Zum Teil im Altlandkreis und am Chiemsee: „So schlimm war's schon lange nicht mehr"

„So schlimm wie heuer war es schon lange nicht mehr mit den Stechmücken – und das Anfang Juni.“ So jedenfalls berichten es nicht nur Leser aus dem Raum Edling oder Reitmehring aktuell, sondern ganz besonders auch Besucher der unmittelbaren Chiemsee-Region. Ungewöhnlich viele Blutsauger gebe es – auch schon tagsüber und vor allem bei Einbruch der Dämmerung …

Ein Grund sei sicher das nasse Frühjahr, sagen Experten – auch wenn man es kaum glaube, weil es aktuell so extrem staubig und trocken sei in der Region.

Wie der BR berichtet, komme am Chiemsee noch etwas anderes hinzu: Heuer konnten die Gemeinden nicht – wie sonst üblich – das Insektizid BTI einsetzen. Es wird mit Hilfe eines Eiweißgranulats in den Brutgebieten der Tiere verteilt. Die Larven fressen das Granulat und sterben.

Die Chiemsee-Gemeinden dürfen das BTI nur unter strengen Auflagen einsetzen. In diesem Jahr haben Pegelstand, die Menge der Larven und ihr Entwicklungsstand nicht zusammengepasst, wie der Vorsitzende des zuständigen Abwasser- und Umweltverband Chiemsee, Andreas Fenzl, gegenüber dem BR sagte.

Der BTI-Wirkstoff ist ein Eiweißkristall, das aus dem bodenlebendem Bacillus Thuringiensis Israelensis (BTI) gewonnen wird. Es lagert sich bei den Zielorganismen an Rezeptoren von Darmzellen, bringt die Zellen zum Zerplatzen und zerstört damit das Darmepithel.

Inzwischen kann man BTI züchten und die Kristalle extrahieren. Der Wirkstoff wird dann mit Eisgranulat, Sand oder Öl meist mit dem Hubschrauber auf die entsprechenden Wasserflächen und Überschwemmungsflächen ausgebracht.

Da im Eisgranulat nicht nur BTI-Toxin, sondern auch BTI-Sporen enthalten sein können, muss das in Deutschland ausgebrachte Granulat mit radioaktiver γ-Strahlung sterilisiert werden.