Tarifrunde öffentlicher Dienst für Bund und Kommunen ergebnislos vertagt
Die erste Runde in den Tarifverhandlungen für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen ist am Freitagohne Ergebnis vertagt worden. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) fordert in der Tarifrunde von Bund und Kommunen 2025 ein Volumen von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr monatlich für Entgelterhöhungen und höhere Zuschläge für besonders belastende zehn Tätigkeiten. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 200 Euro monatlich angehoben werden. Außerdem fordert ver.di drei zusätzliche freie Tage, um der hohen Verdichtung der Arbeit etwas entgegenzusetzen. Für mehr Zeitsouveränität und Flexibilität soll zudem ein „Meine-Zeit-Konto“ sorgen, über das Beschäftigte selbst verfügen können. „Die Arbeitgeber sollten ihre traditionelle Strategie des Jammerns schnellstmöglich ändern und ein konstruktives Angebot vorlegen, wenn sie flächendeckende Streiks im öffentlichen Dienst verhindern wollen“ erklärte Robert Metzger, Bezirksgeschäftsführer, des Verdi-Bezirks Rosenheim zu den Verhandlungen.
Denn schon für den nächsten Dienstag hat der Verdi-Bezirk Rosenheim, zum Arbeitsstreik in ausgesuchten Einrichtungen des öffentlichen Dienstes, in den Landkreisen Traunstein, Rosenheim, Altötting und Miesbach aufgerufen.
Wenig Verständnis für die Reaktion der Arbeitgeber haben auch Jasmin Hofmann und Andreas Reinshagen, die beiden zuständigen Gewerkschaftssekretäre der aufgerufenen Einrichtungen im Bereich der öffentlichen Verwaltung und der Ver- und Entsorgung. „Die Beschäftigten müssen mit immer weniger Personal immer mehr Aufgaben bewältigen. Über kurz oder lang droht ein Kollaps, wenn jetzt nicht gehandelt wird“, so ihre Wahrnehmung in den Gesprächen mit den Beschäftigten.
Auch in einigen Kliniken ist der Ärger über die Arbeitgeber groß. Diese Kliniken werden sich ebenfalls am Arbeitsstreik beteiligen, so der für das Gesundheitswesen zuständigen Gewerkschaftssekretär Domingo Heber. „Wir verhandeln derzeit mit den Arbeitgebern an einer Notdienstvereinbarung um die Versorgung der Patienten in dieser Zeit des Streikes sicherzustellen“, berichtet Heber.
Metzger und seine Gewerkschaftssekretäre erwarten in der zweiten Runde deutliche Fortschritte und das wird nur möglich sein, wenn die Arbeitgeber ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen.
Die zweite Runde der Tarifverhandlungen findet am 17. und 18. Februar in Potsdam statt. Die dritte Runde ist vom 14. bis 16. März ebenfalls in Potsdam angesetzt. Das Tarifergebnis soll zeit- und wirkungsgleich auf Beamtinnen und Beamte, Richterinnen und Richter, Soldatinnen und Soldaten sowie auf Versorgungsempfängerinnen und -empfänger übertragen werden. ver.di führt die Tarifverhandlungen auch für GdP, GEW, IG BAU sowie mit dbb beamtenbund und tarifunion.
Bezieht man in die Tarifforderung noch die Forderung nach drei zusätzlichen freien Tagen ein, kommt man auf ein Forderungspaket von fast 10 Prozent.
Und dies in einer Branche, die neben der Sicherheit des Arbeitsplatzes noch weitere Vergünstigungen bietet.
Es soll hier keine Neiddebatte angezettelt werden, aber mit solchen abstrusen Forderungen kommt eine „Lohn-/Preisspirale“ in Gang, die der aktuellen Wirtschaftslage diametral zuwider läuft.
Es wäre zu wünschen, die Vertreter der Gewerkschaften zeigen ein bisschen volkswirtschaftliches Verständnis.
Zuweilen entsteht der Eindruck, die Gewerkschaften meinen immer noch, man könne einfach so weiter machen.
Entscheidend wird jedoch sein, inwieweit es der Politik gelingt, die Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen, und die Rahmenbedingungen, wie z.B. die Energiepreise auf eine verkraftbare Ebene zu bringen.