Wohnraumbedarf und Gestaltungssatzung können nicht immer leicht in Einklang gebracht werden

Die gestrige Sitzung des Bauausschusses hatte zahlreiche Bauanträge auf der Agenda: Gerade im Bereich der historischen Altstadt kommt es da immer wieder zu Konflikten zwischen den Interessen der jeweiligen Bauherren und den Vorgaben der Stadt Wasserburg und der Denkmalschutzbehörden. Und deshalb musste der Bauausschuss auch gestern nicht nur einmal darüber beraten, ob von der Gestaltungssatzung, die sich die Stadt vor knapp zwei Jahren gegeben hat, abgewichen werden kann. In der Präambel zu dieser Gestaltungssatzung heißt es: „Die Wasserburger Altstadt hat wie kaum eine andere ostbayerische Stadt sein historisch gewachsenes Stadtbild bewahrt und störende Neubauten im Altstadtbereich weitgehend vermieden.“ 

Andererseits muss auch Wasserburg notwendigen Wohnraum schaffen können, damit Menschen hier leben können und dies auch gerne tun.

Viele Gebäude in der Altstadt Wasserburgs sind Einzeldenkmäler. Und im Stadtrat und dessen Gremien muss immer wieder darauf geachtet, dass notwendige Baumaßnahmen nicht den Charakter der historischen Altstadt verändern.

Und so konnte der Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung eine Baumaßnahme in der Schmidzeile befürworten, in der Treppenhäuser brandschutztechnisch ertüchtigt und in der seit Längerem ungenutzte Räumlichkeiten zu Lagerzwecken umgewidmet werden können. Natürlich haben Bauherren nicht selten bestimmte Interessen, die von der Gestaltungssatzung abweichen. So will ein Bauherr bei einem Projekt im Möwenweg von der existierenden Dachneigung abweichen, ein anderer wünscht beim Neubau eines Hauses statt einer Einzelgarage eine Doppelgarage zu bauen. Beide Ansinnen wurden vom Bauausschuss befürwortet.

Am Landschaftsweg soll ein Neubau von vier Reihenhäusern erfolgen, der eine Überschreitung der Baugrenze nach sich zöge, für den zusätzliche Stellplätze für Pkw vorgesehen werden und der Bauherr wünscht auch eine stattliche Linde, die sich auf dem Baugrundstück befindet, fällen zu dürfen.

Dieses Ansinnen führte im Bauausschuss zu einer kurzen Debatte. Die Mitglieder waren sich einig, dass diese Linde erhalten werden müsse. Friederike Kayser-Büker (SPD) formulierte es klar: „Wir müssen auch dafür sorgen, dass die Linde während der Bauzeit geschützt wird.“ Und so genehmigte der Bauausschuss das Bauvorhaben am Landschaftsweg, verpflichtete aber den Bauherren zum Schutz der Linde: „Während der Bauphase darf die Linde nicht beschädigt werden, insbesondere ist auf den Erhalt des Wurzelwerks zu achten.“ 

Schließlich beantragt ein Bauherr eine Erneuerung von Fenstern in einem Anwesen an der Neustraße. Der Bauherr möchte auf Wetterschenkel verzichten und vorgefertigte Fensterbleche verwenden.  Da es sich bei dem Gebäude um ein neuzeitliches Wohn- und Geschäftshaus handelt, hat der Bauausschuss dem Ansinnen zugestimmt, sofern die Fensterbleche in dunklerem Blech gefertigt werden. Außerdem ist eine Abstimmung mit der Denkmalsschutzbehörde angezeigt.

In der Salzsenderzeile gibt es auch einige Arztpraxen. Und im Sommer kann es warm werden. Nun hat ein Arzt in der Salzsenderzeile beantragt, ein temporäres Klimagerät an der Außenfassade anbringen zu dürfen. In der Begründung führte er aus, dass „in den Sommermonaten die Raumtemperatur regelmäßig auf bis zu 27 Grad“ ansteige, „was sowohl für Patienten als auch für das medizinische Personal eine erhebliche Belastung“ darstelle. Der Bauausschuss sah das anders als der Mediziner und genehmigte das Klimagerät an der Außenfassade in der Salzsenderzeile nicht. Dem Einbau eines „Monoblocks“ für die Abluft über der Fenster- oder Fassadenöffnung stimmte der Ausschuss hingegen zu.

Schließlich beriet der Bauausschuss noch ein Thema, das viele Wasserburger beschäftigt: Das Parken von Pkw. Am Kaspar-Aiblinger-Platz vor den ehemaligen Räumlichkeiten der Polizeiinspektion parkten regelmäßig die Einsatzfahrzeuge der Polizei, und zwar gebührenfrei. Nun ist die Polizeiinspektion umgezogen und der Bauausschuss billigte das Vorhaben, die dortigen Stellplätze gebührenpflichtig zu machen. Gleiches gilt für jene Parkplätze in der Fletzingergasse am südwestlichen Teil des Palmanoparks. Beide Beschlüsse fielen im Bauausschuss einstimmig.

RP

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