Zum Tag der Befreiung vor genau 80 Jahren am Beispiel der heutigen Gemeinde Eiselfing
„Die Eiselfinger waren alle in den Kellern und hörten nur die Einschläge. Aber von Alteiselfing, Hafenham, Weikertsham und Langwied her wurde alles beobachtet und von allen konnte man nachher hören, sie hätten Eiselfing für verloren gehalten – Wassersäulen aus dem Inn, Staubsäulen aus dem Dorf.“ Dieser dramatische Eintrag vom 3. Mai 1945 in der Eiselfinger Pfarrchronik führt die Schrecken des Kriegs deutlich vor Augen.
Zum heutigen Tag der Befreiung genau 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zeigt der beispielhafte Blick in das Gemeindearchiv von Eiselfing, wie die Menschen auch im Wasserburger Land unter den Folgen litten.
Das Foto zeigt das Kriegerdenkmal in Eiselfing im Jahre 1954.
Bereits im Herbst 1944 ist der erste Angriff auf die Heimatregion dokumentiert: „Am 23. Oktober, nachmittags um etwa halb 2 Uhr fielen auf den Pfarrbezirk die ersten Bomben und zwar zwischen Wimpasing und Weiglham. Fünf Stück, darunter ein Blindgänger. In Wimpasing gab es Fensterschäden (78 Stück) und Dachschäden.“
Und wenige Monate später, am 27. Februar 1945, muss der Chronist wieder von Kriegstätigkeiten berichten: „Zweiter Bombeneinschlag in der Pfarrei: Um halb 1 h mittags fielen vor Weikertsham beim großen elektrischen Doppelmast sechs Bomben (davon zwei Blindgänger) und warfen Trichter aus von vier bis fünf Metern Tiefe und etwa zehn Metern Durchmesser. Sehr wahrscheinlich war es ein Notabwurf.“
Für den 29. April 1945 findet sich noch ein kurzer Eintrag über „starken Tieffliegerangriff um 7.15 bis 8.15 h“, ehe dann ab 2. Mai 1945 ein ganzer Abschnitt zur „Beschießung von Eiselfing“ folgt: „Am Mittwoch, den 2. Mai, bekam Eiselfing am Nachmittag Feuer, das bis 19 h dauerte (sechs Einschläge in das Kirchendach und Pfarrökonomiestadl).
Die Nacht vom 2. auf den 3. Mai war ruhig.
Am 3. Mai (Donnerstag) setzte um halb 9 Uhr vormittags das Feuer wieder ein, das dann bis halb 12 h mittags fortdauerte und zwar von Koblberg und Kirchreit und von/bei Weikertsham.
Die SS hatten eine Schützenlinie inne bei Bachmehring, im Pfarrwald und in Aham. Die Geschütze standen im Pfarrwald hinter der Ziegelei und im Bergerwald. Im Dorf selbst patrouillierte die SS und suchten mit Feldstecher nach etwaigen aufgezogenen weißen Fahnen, um sofort mit Revolver oder Stricken gegen die Aufzieher einzuschreiten. So lag das Dorf unter SS-Terror, und die Folge war, dass erst um halb 12 h die weiße Fahne am Kirchturm hoch ging. […] So hat der 3. Mai dem Pfarrhof zwei Todesopfer, drei Verletzte und nicht unbeträchtlichen Materialschaden gebracht.“
Erste amerikanische Panzer rollen laut Pfarrchronik noch am selben Tag „ununterbrochen“ durch Eiselfing.
Die in der Folge ab 11. Juni 1945 im Ort einquartierten 165 amerikanischen Soldaten ziehen schließlich am 18. Juli 1945 wieder ab.
Die detaillierten Aufzeichnungen rund um die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs im Gebiet der heutigen Gemeinde Eiselfing können in der Jubiläumsbroschüre „1.100 Jahre Eiselfing“ nachgelesen werden – erhältlich zu den regulären Öffnungszeiten des Rathauses.
GR
Fotos: Gemeindearchiv Eiselfing
Hier die Lagekarte zum Kriegs- und Einmarschbericht von Kircheiselfing …
EIN FRIEDENSGEDICHT
Kriege fordern Opfer weltweit,
millionenfach unsäglich‘ Leid.
Zahllose Tränen sind geweint,
stoppen wir die Gräuel vereint.
Lasst die weißen Tauben fliegen,
Aggression und Hass besiegen.
Dem Blutvergießen ein Ende,
Völker reichen sich die Hände.
Allen Menschen Gerechtigkeit,
Leben in Frieden und Freiheit.
GEDANKEN ZUM MAI
Der Mai macht alles neu, so steht’s geschrieben;
Wonnemonat, man schwebt auf Wolke sieben.
Wir bewundern die Nacht, die himmlische Pracht;
freuen uns, dass ringsum die Natur erwacht.
Der Frühling zieht ein im bunten Kleid,
mit herrlichsten Blumen und Blüten.
Er macht Menschen froh und Herzen weit,
möge er auch bringen den Frieden.
Dass Raketen ins Weltall fliegen,
und nicht den Tod bringen in Kriegen.
Dass vom Himmel die Sterne schimmern,
und nicht Drohnen Häuser zertrümmern.
Darum sollte nun machen der Mai,
dass endlich Krieg und Leiden vorbei.
Für alle Zeiten Gewaltverzicht,
nie darf erlöschen das Friedenslicht.
Rainer Kirmse , Altenburg
Herzliche Grüße aus der Skatstadt
Die Vorkommnisse rund um den 8. Mai ’45, hier in der Region, dürften inzwischen ja hinlänglich bekannt sein. Viel interessanter hingegen wäre allerdings eine historische Aufarbeitung der zwölf vorhergehenden Jahre. Die amerikanischen Bomber und Jagdflugzeuge sind hier, wie andernorts auch, nicht aus heiterem Himmel aufgetaucht. Zumal München, die „Hauptstadt der Bewegung“, in greifbarer Nähe liegt bzw. lag.
Zu NS-Verantwortlichen und deren Tätigkeiten hier in der Region gibt es mittlerweile mehrere wissenschaftliche Aufsätze. Fragen Sie z.B. gerne mal im Stadtarchiv nach.
Mord bleibt Mord auch im Krieg.