Höhepunkt der 51. Volksmusiktage am gestrigen Abend im historischen Rathaussaal

In diesem Jahr finden sie zum 51. Male in Wasserburg statt: Die Volksmusiktage. Acht Veranstaltungen waren und sind geplant, an diesem Wochenende gehen sie zuende. Am Samstag wurde zu einem Festabend in den Historischen Rathaussaal in Wasserburg eingeladen. Der Rathaussaal war sehr gut besucht, es gab kaum noch freie Plätze. Der Leiter der Musikschule Traunstein, Heine Albrecht, begrüßte das Publikum, stellte die Künstler und schließlich sich selbst vor. „Mein Name ist Heini Albrecht, Deutschlands bester Sprecher“ und dann macht er eine lange, eine sehr lange Pause und ergänzt: „bin i leider net“. Das Publikum ist begeistert wegen seiner Fähigkeit, sich auch selbst auf den Arm zu nehmen.

Das Motto dieses Abends sollte sein: „Im Fruahjahr, wenn d’Vogel wieda singan“ und die Musik und der Gesang brachten den Frühling den Anwesenden tatsächlich ein wenig näher, wenngleich es draußen stürmte und kalt war.

Fünf Gruppen waren angereist, von ihrem Können eine Präsentation abzugeben. Bestimmt 70 Volksmusiker, Instrumentalisten und Sängerinnen und Sänger, saßen auf der Bühne und warteten auf ihren Moment, ihren Auftritt. Den Reigen eröffnete der Singkreis Ebersberg mit dem Lied „Zeit is“. Dann kamen die Instrumentalisten auf ihre Kosten: Die „Schladl Musi“, gefolgt vom „Wössner Erntedankensemble“ präsentierten Stücke.

Der Saal war in eine anheimelnde Stimmung geraten und hörte gespannt zu. Schließlich trat auch der „Lindmair Dreigsang“ auf, drei musikalische Frauen, die über einen hohen Stimmumfang verfügen. Seit mittlerweile 33 Jahren tritt Marlene Lindmair aus Fischbachau mit ihren beiden Töchtern Constanze Wegmann und Simone Kiesenhofer auf. Mittlerweile zählen sie zu den bekanntesten Dreigesang Ensembles in Oberbayern, und das, obwohl sie den Gesang nie gelernt haben. Bereits Marlene Lindmairs Mutter hatte ein Gesangsensemble begründet und die Kinder konnten bei den Proben aus ihren Kinderzimmern mithören.

So wurde ihnen die Freude am Gesang sozusagen in die Wiege gelegt. Marlene Lindmair bringt das auf den Punkt, als sie sagte: „Die Stimmung hat auch mich ergriffen!“ Diese Freude konnte das Publikum sehr gut heraushören, wenn der „Lindmair Dreigsang“ auftrat. Die Tatsache, dass das „Wössner Erntedankensemble“ die drei Sängerinnen gerne und äußerst gekonnt begleitete, gab den Präsentationen noch etwas Würze. Das „Wössner Erntedankensemble“ besteht, wie Heini Albrecht dem Publikum hinter vorgehaltener Hand verriet, fast ausschließlich aus Lehrern.

Heini Albrecht, der den Abend moderierte, wünschte dem Publikum „gute Gefühle“ und traf damit voll ins Schwarze: Das Publikum war von der musikalischen Darbietung der fünf Gruppen derart angetan, dass immer wieder tosender Applaus die einzelnen Darbietungen begleitete.

Der Organisatorin der Wasserburger Volksmusiktage, Claudia Geiger, war es gelungen, Gruppen aus dem gesamten südlichen Oberbayern nach Wasserburg zu holen: Die „Schladl-Musi“ aus Unterneukirchen bei Altötting, den „Lindmair Dreigsang“ aus Fischbachau, das „Wössner Erntedankensemble“ aus dem Chiemgau, den „Singkreis Ebersberg“ aus Ebersberg und die „Ottinger Klarinettenmusi“ aus St. Leonhard am Wonneberg bei Waging.

Und alle Gruppen wurden im Laufe des Abends von Heini Albrecht vorgestellt. So erfuhren die Besucher, dass der Singkreis Ebersberg, immerhin ein gemischter Chor mit gut 40 Sängerinnen und Sängern, seit 64 Jahren besteht. Die notwendige Verjüngung ist den Ebersberger bis heute anscheinend immer gelungen.

Im ersten Teil bittet Heini Albrecht das Publikum um Mithilfe: Es gebe eine Dreiteilung an diesem Abend. Zuerst die ersten Vorboten des Frühlings, dann kommt die Fasenzeit und schließlich der Almauftrieb. In diesem Dreiklang wolle man den Abend gestalten und daher bitte er die Zuhörerschaft, bei den geistlich anmutenden Stücken nicht zu klatschen, damit eine ruhige Stimmung bewahrt werden könne.

Das Publikum ging ergriffen mit und unterließ bei zwei, drei Stücken den Applaus. Die sich daran anschließende Heiterkeit in der Darbietung sprang dann auch wieder auf das Publikum über. Der Saal war offensichtlich beindruckt.

Die Künstler hatten aber auch vieles, was die Volksmusik auszeichnet, mitgebracht: Neben den klaren, liebevoll klingenden Stimmen der Sängerinnen und Sänger konnte man mehrere Harfen erspähen, eine Zither, ein Hackbrett, mehrere Klarinetten, Trompeten, auch zwei Kontrabässe waren dabei, Gitarren natürlich und selbstverständlich auch ein Akkordeon. Die Akteure an diesem Abend verfügten auch instrumental über eine große Bandbreite.

Am Schluss war der Applaus begeistert und wollte gar nicht enden, so dass noch vier Zugaben gegeben wurden. Heini Albrecht bedankte sich abschließend bei Cludia Geiger, weil sie ein solch schönes Programm hat Wirklichkeit werden lassen.

Es war ein wunderschöner Volksmusikabend, der manchen Frühling in die Seelen zu zaubern verstand, wenngleich es draußen auch auf dem Nachhauseweg kalt und regnerisch blieb. Aber das störte jetzt wohl nicht mehr so stark.

PETER RINK