Gemeinderat Klaus Wagenstetter, der Antragsteller, verließ daraufhin den Sitzungssaal

Jeder Stuhl war im Pfaffinger Sitzungssaal gestern Abend in den Zuhörer-Reihen belegt – etwa 20 Bürger waren gekommen vor allem wegen Tagesordnungspunkt fünf: Es ging hier um die Diskussion zur Errichtung einer weiteren Lagerhalle des Transport-Unternehmens Wagenstetter an der Fürstenstraße 1 in Forsting. Der Aufstellungsbeschluss zu dem Bau-Vorhaben des Unternehmers Klaus Wagenstetter, der selbst Gemeinderat der Freien Wähler Forsting ist, sollte gefasst werden. Doch die anwesenden Räte aller Fraktionen einschließlich Bürgermeister Josef Niedermeier stimmten unisono dagegen.

Wagenstetter selbst hatte wegen seiner Nichtteilnahme zur Abstimmung dazu einen Platz bei den Bürgern eingenommen. Anschließend nahm er seinen Platz im Gremium nicht wieder ein – er verließ den Sitzungsraum.

Der Diskussion voraus hatte Bürgermeister Niedermeier erklärt, dass die Gemeinde mit einem Flugblatt nichts zu tun habe, das anonym in Forstinger Briefkästen eingeworfen worden war und die Tagesordnung zur öffentlichen Sitzung gestern beinhaltet hatte.

Das Bauvorhaben vom Transport-Unternehmen Wagenstetter sei von der Fürstenstraße 3 auf die Fürstenstraße 1 umgeplant worden. Die neue Lagerhalle parallel zur B304 wurde somit nun beantragt. Das Foto unten zeigt den dafür vorgesehenen Platz an der B304 genau gegenüber vom Büro-Hauptgebäude (Foto oben) …

Ganz grundsätzlich würden die Vorgaben des dort gültigen Bebauungsplans dieser Halle entgegenstehen, so Bürgermeister Josef Niedermeier nach genauen Detail-Erläuterungen zu Größenordnung, Versiegelungsfläche, Baugrenzen oder Schallsituation.

Städtebaulich sei das alles nicht begründbar, so der Rathauschef zu den entsprechenden Überschreitungen laut Lagerhallen-Planentwurf. Ortsplanerisch würde er sich in Forsting nun Kleingewerbe wünschen.

Klaus Wagenstetter durfte sich im Gremium äußern und versuchte, sein Vorhaben zur Expandierung des Unternehmens zu begründen, das „Warum“ zu erklären. Eigens hatte er dazu auch noch einen Brief verfasst, den Niedermeier vorlas. Detail-Argumente gegen die Vorwürfe führte Wagenstetter ebenso an, wie eine grundsätzliche Rechtfertigung für sein Vorhaben als international agierender Unternehmer.

Zum Thema Versiegelung sagte er zum Beispiel: Vor Ort seien versickerungsfähige Platten aus Beton verbaut, die die Fläche entwässern würden. Es sei auch keine hohe oder höhere Lkw-Verkehrsbelastung zu erwarten, da könne man gern ein Gutachten in Auftrag geben.

Forsting sei nun mal gewerblich geprägt und die Wagenstetter-Immobilien seien doch „zum Anschauen“, das solle auch so fürs Ortsbild bleiben, so Klaus Wagenstetter weiter. Von der Gewerbesteuer für die Gemeinde mal ganz zu schweigen, wie er sagte: Er brauche als Unternehmer die neue, große Lagerhalle, damit Kunden nicht abspringen würden – denn das jetzige Lager sei hoffnungslos zu klein.

Tobias Forstner von der ÜWG lobte die Verwaltung für eine sachliche Darstellung der baulichen Problematik vor Ort: „Rechtlich geht’s also nicht, sagt ihr“ – so wandte er sich an die Verwaltung mit Bürgermeister Niedermeier.

Günther Tarantik von den Freien Wählern Forsting wechselte in der Debatte dann auf die „persönliche Ebene“: Er sprach die familiäre Sichtweise für die Firmen-Zukunft an und Klaus Wagenstetter antwortete seinem Fraktionskollegen so: „Noch lebe ich.“

Eine kleine Brücke schlagen zwischen baulichen Vorgaben einer Gemeinde und den Plänen eines ortsansässigen Unternehmers – das versuchte gestern Abend noch Gemeinderat Sepp Reich von der ÜWG. Ob denn nicht eine kleinere Halle wenigstens etwas Sinn mache für die Firma als Kompromiss? Wagenstetter verneinte kopfschüttelnd …

Es folgte die Abstimmung – siehe oben im Text.

Seine bestehende Halle in Forsting an der B304 (siehe auch Foto unten) stellt Klaus Wagenstetter Jahr für Jahr gerne für die heimische Vereinsjugend kostenlos zur Verfügung – erst nutzten das jahrelang die Fußballer des SV Forsting für ihre legendäre Glühweinparty (Foto) zum finanziellen Wohle der Vereinsarbeit. Seit jüngerer Zeit sowie heuer auch veranstalten nun dort der Burschenverein Rettenbach-Pfaffing und der Dirndlverein Rettenbach ihre Blackout-Party am Jahresbeginn.

Wagenstetter knüpfte hier an die kostenlose Leihgabe der Halle eine Benefiz-Veranstaltung: 
Die jungen Leute bedankten sich mit einem Spendenscheck über 2.000 Euro für die großzügige Geste Wagenstetters und vereinbarten heuer zum Beispiel mit dem Rotary Club Wasserburg, diesen Betrag zugunsten der Ukrainehilfe zu verwenden.

Fotos: Renate Drax