Ehemalige Essigfabrik: Stadtrat stimmt Kaufvertrag zwischen der Stadt und dem Investor einstimmig zu
Eine ruhige Wohnlage, nahe am Inn und trotzdem nur ein paar Minuten von der Altstadt und dem Busbahnhof entfernt – am geplanten Wohnungsbauprojekt an der ehemaligen Essigfabrik (wir berichteten) soll dies schon bald Wirklichkeit werden. In der gestrigen Stadtratssitzung wurde dem Kaufvertag im nichtöffentlichen Teil zugestimmt – einstimmig.
In einem Pressegespräch berichteten Bürgermeister Michael Kölbl, Stadtbaumeisterin Mechtild Hermann, Liegenschaftsamtsleiter und Kämmerer Robert Mayerhofer zusammen mit den Investoren Josef und Werner Schmölzl über den weiteren Fahrplan zu den geplanten 79 Wohnungen. Kölbl lobte die stets sehr gute und konstruktive Zusammenarbeit mit der Firma Schmölzl. „Da steht eine Familie dahinter und alle Entscheidungen werden zum Wohle der Mieter getroffen“, so der Rathaus-Chef.
Ein Meilenstein sei der nun geschlossene, 35 Seiten plus Anlagen umfassende Kaufvertrag, nun könne es weitergehen, beziehungsweise die Arbeit höre nicht auf. Ein vorhabensbezogener Bebauungsplan sei aufzustellen, außerdem stünden noch einige Stadtratsbeschlüsse an. Wichtig und zu jeder Zeit gegeben, betonte Kölbl, war die deckungsgleiche Zielsetzung zwischen der Stadt Wasserburg und der Investorfirma – es sollen Mietwohnungen gebaut werden und im Eigenbestand bleiben. Bauamtsleiterin Mechtild Hermann ergänzte, man sei auf einem „guten Weg“ und vorsichtig optimistisch, dass der Bebauungsplan zügig durchgezogen werden könne.

Große Freude auch bei der Firma Schmölzl aus Bayrisch Gmain: „Wir wollen Wohnwerte für die Wasserburger Bürger schaffen“, erklärt Geschäftsführer Josef Schmölzl. Sein Vater Werner ergänzt, dass vieles aus dem Siegermodell vom städtebaulichen Wettbewerb (wir berichteten) umgesetzt werden konnte. Rein äußerlich war schon viel gegeben, die Firma Schmölzl habe sich mit dem Innenausbau wie Belichtung, Fensterform und Gebäudegeometrie auseinandergesetzt. Man war jederzeit bemüht, die Ideen aus dem Wettbewerb umzusetzen. Ein besonderes Augenmerk lag darin, Sonne und Licht in die Wohnungen zu bringen. Dem schloss sich auch Mechtild Hermann an, „am Ende wohnen dort Menschen, die sich wohlfühlen sollen.“
Als Ziel sollen die verdichtete Wohnbebauung, der öffentlich geförderte Wohnungsbau, eine regenerative Wärmeversorgung sowie ein hoher Energiestandard erreicht werden. Es werde auf nachhaltige und hohe Wohnqualität gesetzt. Geplant seien auch eine Grundwasserwärmepumpe und Photovoltaikanlage.
Die Firma Schmölzl ist bereits seit 1897 m Baugewerbe tätig und beschäftigt heute rund 230 Mitarbeiter. Im gesamten südöstlichen Bayern, von Regensburg bis Garmisch-Partenkirchen, sei man unter anderem mit Tiefbau, Straßenbau, Ingenieurbau oder mit Wohnungsbauprojekten tätig – und das bereits seit fünf Generationen.
Wichtige Punkte: Bürgerbeteiligung und Parksituation
Bürgermeister Michael Kölbl betonte die Wichtigkeit der Bürgerbeteiligung, die von Anfang an stattgefunden habe, beispielsweise in einem Infoabend für die Anwohner und den Bürgerversammlungen, und auch weiterhin stattfinden werde. „Wir planen nicht an den Bürgern vorbei“.
Viele Anwohner sehen nach wie vor die Parksituation im Holzhofweg kritisch. Ein Verkehrsgutachten, das den Anwohnern bereits vorgestellt wurde, sah die Situation als hinreichend gesichert – allerdings werde es künftig Halteverbote geben.
Im geplanten Wohnungsbauprojekt an der Essigfabrik sind insgesamt 90 Parkplätze geplant, etwa 45 als Erdgeschoss-Tiefgaragen und 45 am Gelände verteilt. „So gibt es für jede Wohnung mindestens einen Parkplatz und noch welche für Besucher“, erklärte Josef Schmölzl.

Die Rahmenbedingungen sind durch den Kaufvertrag bereits abgesteckt. Ein wichtiger Punkt war, so erklärt der Bürgermeister, dass die Planungshoheit bei der Stadt bleibe. Parallel zum Bebauungsplan werde ein städtebaulicher Vertrag ausgearbeitet. „Der Vorteil liegt hierbei darin, dass dort viel mehr geregelt werden kann als in einem Bebauungsplan“, berichtet Mechtild Hermann. Als Beispiele nennt sie unter anderem die Zusammenarbeit, Kostenübernahme sowie Details zu Planung und Durchführung.
So sehen die Wohnungen aus
Die 79 barrierefreien Wohnungen verteilen sich auf fünf Häuser und sind ausschließlich Mitwohnungen mit bis zu vier Zimmern. Jedes hat einen Aufzug. Aufgrund der Nähe zum Inn beginnen die Wohnungen der vier- bis fünf-geschossigen Häuser erst im ersten Obergeschoss. Neben den Häusern sind auch ein Spielplatz, eine E-Ladestation, Car-Sharing, Fahrrad-Parkplätze und ein Gemeinschaftsgarten vorgesehen. Und, dass nicht der ganze Pkw-Verkehr durch das gesamte Areal fahren muss, wurden am Eingang 44 Parkplätze geschaffen. Weitere Parkmöglichkeiten sind unter anderem vor den Häusern und einem Carport vorgesehen.
40 Prozent der Wohnungen werden öffentlich gefördert und ermöglichen so auch einkommensschwachen Personen die Möglichkeit auf ein Zuhause. Als großes Ziel der Stadtverwaltung nannte Kölbl, je ein Gebäude durch die Stadt und Heiliggeist-Spitalstiftung zurückkaufen zu können.
Und wann kann man einziehen? „Wir rechnen mit einem Baubeginn in 2027“, so Josef Schmölzl, „wahrscheinlich werden die ersten Wohnungen ein Jahr später angeboten werden können.“ In den kommenden Monaten werde eine Plattform eingerichtet, unter der sich Mietinteressenten melden können.
TANJA GEIDOBLER
Schaufenster





Erst Faschian, dann Decker, jetzt Schmölzl. Hat dieser Stadtrat nicht aus der Historie gelernt? Wie uninspiriert kann man sein, so einen Entwurf auch nur im entferntsten in Betracht zu ziehen. Da hat man immer wieder die Chance, selbst zu gestalten (Greinbräu, Burgerfeld, Hutterer- und Weinberger-Gelände und lässt sie immer wieder vorbeiziehen zum Leidwesen einer nachhaltigen und bürgerfreundlichen Stadtentwicklung. Ein Trauerspiel sondersgleichen.
Unfassbar, dass die Stadt ihren Grund und Boden irgendwelchen Investoren überlässt.
Aber dann haben Stadtrat, Bürgermeister und Stadtverwaltung halt ihre Ruhe und weniger Arbeit und die Zeche zahlen ja irgendwann eh nur die Mieter und die Anwohner mit Halteverboten. Hey, kein Problem! Sind doch die meisten im Stadtrat mit eigenem Grund und Boden gut ausgestattet, müssen keine Miete zahlen und können oder wollen sich nicht in die Lage von Leuten versetzen, die bald mehr als 50 % ihres hart verdienten Einkommens fürs Wohnen aufwenden müssen.
Die ganzen Versprechen des Bürgermeisters zum „familiären“ Investor kann glauben wer will, z. B. diejenigen, die noch an den Weihnachtsmann glauben.
(…)
Wenn es sich hier um achso böse, kapitalistische Investoren handelt: was ist denn aus Eurem linken Bürgerbegehren dagegen geworden?? Möglicherweise ist die Mehrheit der Wasserburger einfach zufrieden mit der Tatsache, dass hier jetzt neuer Wohnraum geschaffen wird.
Sie sind Immobilienbesitzer und/oder Vermieter, stimmts?
Und im Übrigen: Ich weiß es leider nicht, was aus dem Bürgerbegehren der Linken Liste Wasserburg geworden ist. Hoffentlich wird noch was daraus!
@wasserburger
Als kleiner CSU-Stadtrat erlaube ich mir hier zu antworten. In den 24 Jahren im Stadtrat habe ich viele Einscheidungen mitgetragen, darunter auch die Entwicklung der sog. Essigfabrik. Sie dürfen mich gerne kontaktieren und ich erkläre Ihnen, warum ich dem „Deal“ zugestimmt habe. Meine Kontaktdaten finden Sie auf der Homepage der Stadt. Ich freue mich auf einen regen Meinungsaustausch.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Schmid
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung! Ich weiß das wirklich zu schätzen, was Sie persönlich seit Jahrzehnten für die Allgemeinheit in Wasserburg leisten. Sie sind ein Politiker vor Ort, der nicht nach Parteibuch, sondern nach dem Gewissen handelt.
Dennoch finde ich, dass die Stadt viel zu wenig für bezahlbaren, sozialen Wohnraum tut und auch viel zu hohe Mieten für ihre Immobilien verlang, was man so hört.
Es ist für viele mittlerweile kaum mehr leistbar, irgendwo zu wohnen. Wie soll das noch enden?