Zu seinem 75. Geburtstag: Wolfgang Thüring, ein Urgestein der heimischen Gastronomie, geht in den Ruhestand

Der Silvesterabend ist für jeden Gastronom einer der wichtigsten Tage im Jahr, für Wolfgang Thüring wird er heuer auch ein sehr emotionaler werden – ab 1. Januar 2024 geht er in den wohlverdienten Ruhestand. Geplant habe er das nicht, aber im Sommer gab es einen gesundheitlichen Weckruf, zudem stehe der 75. Geburtstag an. „Und irgendwann muss auch mal Schluss sein“, so Thüring.

Im Gespräch mit der Wasserburger Stimme erinnert sich Thüring an seine gastronomischen Anfangsjahre. Dass er überhaupt in die Gastronomie einstieg, lag ebenfalls an gesundheitlichen Problemen. Ursprünglich arbeitete er für Messegesellschaften in Düsseldorf und München, was mit vielen Auslandsreisen verbunden war. „Der Gesundheit zu liebe, habe ich mir dann etwas Bodenständiges gesucht“, berichtet Thüring. Er habe damals, 1982, im Schloss Hart gewohnt und der Eigentümer hatte die Idee, dort eine Weinstube zu eröffnen. Die Weinstube wurde in Betrieb genommen, der damalige Inhaber war allerdings bald überfordert mit der Arbeit und so kam Wolfgang Thüring ins Boot. Seine Erfahrung mit Gastronomie beschränkte sich zum damaligen Zeitpunkt auf die des Besuchers einer Gaststätte. „In den Anfangszeiten habe ich oft meine Mutter angerufen und mir Kochtipps geholt“, so Thüring schmunzelnd.

Von Schloss Hart über die Schächinger Mühle und das „Palmano 1″ nach Perfall

Seine Schwester, die über Gastronomieerfahrung verfügte, half ihm, in der Küche. 1993 übernahm er die Schächinger Mühle, ein Restaurant mit Schwerpunkt Barbetrieb. Hier war er bis 2007 tätig, danach kam er zum Palmano 1 in Wasserburg. Seit 2015 hat er im Perfall-Restaurant ein neues Domizil gefunden.

Im Lauf der Jahrzehnte habe er sich immer mehr ins Kochen eingearbeitet. Als Spezialgerichte nannte er Nachkriegsvarianten aus dem Kochbuch seiner Mutter. Besonders stolz ist er auf den „Grenadiermarsch“, ein ehemaliges Soldatenessen, was in etwa einem Nudelauflauf mit Hackfleisch entspricht. Generell habe er sich nicht auf eine spezielle Essensrichtung für seine Gäste festgelegt. So findet sich auf seiner Speisekarte neben dem Klassiker Schweinebraten auch ein spezielles Thai-Curry, eine Entdeckung aus einem früheren Asienurlaub. „Besonders stolz bin ich darauf, dass ich mich in meiner ganzen Berufszeit an mein Prinzip, keine Pommes anzubieten, gehalten habe“, berichtet Thüring. Diesen Entschluss habe er nie bereut. Und auch die Kinder, die zuerst gemeckert haben, freuten sich schließlich über leckere Bratkartoffeln als Alternative.

Bei der Frage, ob er etwas besonders vermissen wird, muss er überlegen. „Ich weiß es noch nicht.“ Man werde sehen, was passiert, wenn der Druck nachlässt. Ein Umzug steht an, wohin es geht, weiß er noch nicht, aber in der Gegend möchte er schon bleiben. Gedanklich wäre der Altersruhesitz in Kuba geplant gewesen, dem Heimatland seiner Frau. Aufgrund der derzeitigen Situation dort, scheide das aber aus.

Pläne für die weitere Zukunft schmiedet er noch nicht. „Ich möchte jetzt erst einmal alles hier im Restaurant gut zu Ende bringen.“ Derzeit sei das Restaurant sehr gut besucht, viele Stammgäste kommen nochmal vorbei. Sehr stolz ist er auch darauf, dass ein Teil seines Personals ihm von Anfang an die Treue gehalten hat. Dies gelte auch für seine Schwester, die seit Sommer im Ruhestand ist.

Zum Ende seiner Tätigkeit möchte er einfach „Danke“ an alle Gäste sagen. „Es war eine tolle Zeit, ich habe viele nette Leute kennengelernt und hatte viel Spaß an meiner Tätigkeit“.

TANJA GEIDOBLER