Wohnhaus von Familie brannte ebenso wie der Stall - Nachtwache blieb

Nichts ist mehr so, wie es noch am Vormittag war. In Mittergars steht die Welt Kopf. Vor allem für eine Familie, die hier seit drei Generationen eine Landwirtschaft betreibt und fest im Ort verwurzelt ist. 

Der Senior reibt sich die Augen. In den vergangenen Jahren hat er noch einiges am stattlichen Wohnhaus und dem Areal drumherum hergerichtet. Auch ein neuer Stall kam hinzu, der den jahrzehntelang Bestehenden von der Kapazität her entlastete. Der Arbeitsalltag wurde durch die Modernisierung des Landwirtschaftlichen Familienbetriebs deutlich erleichtert.

Doch jetzt der traurige Blick in die harte Realität, der in den späten Abendstunden des Mittwochs bereits mit dem Bagger abgetragen wird, um ein unkontrollieres Einstürzen der Außen-Gewerke zu vermeiden. Der einstige Stall ist Opfer der Flammen von Mittwochnachmittag geworden. (wir berichteten)

Dort, wo ein Hochsilo stand, positionierten sich kurz nach der Alarmierung die Einsatzfahrzeuge. Mithilfe von Drehleitern und Atemschutzgeräteträgern wurde von allen Seiten auf die glühenden Holzpfosten und brennenden Vertäfelungen Löschwasser gezielt. Die Blumen im schönen Bauerngarten und auf der Terrasse sind kein Blickfang mehr. Das ganze Dorf hat nur noch Augen für den Brandschaden und hilft zusammen.

Das große Vorhaben der Feuerwehen aus dem Altlandkreis: Den Brand derart unter Kontrolle zu bringen, dass das Wohnhaus der Mittergarser Familie nicht ebenfalls Feuer fängt. Die Realität zeigte sich zügig, der Heuboden und die Verbindung zum Wohnhaus wurden vom Feuer eingeholt,  bevorauch das Wohnhaus selbst brannte.

Sowohl die heimische Feuerwehr aus Mittergars, aber auch Floriansjünger aus Gars, Wang, Grünthal, Elsbeth, Titlmoos, Schambach, Pürten, Haag, Wasserburg und weiteren Nachbargemeinden eilten zum Einsatz.

Während der Landwirt vor Ort bei der Koordination der Einsatzkräfte half und aufgrund seiner Ortskenntniss auf seinem Anwesen, jeden Winkel genauer erläutern konnte, waren seine Kinder, speziell auch der Sohn, damit beschäftigt, die Tiere aus dem Stall zu retten. Nachbarn halfen den Beteiligten, großer Zusammenhalt im eigentlich so idyllischen Mittergars.

Der kleine Ort lebt vom aktiven Alltag. Vereine und Ortsgruppen sind hier fest miteinander verbandelt. Jeder kennt jeden. Man hilft sich.

Genau das ist am Mittwoch einmal mehr klar geworden: Keiner wird allein gelassen.

Die einen bringen Mineralwasser für die Einsatzkräfte, die anderen lotsen die Feuerwehrtrupps zu weiteren Wasser-Bereichen. Im ganzen Ort verteilt sind Schläuche gesteckt und gelegt. Nur: Das Löschwasser wird schnell zur Mangelware. Auch der Pool neben dem Haus wurde schon leergepumpt, zudem der nahegelegene Bach angezapft.

Sogar mit den Löschfahrzeugen wird herumgefahren, um Nachschub zum Löschen zu bringen. Bis hinauf in den Weiler Reiserer fahren die Mannschaften, um die Kameradinnen und Kameraden mit wichtigem Löschwasser zu versorgen. Die Löschwasser-Versorgung im Ort scheint für solch große Einsätze nur bedingt auszureichen.

„Mein Elternhaus ist abgebrannt. Meine Heimat zerstört“, heißt es von der Tochter des Landwirts traurig. Sie wohnt mit ihrer Familie nur wenige Meter entfernt und ist jetzt vor allem für ihre Eltern wichtige Stütze.

Ihr Bruder hat sich eine Rauchvergiftung zugezogen.

Froh seien alle, dass die Kühe gerettet werden konnten. Aufgrund des Brands fiel der Strom im neu errichteten Stall aus. Die Melkmaschinen funktionieren ohne diese Energiequelle nicht. Aus beiden Stallungen wurden die Tiere ins Freie gebracht. Einige Dutzend wurden nach Mühldorf verbracht, um deren regulären Tagesrythmus nicht zu sehr durcheinander zu bringen und auch den Melkvorgang abhalten zu können.

Bis in die Nacht hinein, wurde weiter gelöscht. Das THW unterstützte durch gezieltes Ausleuchten der Fläche. Das BRK kam mit Verpflegung für die Einsatzkräfte.

Nachtwache war angesetzt, um kein Glutnest – speziell im Bereich des Heustadels – zu übersehen.

Auch wenn vom Wohnhaus selbst im Bereich der linken Seite augenscheinlich noch viel vor dem Feuer gerettet werden konnte, ob das Gebäude wieder als bewohnbar freigegeben wird, weiß aktuell vor Ort niemand. Viel Löschwasser musste verwendet werden, um dem Feuer Herr zu werden. Dankbar zeigte sich die betroffene Familie, dass so viele zum Helfen kamen. Und genau das ist für die Region eine klare Bekenntnis, die gelebt wird.