Vernissage zur Ausstellung „Zeitlang“ im Freilichtmuseum Amerang

Gestern war es endlich soweit – im Freilichtmuseum Amerang wurde zur ersten Vernissage im neuen Ausstellungsgebäude geladen. „Zeitlang“ – Bilder und Texte von Sebastian Beck und Hans Kratzer zeigen ein Bayern jenseits touristischer Klischees, eine versunkene Welt, die Sehnsucht weckt.

Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger begrüßte die anwesenden Gäste und Künstler. Er freute sich über die erste Ausstellung im neuen Gebäude. „Zeitlang“ sei ein in Bayern nicht mehr so geläufiges Wort. Es könne sowohl für Heimweh, Sehnsucht oder Langeweile stehen. Mit ihren Bildern zeichnen Sebastian Beck und Hans Kratzer ein eigenes Bild von Bayern und bieten scharfsinnige Einblicke in die Heimat. „Besonders berührt hat mich die Fotografie vom Seziertisch der KZ-Gedenkstätte in Flossenbürg“, so Schwarzenberger. Er wünschte der Ausstellung viel Erfolg und viele Besucher.

Als „Orte zum Staunen“ bezeichnete Landrat Otto Lederer Museen und besonders das Freilichtmuseum Amerang. Museen leisten einen bedeutenden Beitrag zur Identität der Region sowie zur Bildung und Erinnerungskultur. Das neue Gebäude eigne sich hervorragend für Ausstellungen. „Zeitlang bedeutet für mich Sehnsucht oder etwas vermissen“, erklärte Lederer. Die Bilder seien fernab der Klischees, die viele Menschen von Bayern haben.

„Es fühlt sich richtig gut an, hier im neuen Gebäude eine Ausstellung zu haben“, freute sich Museumsleiterin Dr. Claudia Richartz. Es sei „einfach nur schön“, dass die Ausstellung nach Stationen unter anderem in Burghausen, Passau und München nun nach Amerang komme. Sie sprach von einer „Liebeserklärung an die Heimat“. Im Anschluss befragte sie die Aussteller Sebastian Beck und Hans Kratzer, beide SZ-Journalisten, zu ihren Bildern.

Angesprochen auf die Veränderung oder Bedeutung von Riten, erklärte Hans Kratzer, dass hier in den vergangenen 40 Jahren ein massiver Wandel stattgefunden habe. Diese Entwicklung sei zwar absehbar gewesen, aber nicht in diesem Tempo.

Nach welchen Kriterien wurden die Bilder für die Ausstellung ausgesucht? Hierzu berichtete Sebastian Beck, dass einige Bilder bei Terminen andere durch Zufallsbegegnungen entstanden seien. Es gebe zu jeder fotografierten Person Geschichten zu erzählen.

Gibt es Lieblingsbilder? Für Hans Kratzer sind es die berührenden Portraits von der Landshuter Hochzeit.

„Ich tue mich schwer, denn ich mag sie alle“, bekannte Sebastian Beck. Beeindruckt habe ihn das Bild eines Bauers aus der Jachenau inmitten seines Waldes bei Schneefall.

„Es ist für uns eine große Ehre, dass wir als erstes hier in Amerang ausstellen dürfen“, sind sich Sebastian Beck und Hans Kratzer einig.

Seit der Premiere 2019 in Burghausen hat „Zeitlang“ trotz einer lange Pause wegen Corona 33.000 Menschen angezogen. Das Fotobuch mit dem gleichen Titel wurde in drei Auflagen verkauft. Amerang ist bereits die zehnte Station des erfolgreichen Projekts, das 2022 mit dem Kulturpreis der Bayerischen Landesstiftung ausgezeichnet wurde. „Zeitlang“ ist kein statisches Projekt, sondern wird mit jeder neuen Ausstellung ergänzt und überarbeitet – auch in Amerang.

Die Ausstellung kann ab heute bis zum Sonntag, 14. September, im Freilichtmuseum Amerang besichtigt werden. Am 27. Juli, um 11 Uhr, findet eine Führung durch die Ausstellung mit Sebastian Beck statt.

Unser Bild oben zeigt von links Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger, Hans Kratzer, Sebastian Beck, Museumsleiterin Dr. Claudia Richartz und Landrat Otto Lederer.

TANJA GEIDOBLER

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