Fortschreitender Klimawandel sorgt für neue Herausforderungen

Der fortschreitende Klimawandel stellt auch die Rosenheimer Almbewirtschafter vor neue Herausforderungen. Neben dem früheren Ende des Winters wirkt sich die steigende Durchschnitts-Temperatur deutlich auf die Vegetation aus.

Die Jahresdurchschnitts-Temperatur ist seit 1940 um etwa 0,8 °C gestiegen. In den Bergen liegt der Effekt sogar bei etwa 1,6 °C.

Zum Foto: Almfachberater Christian Tegethoff (rechts am Bildrand) erläuterte interessierten Zuhörern auf der Mühlbergalm am Sudelfeld in Oberaudorf die Auswirkungen des Klimawandels auf die Almwirtschaft. Unter den Zuhörern auch der Präsident der Landesanstalt für Landwirtschaft, Stephan Sedlmayer (vorne Bildmitte).

Wasser und Wärme sind die Voraussetzung für Pflanzenwachstum. Dies führt dazu, dass bei gleichbleibend guter Wasserversorgung in Verbindung mit steigenden Durchschnitts-Temperaturen mehr wachse als früher. Die Folge sei, dass die traditionellen Auftriebstermine nicht mehr stimmen und mehr Weidevieh als früher benötigt wird, damit die Almflächen offengehalten werden können.

Aber nicht nur das erschwere die Almbewirtschaftung. Immer wieder vorkommenden Wetterextreme wie Sommertrockenheit führen dazu, dass das Wasser für die Viehtränken knapp werde.

Versiegen die Quellen muss sehr aufwendig Wasser vom Tal auf die Almfläche transportiert werden. Wo das nicht möglich ist, muss das Vieh zurück ins Tal getrieben und eingestallt werden.

Die Almweiden sind ein „Hotspot der Biodiversität“. Durch ihren Strukturreichtum können auf sehr begrenzten Raum enorm viele verschiedene Lebensräume geschaffen werden. Almweiden sind Flächen, die von Menschenhand geschaffen wurden. Es ist eine Kulturlandschaft, die einen der höchsten Beiträge für die Artenvielfalt liefert.

Werden keinen Anpassungen vorgenommen wachsen diese wertvollen Almflächen zwangsläufig zu. Damit verbunden ist der Verlust von vielen Pflanzen- und Insektenarten, aber auch der Verlust von Lebensräumen wie zum Beispiel für das Birkwild oder anderen Säugetieren und Vögeln.

Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim setzt unter diesem Hintergrund auf Spezialberatung für Almbauern. Der Almfachberater Christian Tegethoff steht allen Rosenheimer Almbauern bei jeglichen Fragen zur Almwirtschaft zur Verfügung.

Anpassung des Weide- und Wassermanagements an die Klimaveränderungen ist sein Spezialgebiet. Tegethoff steht dabei in engem Austausch mit der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), die sich mit Siegfried Steinberger schon lange mit diesen Veränderungen beschäftigen.

Zu einem standortangepassten Weidemanagement gehört neben dem rechtzeitigen Auftrieb der Tiere auch die Anpassung der Tierzahl auf das größere Futterangebot und die Unterteilung der Almweidefläche in einzelne Koppeln, um gleichmäßig die Almflächen abweiden zu können.

Gleichzeitig werden dadurch auch Weideruhezeiten geschaffen, in denen die Tiere in einzelnen Koppeln nicht fressen. Dies führt dazu, dass die blühenden Arten auch ihre Blütenbracht über das ganze Jahr zeigen und entwickeln können. Almbeweidung ist auch gelebter Naturschutz.