Linke Liste: „Wasserburg-Pass ist nicht die Lösung des Gebührenproblems der Kitas"

Vor der Stadtratssitzung im April und der Diskussion über die Erhöhung der Kita-Gebühren in Wasserburg hatte die Linke Liste Wasserburg (LLW) darauf verwiesen, dass die geplante Gebührenerhöhung (Durchschnitt der Erhöhungen 19,8 Prozent) „ein fatales Zeichen in Zeiten der Teuerung ist und Eltern mit geringem und mittlerem Einkommen überdurchschnittlich höher belastet werden als Erziehende mit hohem Einkommen“ (wir berichteten). Am heutigen Donnerstag wird sich der Stadtrat nun mit der neuen Gebührenordnung befassen.

In einem offenen Schreiben bekräftigt die LLW, dass die Kritik der Partei zur Vertagung der Entscheidung im April wesentlich beigetragen habe

Der Stadtrat wollte bis zu einer erneuten Befassung mit der Gebührenordnung unter anderem prüfen, ob es nicht sinnvoll sei, den Wasserburg Pass so umzugestalten, dass dieser Menschen mit geringerem Einkommen besser entlastet. Mit dieser Überlegung suche sich der Stadtrat eine simple Lösung, was aber dem Problem der Gebührenerhöhung nicht gerecht werde. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, „dass viele Menschen, denen eine solche finanzielle Unterstützung zustehen würde, diese nicht beantragen, da es einerseits eine bürokratische Hürde ist, andererseits müsse man vor dem Amt seine gesamten Einkommensbescheide vorzeigen, was bei den Betroffenen Scham erzeugen könne. Außerdem sei die Beantragung einer Sozialleistung in der Gesellschaft immer mit einem Stigma verbunden. Menschen wollen dem Staat nicht zur Last fallen, auch wenn sie die Leistung beantragen dürften“. Dies komme gerade bestens in den aktuellen Diskussionen um Bürgergeldempfänger zum Vorschein, da hier die Bezieher von der „aktuellen rechtsradikalen Politik von Union und SPD als Menschen dargestellt werden, welche dem Staat auf der Tasche liegen und nichts leisten wollen“.

Dazu stelle der Wasserburg Pass, nach Meinung der LLW, keinen Ausgleich zwischen den Einkommen her. Menschen mit geringerem Einkommen müsse einen größeren Anteil ihres Lohns zur Betreuung ihres Kindes aufwenden, als Personen mit höherem Einkommen. Der Wasserburg Pass schaffe hierfür lediglich eine kleine Abhilfe, sollten die Antragsberechtigten die oben genannten Hürden, überwinden. Das Ziel der Politik müsse aber sein, eine faire Verteilung zu schaffen, so dass alle den gleichen Anteil ihres Einkommens für die gleiche Leistung, in diesem Fall die Kinderbetreuung, bezahlen.

Deshalb plädiert die LLW für eine einkommensabhängige Erhebung der Kindergarten- und Krippengebühren. Durch eine einkommensabhängige Elternbeitragsleistung können die Gebühren fair verteilt werden. „Wir sind der Meinung, dass wir auch auf kommunaler Ebene für mehr Gerechtigkeit bei der Erhebung von Gebühren sorgen müssen. Kitas sind Bildungseinrichtungen, es kann doch gar keine Frage sein, dass der Kita-Besuch nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein darf. Deshalb schlagen wir vor, die Gebühren einkommensabhängig zu gestalten,“ so Sophia Jokisch von der LLW.

 

Folgendes Beispiel soll die Umsetzung veranschaulichen

Die LLW schlägt außerdem vor, dass die freien Träger ihre Elternbeiträge an die Gebühren der städtischen Einrichtungen anpassen. Sollte die Umstellung der Gebührenerhebung zu Mindereinnahmen führen, soll die Stadt Wasserburg diese durch entsprechende Fördermittel
ausgleichen.

Zwar sei der Linken Liste klar, dass eine vollständige Fairness „im kapitalistischen System nicht möglich ist, einkommensabhänige Gebührenbelastungen bei öffentlichen Leistungen wären aber ein erster Schritt in die richtige Richtung“.

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