Schulen sehen viele Faktoren, die gegen ein früheres Unterrichtsende sprechen - Wie gehen die Einrichtungen mit der Hitze um?

Was war das für die 80er-Kinder immer für ein Spaß: Kaum schnellte das Thermometer in die Höhe war der Sommer in vollem Gange und die Schulzeit wurde teilweise um mindestens eine Unterrichtsstunde verkürzt. Doch Stopp: Hitzefrei gibt es heutzutage nicht mehr. Aus unterschiedlichen Gründen verzichte man auf diese Maßnahme, heißt es aus dem Kultusministerium. Das Schulamt Rosenheim erklärt auf Nachfrage der Wasserburger Stimme, dass jede Schule mittlerweile individuell und eigenständig auf die starke Hitze reagieren könne und auch über eine Art Hitzefrei selbst entscheiden dürfe.

Nachgefragt bei einigen Schulen in Wasserburg und dem Altlandkreis heißt es gleichermaßen, dass HITZEFREI nicht mehr in den Alltag der Schulfamilie passe.

Alles nicht so einfach umzusetzen

Die Mittelschule in der Innstadt wiegelt kurz und knapp ab. „Hitzefrei gibt es nicht“. Seit vielen Jahren bleibe die Unterrichtszeit konstant. Gegen die Hitze werden verschiedene Gegenmaßnahmen getroffen.

Für die Schulleiterin am Luitpold-Gymnasium, Verena Grillhösl, steht fest: Vor Notenschluss macht ein früheres Unterrichtsende keinen Sinn. „Wir haben eine Vielzahl an Herausforderungen zu meistern. Stellen Sie sich vor, wir würden die Kinder früher von der Schule gehen lassen und sie sind dann alleine zuhause, weil die Eltern nicht kurzfristig eine Betreuung organisieren oder selbst eher daheim sein können“, so Grillhösl. Weil auch jetzt noch vermehrt Schulaufgaben geschrieben würden, sei es auch nicht praktikabel, an Hitzefrei zu denken. „Wir halten uns aber natürlich an die Arbeitsschutz-Gesetze“.

Mit einem Gerücht räumt Grillhösl schmunzelnd auf: „Es gibt hier kein Thermometer, das im Schatten hängt, nur um aufzuzeigen, es ist noch nicht so heiß, wie es sich anfühlt“, lächelt die Schulleiterin. Eines betone sie aber gerne: Das Lehrerkollegium versuche viele Maßnahmen zu ergreifen, damit es den Schülerinnen und Schülern trotz Hitze gut gehe. „Wir haben ja aufgrund der abgeschlossenen Abiturprüfungen eine Jahrgangsstufe weniger im Schulgebäude. Deshalb können wir im Bedarfsfall auch schauen, ob andere Räume kühler sind als die, die eine Klasse im Moment nutzt“, zeigt sich die Schulleiterin engagiert.

In den letzten Unterrichtswochen, wenn bereits alle Noten erhoben wurden, sei es dann besser möglich, einmal ein früheres Unterrichtsende anzusteuern.

An der Realschule Wasserburg wird ebenfalls eifrig arrangiert und geplant, um auf hohe Temperaturen reagieren zu können. Im Moment finden Abschlussprüfungen an der Anton-Heilingbrunner-Realschule statt. Anstelle von Hitzefrei bestehe für die Klassen die Möglichkeit, gezielt zu lüften oder Trinkpausen einzurichten. Auch ein sogenanntes „Grünes Klassenzimmer“ im Freien und vor allem schön schattig könne genutzt werden. Schulleiter Karsten Kundt betonte gegenüber der Wasserburger Stimme, dass jede Schule sicher auch andere Voraussetzungen habe. Einige Einrichtungen hätten eine vollumfängliche Klimatisierung, andere könnten nicht darauf zurückgreifen, aber eben den Schultag so gelungen, wie möglich, organisieren.

„Stellen Sie sich  vor, wir würden Hitzefrei geben und durch die spontane Unterrichtszeit-Verkürzung stehen dann die Schüler draußen in der Sonne und warten auf ihre Busse, die nicht früher kommen, sondern nach regulärem Unterrichtsende“. Auch die Betreuungszeiten wären nicht mehr gewährleistet und Familien stünden vor echten Herausforderungen, ist sich Kundt sicher.

Für alle Schülerinnen und Schüler bleibt also vor allem: Die Hitze aushalten und darauf vorbereitet sein, dass es auch schon an manchen Vormittagen sehr heiß werden kann. Am 28. Juli ist dann aber sicher früher „Schluss“ mit dem Unterricht. Dann ist der letzte Schultag vor den Sommerferien.