Sorge vor wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen erreicht Negativrekord

Die Stimmung der Wirtschaft in Südostoberbayern ist aktuell durchwachsen. Zwar ist der regionale IHK-Konjunkturindex von 102 Punkten zu Jahresbeginn auf nun 107 Punkte gestiegen, dennoch liegt der Wert weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt von 114 Punkten. Trotz optimistischeren Ausblicken, nimmt die Unsicherheit weiter zu und so viele Unternehmen wie noch nie sehen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Geschäftsrisiko.

Die Geschäftslage verharrt deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt: 28 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Lage als gut, 17 Prozent zeigen sich unzufrieden. Die Talsohle ist damit noch nicht durchschritten. Hauptursache für die ausbleibende Dynamik ist die schwache Nachfrage, die 62 Prozent der Unternehmen beklagen. Zudem belasten hohe Preise bei Energie (59 Prozent) sowie bei Rohstoffen und Waren (55 Prozent). Unter Personalmangel leiden 56 Prozent der Betriebe.

Ein durchgreifender Aufschwung in den kommenden Monaten zeichnet sich bisher nicht ab, auch wenn sich die Aussichten aufhellen und die Schwelle zum Optimismus zumindest überschritten ist. 19 Prozent rechnen mit einer Belebung der Geschäfte, 16 Prozent mit einer Verschlechterung und damit immerhin weniger als zuletzt. Die Risikolage spitzt sich allerdings weiter zu. Gefragt nach den größten Risiken nennen 71 Prozent der Firmen in Südostoberbayern die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen – ein Negativrekord. Auch die fehlende Inlandsnachfrage liegt mit 68 Prozent auf einem Höchststand. Mehr als jedes zweite Unternehmen sieht darüber hinaus Risiken in den Arbeitskosten, Energie- und Rohstoffpreisen und im Arbeitskräftemangel.

Die schwierigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die anhaltende Nachfrageschwäche belasten auch die Beschäftigungspläne der Unternehmen. Nur sieben Prozent der Betriebe planen einen Personalaufbau, 18 Prozent wollen hingegen Stellen streichen. Die Arbeitslosigkeit in der Region dürfte damit weiter zunehmen. Positive Signale senden die Unternehmen dagegen bei ihren Investitionsabsichten. 25 Prozent wollen Investitionen ausbauen, 20 Prozent wollen weniger investieren.

Bensegger: Neue Bundesregierung muss Worten auch Taten folgen lassen

„Auch wenn sich bei vielen Unternehmen in der Region inzwischen ein vorsichtiger Optimismus zeigt, gibt es noch keine Trendwende. Die Stagnation der Wirtschaft setzt sich leider fort,“ erklärt Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK Regionalausschusses Rosenheim. „Vor allem die Bürokratie sowie die hohen Kosten hier am Standort belasten die Unternehmen – dazu kommen die Folgen der chaotischen US-Zollpolitik sowie eine zurückhaltende Konsumlaune.“ Umso mehr sieht Bensegger die neue Bundesregierung vor einer Bewährungsprobe. „Die heimische Wirtschaft braucht endlich wirksame Entlastungen und Rückenwind. Die neue Bundesregierung hat sich viel vorgenommen, die Wirtschaft zu entlasten und den Unternehmen wieder mehr Beinfreiheit zu geben. Jetzt ist die Koalition aus CDU, CSU und SPD auch in der Pflicht, schnell zu liefern und entschlossen zu handeln. Die Betriebe brauchen vor allem mehr Planungssicherheit, spürbare Anreize für mehr Investitionen und einen echten Kurswechsel zu mehr unternehmerischer Freiheit. Daran messen wir die Bundesregierung.“

Bensegger macht zugleich deutlich, dass es in der Region viele Chancen für Unternehmertum und Wachstum gibt: „Wir haben viele engagierte Unternehmer, viele hoch motivierte Auszubildende sowie eine lebendige Gründerszene mit zukunftsfähigen Innovationen und Geschäftsmodellen. Nutzen wir diese Potenziale und fördern wir sie, damit auch hier in der Region neben bestehenden Unternehmen auch die Firmen der Zukunft Fuß fassen, neues Wachstum ankurbeln und Arbeitsplätze schaffen.“

Die IHK hatte für ihren Konjunkturbericht Anfang bis Mitte April zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Berchtesgadener Land, Altötting, Mühldorf, Traunstein sowie in Stadt und Landkreis Rosenheim befragt. Dreimal im Jahr wird der IHK-Konjunkturbericht veröffentlicht.