Vom kleinen Hofprojekt zum internationalen Unternehmen – Jubiläumsfeier heute und am Sonntag in Stangern bei Schnaitsee

PR – Was 1985 mit einer kleinen Biogasanlage auf dem elterlichen Hof begann, ist heute eines der führenden Unternehmen in der Biogasbranche: Biogas Hochreiterfeiert sein 40-jähriges Bestehen. Mittlerweile zählt das Unternehmen mit Firmenstandort in Stangern bei Schnaitsee (Foto oben) zu den größten Arbeitgebern in der Region und ist international tätig. Und das wird an diesem Wochenende gebührend gefeiert.

Ein geselliges Wein- und Weißbierfest heute Abend, 30. Mai, gibt den Auftakt zum Jubiläum, das durch die Freiwillige Feuerwehr Waldhausen veranstaltet wird. Ab 18 Uhr werden erlesene Weine, Grillschmankerl und die Musikband „PostamtTrio“ für einen gelungenen Abend sorgen.

Am Sonntag, 1. Juni, lädt die Firma Biogas Hochreiter zum Tag der offenen Tür ein. Besucherinnen und Besucher erwartet ab 10 Uhr ein abwechslungsreiches Programm für die ganze Familie: ein großes Kinderprogramm, spannende Betriebsführungen, eine Ausstellung moderner Komponenten der Biogastechnik, ein Trödelmarkt sowie kulinarische Schmankerl vom Grill. Eine ideale Gelegenheit, um einen Blick hinter die Kulissen moderner Biogastechnologie zu werfen.

Anlässlich des Jubiläums hat die Wasserburger Stimme mit Gründer und Geschäftsführer Hans Hochreiter über seine Visionen, die Herausforderungen der letzten Jahrzehnte und die Zukunft der Biogasbranche gesprochen.

 

Du hast 1985 deine erste Biogasanlage auf dem elterlichen Hof errichtet. Was hat dich damals motiviert, diesen Schritt zu gehen?

Damals bin ich an meiner vollen Güllegrube vorbeigekommen und hab die Blasen auf der Oberfläche beobachtet, da stellte sich mir die Frage, ob man diese Energie nicht sinnvoll nutzen könnte, um zum Beispiel unser Bauernhaus zu heizen.

 

Wann hast Du beschlossen diese Idee weiter zu verfolgen und neben der eigenen Landwirtschaft den Bau und die Planung von Biogasanlagen zu beginnen?

Es war die Zeit der „Atomkraft-nein-Danke“- Bewegungen. Überall waren die Aufkleber verteilt und dann kam auch noch der Unfall in Tschernobyl dazu. Die Menschen wollten weg von den etablierten Stromerzeugern und mein kleines BHKW lief einwandfrei und lieferte Strom und Wärme.  

Von diesem Zeitpunkt an entwickelte sich meine Vorstellung von kleinen, dezentralen Biogasanlagen, die jeder Landwirt mit Gülle und Mist betreiben kann, um seinen Hof eigenständig energetisch zu versorgen.

 

Nach 40 Jahren in der Branche – was hat sich an der Effizienz der Biogasanlagen verändert?

Die Technik begann bei mir mit kleinen Opel-Motoren, die etwa 15 Kilowattelektrisch (kWel) Leistung hatten, sowie einfachen Tauchmotorrührwerken und umgebauten Futtermischern zur Feststoffeinbringung. Nach 40 Jahren im Biogasbetrieb hat sich natürlich einiges verändert. Meine Leidenschaft fürs Erfinden und Tüfteln war schon immer groß, und diese konnte ich beim Anlagenbau voll ausleben. Im Laufe der Zeit haben wir uns vom reinen Blockheizkraftwerk-Hersteller (BHKW) zu einem Komplettanbieter entwickelt, der eigene stromsparende Rührwerke, Feststoffeinbringungssysteme und Pumpentechnologien anbietet. Es treibt mich bis heute an, effiziente Lösungen für anspruchsvolle Herausforderungen zu finden und immer wieder neue Systeme zu entwickeln.

 

Seit Kurzem sind neben Biogas auch Holzgas wichtige Themen in Ihrem Unternehmen. Welche Bedeutung haben für dich Biogas und Holzgas im Zusammenhang mit der Energiewende?

Das Stromnetz in Deutschland ist aktuell so instabil wie nie zuvor. Der großflächige Ausbau von Photovoltaik und Windkraft belastet das Netz durch hohe Schwankungen und geringe Steuerbarkeit. Mit Biogas und Holzgas können wir auf diese Herausforderungen im Netz reagieren, um einen Blackout vorzubeugen. Wir haben ein deutschlandweites Netz an Biogas-Betreiber die mittlerweile hochflexible BHKWs zur Verfügung stellen, um Stromspitzen in Sekunden abzufangen und das Netz zu stabilisieren. Es ist eine nachwachsende Energie, sowohl bei Holz-, als auch bei Biogas, die zusätzlich als Doppelnutzung von Strom und Wärme zuverlässig zur Verfügung steht. Ob das beheizen vom eigenen Hof, den Nachbarn per Fernwärme oder das Trocknen von Holz und Futtermitteln, die Verwendungsmöglichkeiten sind vielfältig.

