Soko löst sich auf - Manches ist geklärt - Abschlussbericht dauert noch

Es ist schon viele Wochen her, dass die Leiche der jungen Aschauerin Hanna im Wasser der Prien gefunden wurde. Am 3. Oktober 2022 wurde Hanna (23) Opfer eines Gewaltverbrechens. Seitdem untersuchen die Ermittlerinnen und Ermittler der Sonderkommission „Club“ bei der Kripo Rosenheim den Fall und arbeiten gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft an der Klärung. Die aufwendigen Ermittlungen in Bezug auf die aufgefundene Uhr der Marke „Holzkern“ führte die Ermittler jetzt zum Eigentümer. Dieser hat jedoch laut Meldung der Polizei nachweislich mit der Tat nichts zu tun. Somit konnte diese wichtige Spur „geschlossen“ werden, heißt es.

Rückblick und Ermittlungs-Fragen

Am Nachmittag des 3. Oktober 2022 war im Gemeindebereich von Prien am Chiemsee im Fluß Prien die 23-jährige Hanna aus Aschau tot aufgefunden worden. Die folgende Obduktion beim Institut für Rechtsmedizin München ergab eindeutige Spuren einer Gewalteinwirkung, welche ein Tötungsdelikt belegen (wir berichteten bereits mehrfach).

Hanna W. hatte am Vorabend den Club „Eiskeller“ in Aschau im Chiemgau besucht und diesen gegen 02.30 Uhr verlassen. In den folgenden Tagen fanden in der Region umfangreiche Absuchen der Polizei, unterstützt durch Feuerwehr und Bergwacht, statt. Dabei wurden im Bärbach, der entlang des Parkplatzes der Kampenwand-Seilbahn verläuft und in die Prien mündet, persönliche Gegenstände von Hanna aufgefunden. Daneben befand sich auch eine Armbanduhr der Marke „Holzkern“, die ebenfalls sichergestellt werden konnte.

Die Uhr war für die Soko „Club“ seitdem eine wichtige Spur, die es abzuklären galt. Die Ermittlerinnen und Ermittler suchten daher intensiv nach dem letztmaligen Besitzer der Uhr, unter anderem durch mediale Zeugenaufrufe und einem Beitrag in der Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“.

Trotz mehrerer Zeugenhinweise gelang es zunächst nicht, den Uhrenbesitzer  ausfindig zu machen. Über den österreichischen Hersteller konnte jedoch in Erfahrung gebracht werden, dass das seit Herbst 2019 erhältliche Modell sowohl über den Onlinehandel als auch über konventionelle Verkaufswege verkauft wurde. Insgesamt war die Uhr an rund 1.800 Personen in Deutschland und Österreich verkauft worden. Im Zuge der kriminalpolizeilichen „Puzzlearbeit“ mussten diese und weitere Personen kontaktiert werden. Denn häufig waren die ursprünglichen Erwerber nicht die tatsächlichen Besitzer, da die Uhren weiter verschenkt worden waren.

Im Laufe dieser sehr aufwändigen Ermittlungen konnte nunmehr der Eigentümer und letzte Besitzer der aufgefundenen Armbanduhr identifiziert und vernommen werden. Der 32-jährige Mann aus Baden-Württemberg, der sich ein paar Tage vor der Tat im Rahmen einer Firmenfeier in Aschau im Chiemgau aufhielt, hatte die Uhr im Bereich des Bärbachs verloren. Das Armband war beschädigt worden, als er mit seiner Hand an einem Ast hängen blieb. Trotz intensiver medialer Berichtserstattung hatte der Mann keinerlei Kenntnis von dem späteren Tötungsdelikt und den damit verbundenen Zeugenaufrufen zu Hinweisen über die Herkunft der aufgefundenen Uhr. An den Aussagen des 32-jährigen Zeugen bestehen aufgrund entsprechender Alibiüberprüfungen aus kriminalpolizeilicher und staatsanwaltschaftlicher Sicht keine Zweifel. Die Klärung der bis dato offenen Frage, ob ein Zusammenhang zur Tat besteht, stellt für die Soko und das Ermittlungsverfahren eine wichtige Erkenntnis dar.

Parallel dazu konnte in den letzten Wochen der Ermittlungskomplex „Eiskeller-Besucher“ weitgehend abgeschlossen werden. Insgesamt wurden hierzu etwa 700 Personen als Zeugen vernommen, die am Tatabend den Club „Eiskeller“ besucht hatten. Nahezu alle Personen, welche sich im Eiskeller befunden haben und als potentielle Zeugen in Fragen kamen, konnten in ebenso kleinteiliger Ermittlungsarbeit identifiziert und befragt werden.

Aufgrund des Fortschritts der Ermittlungen kann nach Meldungen des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd die eingerichtete Soko „Club“ unter Leitung von Kripo-Chef Hans-Peter Butz aufgelöst werden. Die Soko war in der Spitze mit bis zu 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kripo besetzt und wurde von zahlreichen Polizeidienststellen aus der Region, aber auch vom Polizeipräsidium München und dem Bayerischen Landeskriminalamt unterstützt. Die abschließende Sachbearbeitung findet jetzt in Form einer fünfköpfigen Ermittlungsgruppe im zuständigen Fachkommissariat K1 bei der Kripo Rosenheim statt.

Aufgrund der Komplexität des Falles wird die Abgabe des abschließenden Ermittlungsberichts an die Staatsanwaltschaft Traunstein – Zweigstelle Rosenheim – noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Darüber hinaus stehen noch verschiedene Gutachten aus, die für das Verfahren in Auftrag gegeben wurden