Projektseminar „Wirtschaft und Recht" am Gymnasium in Wasserburg über „Berufsmythen"

Notare würden ein „Golfclub-Leben“ mit wenig Arbeitsaufwand und hoher Bezahlung führen. Mit solchen Vorurteilen über den Notar-Beruf setzte sich das Projektseminar „Wirtschaft und Recht“ jetzt am Luitpold-Gymnasium in Wasserburg auseinander, als es mit Lehrerin Andrea Kaltenhauser beim Wasserburger Notar Florian Machleidt zu Gast war – siehe Foto.

Machleidt begann seinen Vortrag mit einer der wohl häufigsten Fehleinschätzungen: Notar-Stellen seien „vererbbar“ oder erforderten als Voraussetzung lediglich eine herausragende Leistung bei schulischen Vorlesewettbewerben. Die Wahrheit sehe deutlich komplexer aus …

Um Notar zu werden, braucht man zunächst ein abgeschlossenes Jurastudium mit sehr guten Prüfungsleistungen. Anschließend folgt ein Referendariat, das ebenfalls mit einem Prädikatsexamen abgeschlossen werden muss.

Der Anspruch an die Noten sei hoch, nur die besten 15 aller Jura-Absolventen in Bayern könnten sich überhaupt bewerben, so Machleidt. Während der dreijährigen Ausbildung als Notarassessor seien die jungen Juristen bayernweit an verschiedenen Einsatzorten tätig – eine Phase, die hohe Flexibilität und Mobilität erfordere.

Erst, wenn eine Notariatsstelle frei wird, besteht die Möglichkeit, sich darauf zu bewerben und diese zu übernehmen.  

Ein weiteres verbreitetes Missverständnis sei die Annahme, beim Notartermin seien Fragen unerwünscht oder gar störend.

Ganz im Gegenteil: Als neutrale Instanz ist der Notar rechtlich verpflichtet, alle Parteien umfassend zu beraten und aufzuklären – und genau deshalb muss er sich vergewissern, dass alle Beteiligten den Inhalt der zu beurkundenden Willenserklärun-gen vollständig verstehen. Zwar werden viele Fragen im Vorgespräch geklärt, doch das Stellen von Fragen während der Urkundenverlesung ist ausdrücklich erlaubt und wird vom Notar begrüßt.

Das Bild des scheinbar lebensfernen „Stubenhockers“ entkräftete Machleidt mit anschaulichen Beispielen aus seinem Berufsalltag. Sein Tätigkeitsfeld sei breit gefächert: Es reiche von der Begleitung bei Unternehmensgründungen über Immobilienkaufverträge bis hin zur Gestaltung komplexer, erbrechtlicher Vereinbarungen. Dabei stehe der Kontakt zu unterschiedlichsten Menschen im Vordergrund – der Beruf sei somit sehr kommunikativ und keineswegs isoliert.

Es handele sich um einen Vollzeitberuf mit hoher Verantwortung und Berufsethik.

Das Einkommen sei zwar gut, unterliege aber einem streng gesetzlich-geregelten Gebührensystem, das sich am Wert der beurkundeten Geschäfte orientiere. Zudem würden Notare regelmäßig vom Landgericht überwacht und geprüft – eine „Lizenz zum Gelddrucken“ gebe es also nicht.