 

Wenn Du einen Wunsch an die Politik äußern dürftest, um den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen – was würdest Du Dir konkret wünschen?

Anerkennung und Wertschätzung. Wenn in der Öffentlichkeit über die Energiewende gesprochen wird, steht Biogas oft nicht im Mittelpunkt. Dabei ersetzt Biogas in Deutschland insgesamt die Energie von 3,5 Atomkraftwerken, doch darüber wird kaum gesprochen. Viele Landwirte sind motiviert, die Energiewende zu unterstützen. Einige möchten ihre Gülle und ihren Mist wie früher in kleinen Anlagen verwerten und so ihren Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten. Allerdings erschweren die deutsche Bürokratie, mangelnde Förderungen und überzogene Auflagen die Umsetzung. Viele Landwirte haben bereits seit 20 Jahren Biogasanlagen in Betrieb, die noch voll funktionsfähig sind, aber aufgrund fehlender rentabler Anschlussvergütungen abgeschaltet werden müssen. Es ist wichtig, vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen, um nicht nur kleinen landwirtschaftlichen Betrieben eine Eigenversorgung zu ermöglichen, sondern auch großen Anlagen mit Nahwärmenetzen den Weiterbetrieb zu sichern. Für eine schnellere Energiewende und aus Gründen der Nachhaltigkeit ist es manchmal notwendig auch das Bestehende zu erhalten.

 

Welche Ziele und Projekte stehen für dich und Biogas Hochreiter in den kommenden Jahren im Mittelpunkt – gerade mit Blick auf Innovation und die internationale Ausrichtung?

Es gibt zahlreiche Ideen und Projekte, wie beispielsweise die Verbesserung von Anlagenteilen oder der Einsatz eines eigenen Dampfmotors zur Nachverstromung, die bereits in Planung sind. Allerdings ist bei der aktuellen politischen Lage wahrscheinlich, dass diese Innovationen nicht auf dem deutschen Markt umgesetzt werden können. Hier erleben wir eher einen Rückbau erneuerbarer Energien als deren Ausbau. International sieht die Situation jedoch anders aus: Auf dem globalen Energiemarkt tut sich Einiges. Besonders das weltweite Abfallproblem bietet vielen Ländern die Chance, ihre Reststoffe sinnvoll zu verwerten. Das motiviert sie, in umfangreiche Entsorgungs- und Versorgungsnetze zu investieren, um die Straßen von den Müllbergen zu befreien, die Gülle nicht einfach im nächsten Bach zu entsorgen und auch Holzabfälle nicht nur sinnlos in Brand zu stecken. Der Gedanke der Nachhaltigkeit wird glücklicherweise in den Köpfen der Menschen weltweit immer wichtiger und das wollen wir mit unseren Ideen gerne unterstützen.

 

Wer Hans Hochreiter und sein Lebenswerk persönlich erleben möchte, hat dazu am 1. Juni 2025 die perfekte Gelegenheit. Ein Fest für Technikbegeisterte, Freunde erneuerbarer Energien und Alle, die einfach gerne mitfeiern. Durch die Unterstützung der örtlichen Vereine wird es ein großartiges Fest.

Fotos: Hochreiter

1985: zeigt Hans Hochreiter mit dem ersten BHKW.

 

1994: Beginn industrieller Fertigung von Blockheizkraftwerken mit Opel- und Fordmotoren.

 

2010: Verlagerung des Firmenstandortes von Hermann in der Steinau nach Stangern.

 

2011: Gründung der Niederlassungen Biogaz Hochreiter in Frankreich und Johann Hochreiter s.r.o. in Tschechien.

 

2015: Gründung von Hochreiter Türkiye A.Ş., Standort in Istanbul mit elf Mitarbeitern. Umbau und Erweiterung von Biogasanlagen in der Türkei.

 

2015: Neuentwicklung des BHKW’s HOMAN H130 LE mit einer Leistung von bis zu 420kWel. Erweiterung der Motorenreihe um das BHKW HOMAN LE62 mit 530kW.

 

2018: Markteinstieg in Asien, Bau der ersten Biogasanlage in Thailand mit 2000 kWel.

 

2020: Einstieg in den Holzgasmarkt, Auslieferung der ersten Holzgas-BHKWs.

 

2025: 40-jähriges Firmenbestehen bei einer aktuellen Mitarbeiterzahl von zirka 66 Angestellten.