Thema Asyl: Offizielle Presseerklärung zur gestrigen Bürgerversammlung

Die Jungsozialisten im Landkreis haben mit einer Presseerklärung auf die gestrige Bürgerversammlung in der Gemeinde Rott zur geplanten Erstaufnahme-Einrichtung für Flüchtlinge (wir berichteten) reagiert. Der Abend habe gezeigt, dass die Verunsicherung der Bürger auch durch die nicht erfolgte Vorab-Kommunikation des Landratsamts sehr groß sei, so Luca Fischer von den Jusos Rosenheim-Land am heutigen Donnerstag. 

Rott stehe damit ein massives und rapides Bevölkerungswachstum von bis zu zwölf Prozent über Nacht bevor. Ein solches sei selbstverständlich nicht ohne Weiteres für eine Gemeinde, deren Kassen klamm seien, zu stemmen. Die Ängste der Bürger bezüglich unter anderem auch wegen der fehlenden Infrastruktur (Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten, Kita) seien absolut nachvollziehbar.

Die Jusos Rosenheim Land warnen davor, diese Diskussionen nun auf dem Rücken der Geflüchteten auszutragen. Die aktuelle Situation bringe vielmehr die verfehlte Politik der letzten Jahre und Jahrzehnte zum Vorschein. Es räche sich heute die Unterfinanzierung öffentlicher Infrastruktur. Es fehlen Lehrer und Erzieher, Kitaplätze und günstiger Wohnraum. Nur deshalb sei es möglich, Rentner am Ende gegen Geflüchtete auszuspielen.

Dabei bestehe kein Verteilungsproblem zwischen unten und unten, sondern zwischen unten und oben.
Die sozialdemokratisch geführte Ampel müsse endlich eine Lösung für die Altschulden der Kommunen finden und die Schuldenbremse in dieser Form müsse ersatzlos gestrichen werden. Das fordern die Jusos im Landkreis.

Es brauche einen Investitionspakt für Kommunen.
Die Jusos Rosenheim-Land fordern daher, dass endlich massiv in die Unterbringung und Integration von Geflüchteten investiert werde. Schuld an der Lage seien freilich weder die Kommunen noch das Landratsamt. Viel mehr seien jetzt Bund und Länder in der Verantwortung, zusätzlich Mittel bereitzustellen, damit die Gemeinden auch zukünftig ihren Aufgaben nachkommen könnten.

Alle beschriebenen Probleme im Zusammenhang mit Migration seien sowohl kurz- als auch langfristig nur durch eines lösbar: Durch mehr Geld.

Es brauche eine vom Bund bereitgestellte Pauschale für die Gemeinde pro Person. Während der ersten Flüchtlingswelle 2015 habe diese bei 670 Euro pro Kopf gelegen. Heute müsste sie deutlich höher sein. Eine Debatte über mehr Abschiebungen sei in diesem Zusammenhang nicht zielführend, da momentan nur 19.000 unmittelbar ausreisepflichtige Menschen in Deutschland leben würden. Das seien weniger als ein Prozent der Geflüchteten.

Einer fremdenfeindlichen Instrumentalisierung – wie sie gegenwärtig durch rechtsradikale Kräfte wie der AfD bereits betrieben werde – so die Jusos gelte es, sich zivilgesellschaftlich entgegenzustellen.
Unterstützt und geschützt werden müssten dabei Menschen, die ehrenamtlich in der Integrationsarbeit tätig seien. Deren Engagement trage wesentlich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei.