Nach massiven Missständen in der Tierhaltung in der Region: Diskussionsabend bei den Grünen
Tierwohl in der Landwirtschaft? Paul Knoblach (links), Mitglied des Landtags der Grünen und Sprecher für Tierschutz hatte zu einer Diskussionsrunde eingeladen. Hintergrund waren die Aufdeckungen von massiven Missständen in der Tierhaltung in der Region in den letzten Monaten (wir berichteten). Zu Beginn stellte ein Diskussionsteilnehmer, Landwirt aus dem Landkreis Rosenheim, eindrücklich die Situation der Landwirte dar, die mit 24/7 Arbeitszeit, mangelnder Unterstützung und immer mehr Bürokratie zu kämpfen hätten, wie er sagte.
Der Veterinärdirektor der Stadt Bayreuth, Dr. Kai Braunmiller, griff im Anschluss diese Situation der Landwirte auf und betonte, dass alle zusammenarbeiten müssten. Als Sachverständiger bekomme er Bilder-Material aus Ställen, „die man der Öffentlichkeit nicht zeigen könne“.
Von politisch Verantwortlichen kämen keine Lösungen, obwohl seit über zehn Jahren bewährte Verbesserungs-Vorschläge gemacht würden. Ein Tiergesundheits-Monitoring, das Befunde von Stall, Tierarzt, Schlachthof zusammenfasse, könnte zum Beispiel viel helfen.
Jutta Saumweber von der Verbraucherschutzzentrale schilderte die Sicht der Verbraucher: Keiner wolle schockierende Bilder von Missständen in der Tierhaltung oder Schlachthöfen sehen. Transparenz und Verlässlichkeit auf Siegel seien wichtig.
Paul Knoblach berichtete über die politische Seite: Anträge und Anfragen der Grünen würden Forderungen zu mehr Personal im Kontrollsystem, besserer Ausbildung, Schaffung einer Tiergesundheits-Datenbank, zu einer Klärung der Zuständigkeiten zwischen den Staatsministerien und zu einer Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft beinhalten. Als Landwirt wisse er selbst um die schwierige Situation in diesem Berufstand und betonte, dass Landwirten mit Tierhaltung nochmal viel mehr Verantwortung aufliege …
Mindestens die gesetzlichen Vorgaben müssten eingehalten werden.
In der Diskussion mit dem Publikum betonte ein Landwirt, dass auch der Handel in der Pflicht sei: Bei Werbung mit Billigpreisen gerade für tierische Lebensmittel sei dem Verbraucher nicht klar, welche Arbeit hinter dem Produkt stecke. Er bedankte sich bei allen, die freiwillig mehr Geld für ihre Lebensmittel ausgeben würden.
Warum die „guten“ Landwirte, die auf ihre Tiere achten, nicht mit auf die Straße gehen würden, um für Tierschutz zu demonstrieren – so die Frage aus dem Publikum. Eine einheitliche Antwort darauf könne es nicht geben, so der Tenor – falsch verstandener Ehrenkodex und fehlende Zeit wurde als Grund genannt.
Am Ende waren sich an diesem Abend viele einig: Ein besseres Tierschutz-Kontrollsystem, ein deutliches Mehr an Hilfsangeboten für Landwirte und auch mehr Aufklärung in der Bevölkerung über Ernährung und Landwirtschaft – das seien die Maßnahmen, an denen gearbeitet werden müsse.
Foto: Grüne Rosenheim
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