Entscheidung am Sonntagabend: „Der Gott des Gemetzels“ gewinnt Publikumspreis bei den Theatertagen

Viele, die gestern Abend ins Wasserburger Theater kamen, waren sich nicht ganz sicher: Gewinnt das Ensemble „Theaterlust“ mit „Der Gott des Gemetzels“ oder das Stück „Post von Karlheinz“ des Münchner Metropoltheaters, das am vergangenen Montag gespielt worden war? Beide Aufführungen wurden von vielen Zuschauern als herausragend empfunden. Doch als man im Publikum nacheinander die vier Darsteller von „Der Gott des Gemetzels“ auftauchen sah, ahnte manch einer vielleicht schon, was geschehen war.

Das Aufeinandertreffen zweier Theaterkulturen in einem Stück, so wie es am Samstag präsentiert worden war, nämlich zeitgenössisches Sprechtheater und Volkstheater, war auch derart einzigartig, dass es den Publikumspreis wahrlich verdient hatte. Und so nahmen Cornelia von Fürstenberg, Ina Meling, Matthias Ransberger, Sebastian Edtbauer und Regisseur Johannes Rieder voller Stolz den Publikumspreis aus der Hand von Landrat Otto Lederer (links) und des  Vorsitzenden des Fördervereins des Theaters Wasserburg, Peter Dörr, entgegen.

Zuvor bedankte sich Dörr in seiner Laudatio bei der Wasserburger Volksbank-Raiffeisenbank, die das Theater Wasserburg stets großzügig unterstütze. Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass eine Stadt mit gut 12.000 Einwohnern sich solch ein Theater leisten könne. Seitdem Michael Kölbl Erster Bürgermeister der Stadt sei, sei die Förderung durch die Stadt Wasserburg immer groß gewesen. Stellvertretend bedankte er sich beim anwesenden Zweiten Bürgermeister Werner Gartner und der Kulturreferentin und Dritte Bürgermeisterin Edith Stürmlinger. „Ohne diese Unterstützung durch die Stadt wäre der Erfolg des Wasserburger Theaters kaum so umfänglich.“

Dann bedankte sich Dörr bei den Aktiven des Theaters, namentlich bei Annett Segerer, Constanze Dürmeier und Nik Mayr. Durch diese Leitung des Theaters sei hier eine wunderbare Willkommenskultur entstanden, die es zu wahren gelte. Und die Wasserburger Öffentlichkeit zeige auch ihrerseits ihre Wertschätzung. Bei den 19. Wasserburger Theatertagen gab es die bisher höchsten Besucherzahlen und das stimme alle doch zuversichtlich für die Zukunft.

Daran anschließend wandte sich Landrat Otto Lederer an das Publikum und würdigte die „große Bandbreite“ an Stücken, die hier aufgeführt worden seien. Die Veranstaltungen bei den Theatertagen seien immer sehr gut besucht gewesen und bereits dies sei „ein großartiger Erfolg“. Und die Idee, nicht Experten, sondern das Publikum selbst entscheiden zu lassen, wer den Preis dieser Theatertage gewinne, zeige, wo man die „Seele des Theaters“ verorte.

Zuvor unterhielt Richard Oehmann das Publikum mit „Derbleckereien“. Der gebürtige Weilheimer Oehmann betreut seit 2018 das Singspiel beim „Politikerderblecken“ am Nockherberg, nicht aber, wie er ausdrücklich betonte, die Fastenpredigt von Maxi Schaffroth. In den Jahren 2020, 2021 und 2022 musste die Starkbierprobe am Nockherberg mit Fastenpredigt, Politikerderblecken und Singspiel leider ausfallen, aus Gründen der Corona-Pandemie und später wegen des Angrifsskrieges Russlands gegen die Ukraine. 

Oehmann nutzte die Chance und zitierte einige Passagen aus den ausgefallenen Singspielen, deren Texte aber bereits gefertigt waren. So erzählte er davon, dass man Ministerpräsident Markus Söder vor dem „Valentins-Musäum“, das heute „Valentin-Karlstadt-Musäum“ heißt, platziert habe. Dort sei er gestanden und habe sich nicht bewegt. Denn er „steht gerne und bewegt sich nicht“. Und er kündige auch gerne an. „Man braucht keine Haltung, wenn man einen Standpunkt hat“, legt Oehmann Söder in den Mund und daran anschließend zitiert Oehmann aus der „Brennsuppn-Polka“ des Hubert Aiwanger, in der er Aiwanger sagen lässt: „Ich schwimme auf der Brennsuppn herum“.

Auch den ehemaligen Bundeskanzler Scholz lässt Oehmann zu Worte kommen: „Wenn halt keiner mitfeiert, feier ich allein!“ Und auch für die stets ausweichende Antworttechnik des ehemaligen Bundeskanzlers hält Oehmann ein vermeintliches Zitat bereit: „Vielen Dank für Ihre Frage, ich werde zu gegebener Zeit vielleicht eine Antwort finden.“

Schließlich schreibt er ein Lied über die ehemalige Außenministerium Annalena Baerbock, die er darüber verzweifeln lässt, dass alle nur nach „Robert“ fragen und sich anscheinend niemand für sie interessiere. Und schließlich gerät auch noch einmal Markus Söder ins Visier des Derbleckenden, weil der Bayerische Ministerpräsident gerne darauf bestanden haben soll, bestimmte Probleme immer als erster erkannt zu haben. „Das habe ich schon als erster gesagt“ und zum Abschluss lässt er nochmals Hubert Aiwanger sprechen, indem er ihn sagen lässt: „Ich habe mir alle meine Einschätzungen der letzten Jahre angeschaut, sie waren alle falsch!“

Das Publikum bedankt sich mit reichlich Applaus bei Oehmann.

Im Anschluss an die Verleihung des Publikumspreises der Theatertage klang die Veranstaltung bei Prosecco, Orangensaft und Grillwürsteln aus. Die 19. Theatertage Wasserburg waren ein sehr großer Erfolg. Auch wenn die Veranstwortlichen froh sind, dass es nun vorüber ist, freuen sie sich andererseits doch schon auf die 20. Wasserburger Theatertage im nächsten Jahr, wie man es am Rande dieses Abends auch hören konnte.

 

PETER RINK / Fotos: Christian Flamm

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