüchtete Nigerianer Bilal Ibrahim wurde zum ersten Slalomfahrer seines Landes, so einfach wie einst Alberto Tomba umkurvte der Sechser die Wasserburger Hintermannschaft und schob lässig ein. Als der überragende Ibrahim eine zehnminütige Zeitstrafe absaß, änderte selbst das die Kräfteverhältnisse nicht, denn in der 65. Minute verzichtete Daniel Kononenko darauf gegen Ascher einen Zweikampf zu führen, sodass dieser nach einer simplen Drehung durch die Hosenträger von Volkmer zum 3:0 einschießen konnte. Was nun folgte, war ein Schauspiel der Gegensätze. Im Gegenzug auf eine zu kurz geratene Wasserburger Flanke erreichte eine perfekte Schwaiger Hereingabe Simon Georgakos, der nur noch einschieben musste (74.): 4:0. Auf ein Wasserburger Schüsschen setzte Georgakos das Leder in den Winkel (78.): 5:0. Und wie leichte Ballverluste bestraft werden, zeigte Vincent Sommer (87.): 6:0. Nun war es peinlich.

„Hier geht bei uns einfach jeder Schuss ins Tor,“ jubilierte Franz Hornof nach der Partie an der Landwehrstraße 10. So einfach ist es aber nicht zu erklären. Daher ist das ein Spiel, über das noch zu reden sein wird.

Wasserburg: Volkmer, Neumeier, Lucas Knauer (ab 79. Stephan), Lindner, Kononenko (ab 79. Barthuber), Höhensteiger (ab 68. Wagner), Selimovic, Simeth, Jackl (ab 68. Pezo), Rauscher, Yordanov (ab 79. Mikusch)

Tore: 0:1 Raffael Ascher (26.), 0:2 Bilal Ibrahim (52.), 0:3 Raffael Ascher (65.), 0:4 Simon Georgakos (74.), 0:5 Simon Georgakos (78.), 0:6 Vincent Sommer (87.)

Zeitstrafe: Bilal Ibrahim (61., hartes Foulspiel)

Schiedsrichter: Maximilian Wirkner (FC Mertingen)

Zuschauer: 291

jah