Andreas Pytlik stellt seine Werke zum Thema „Grün“ aus

Es ist das „Grün“, das es ihm angetan hat. In den Ausstellungsräumen im Ganserhaus liegt an mehreren Plätzen ein Papier aus, das man als Erläuterung für die künstlerische Idee von Andreas Pytlik verstehen kann: „Planting trees in minds…“ Seine künstlerisches Werk sei unter anderem „eine mentale Aufforstung“ oder „ein kultureller Aufschrei“. Präzise Konturen von Bäumen gestaltet der Künstler nicht, doch jeder, der seine Bilder  in dieser Ausstellung betrachtet, weiß, dass es sich um Bäume handelt. Der Versuchung, Bäume präzise zu malen, die Verästelungen und die Verwurzelung detailliert ins Bild zu setzen, erliegt Andreas Pytlik nicht. Jeder seiner gemalten Bäume stellt eine Gesamtheit dar, in der es keinen großen Raum für Detailverliebtheit gibt.

Zur Vernissage am Wochenende waren viele Kunstinteressierte erschienen, das Ganserhaus platzte förmlich aus allen Nähten, was die Vorsitzende des AK 68, Katrin Meindl, sehr freute. In ihrer Begrüßung hob sie nicht nur hervor, dass mit Werner Gartner und Edith Stürmlinger sowohl der Zweite Bürgermeister als auch die Dritte Bürgermeisterin der Stadt Wasserburg gekommen waren, sondern auch manches Gründungsmitglied des AK 68.

Andreas Pytlik selbst war Ende der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts Vorsitzender des Arbeitskreises. Meindl meinte in ihrer Begrüßung, dass sie sich „saumäßig“ freue, weil so viele Menschen zu dieser Vernissage gekommen waren. Sie wies auch gleich darauf hin, dass im Untergeschoss des Ganserhauses ein Filmclip laufe, in dem Andreas Pytlik seine Anliegen mit der Ausstellung „planting trees in minds…“ genauer erläutere.

In der anschließenden Einführung des Künstlers durch Dr. Matthias Meindl kamen nochmals die Programmsätze des Künstlers zur Sprache. Pytliks Bilder wollen einen seelischen Beitrag leisten, er wolle das Ganserhaus „bewalden“. Die 338 Exponate, die hier ausgestellt würden, stellten eine Einheit dar, die Werke seien gemeinsam eine „Installation“.

Andreas Pytlik hat sich hierzu konkret geäußert: „Ich male keine Bäume“, hat er angemerkt. Doch was tut er dann? Meindl weist auf Walter Benjamins Äußerungen zum Surrealismus hin und stellt die Frage, was Pytlik denn dann male. Er befasse sich mit dem Modell eines Baumes, weil wir Menschen ja nicht in der Lage seien, Wirklichkeit korrekt abzubilden, weil wir uns ein Modell von der Wirklichkeit erstellten, die wir dann Wirklichkeit nennen würden.

Und so, schließt Meindl seine Einführung ab, kämen wir zu dem Ergebnis, dass der Wald dann wohl eine Metapher für die Gefühlswelt des Menschen seien. Und er beschließt seine Einführung mit einem Gedicht des US-amerikanischen Lyrikers Robert Frost, der vom gelben Wald, „The yellow wood“ spricht. Parallelen zur deutschen Romantisierung des Waldes im 19. Jahrhundert unterblieben hier allerdings.

Am Rande der Vernissage konnte man  erfahren, dass Pytliks Ansinnen wohl auch ist, die Farbe „grün“ zu einer Grundfarbe zu erheben. Anders als „orange“ (als Mischfarbe aus rot und gelb) und „violett“ (als Mischfarbe aus rot und blau) sei grün eben keine Farbe, die aus rot und gelb entstehe, sondern eine eigene Grundfarbe. Und sie sei die Farbe des Lebens, was man am Wald augenfällig sehen könne. Ob Goethes Farbenlehre ihn beeinflusst habe, wollte Pytlik weder bestätigen noch dementieren. Aber wenn, wie Pytlik selbst sagt, „Planting trees in minds“ ein seelischer Beitrag sei, dann dürfte Goethes Auffassung, „grün“ beruhige, wohl auch nicht so abwegig sein.

Die 338 Kunstwerke, die Andreas Pytlik teilweise auch mit seinem langjährigen Bekannten, Robert Lang, im Ganserhaus ausgestellt hat, sind auf jeden Fall sehenswert und die Hintergrundgedanken, die rund um diese Ausstellung geschaffen worden sind, auch.

Andreas Pytliks Ausstellung „planting trees in minds“ kann noch bis zum 18. Februar immer donnerstags, freitags, samstags und sonntags, jeweils von 13 bis 18 Uhr im Ganserhaus in der Schmidzeile 5 in Wasserburg besucht werden.

Am Sonntag, 28. Januar, wird es um 14 Uhr ein Künstlergespräch mit Andreas Pytlik geben. Hier wird sicher noch manche Frage zum Künstler und seinem Werk beantwortet werden können.

Am Sonntag, 4. Februar, findet um 15 Uhr eine Perfomance mit dem Titel „ECHOES“ statt: Bettina Gorn wird eine Tanzdarbietung präsentieren und Marx Turieux sie am Schlagzeug begleiten.

Am Donnerstag, 15. Februar, um 19 Uhr, wird es im Ganserhaus einen Vortrag des Leiters des  Wasserburger Forstamtes, Dr. Heinz Utschig, zum Thema: „Der Wald heute – Waldästhetik – Waldgestaltung“ geben. Damit schließt sich dann der Kreis von der Kunst zum Schutz der Lebensbedingungen unserer Zeit.

PETER RINK