BRK Kreisverband Mühldorf übernimmt die Trägerschaft des Familienzentrums Haag

Weil sich der Verein um das Familienzentrum aufgelöst hat (wir berichteten), fallen in Haag die dortigen Betreuungsplätze für Kinder weg. Eine Alternative könnte der BRK Kreisverband Mühldorf bieten, der sein Konzept einer Großtagespflege in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Haag vorstellte.

Mit einer Großtagespflege in Haag handle es sich um „eine Premiere im Landkreis Mühldorf, was die Kinderbetreuung durch das BRK anbelangt“, erklärte Bürgermeisterin Sissi Schätz eingangs. In anderen Landkreisen sei das BRK bereits flächendeckender als Träger unterwegs. Mit Haag soll der Startschuss für den Landkreis Mühldorf fallen.

Sozialpädagogin Christina Müller stellte gemeinsam mit Kreisgeschäftsführer Marco Laner und Vorsitzendem sowie ehemaligen Landrat Georg Huber das Konzept vor. Demnach werde es gerade für berufstätige Eltern immer schwieriger, eine Kinderbetreuung zu finden, weshalb der Kreisverband in diesem Bereich noch stärker tätig werden wolle.

Ähnliches Konzept mit eigenen Ideen geschmückt

Mit der Großtagespflege wolle der BRK Kreisverband die gewohnten Räumlichkeiten in der Mühlstraße im Ortsteil Rosenberg beziehen. Im ersten Stock sei eine Betreuung von bis zu zehn Kindern im Alter von ein bis drei Jahren geplant. Dafür seien eine Erzieherin und eine Tagesmutter nötig.

Zwischen 7.30 und 13.30 Uhr werden die Kinder dort betreut, die Mindestbuchungszeit liege bei 25 Stunden. „So haben die Kinder einen festen Tages- und strukturierten Wochenablauf“, so Müller. Es soll ein gemeinsames Frühstück sowie frisches Mittagessen auf vegetarischer Basis mit regionalen Produkten geben.

Das Erdgeschoss diene als Familienzentrum, beispielsweise mit offenem Treff. Hier könnten sich Eltern-Kind-Gruppen treffen oder Kochabende stattfinden. Organisiert von ehrenamtlichen Eltern sind hier zahlreiche Aktivitäten möglich. Das Konzept bleibe nach den Ausführungen der Sozialpädagogin ähnlich wie es war und wird „mit eigenen Ideen geschmückt“.

Gemeinde übernimmt das anfallende Defizit

„Das BRK betreibt in Bayern über 330 Tageseinrichtungen“, erklärte Laner. Allein in diesem Jahr seien etliche dazugekommen. Im Landkreis Mühldorf gebe es aber noch keine und „wir schauen neidisch zu den Nachbarn in Altötting und Rosenheim“. Ein Pluspunkt, den er im BRK als Träger sieht: „Wir sind neutral – weder politisch noch konfessionell gebunden.“ Wie in allen Kindertageseinrichtungen stehe das Kindeswohl im Vordergrund. Mit der Trägerschaft durch das BRK eröffne sich aber eine weitere Möglichkeit neben den Kindergärten der Gemeinde und der Kirche.

Mit den Finanzen wolle es die Gemeinde handhaben wie bei den Landkindern in Winden: Es besteht ein Dreiecksverhältnis zwischen Jugendamt, Gemeinde und Träger. Um die Ausstattung kümmere sich die Gemeinde, ebenso übernehme sie ein mögliches Defizit.

Auf Nachfrage von Egon Barlag (FWH) nach der voraussichtlichen Höhe dieses Defizits, erklärte Laner, das dieses von Faktoren wie beispielsweise längeren Öffnungszeiten oder der Miete des Gebäudes abhänge. Das Jugendamt sowie der Freistaat stellen Gelder zur Verfügung. Mit dem angedachten Konzept lasse sich derzeit ein Defizit in Höhe von rund 2200 Euro kalkulieren.

Behinderten- und Inklusionsbeauftragte fordert: Inklusion mitdenken

Siegfried Maier (SPD) äußerte seine Sorge, „dass wir wieder die Verlierer sind“, sollte das BRK im Landkreis mehrere Tageseinrichtungen betreiben. Nach seinem Eindruck werde sehr im zentralen und östlichen Landkreis gedacht. „In der letzten Zeit hat der Landkreis den westlichen Teil, unter anderem Haag, ein bisschen verhungern lassen“, erklärte er seine Angst.

Außerdem sprachen er sowie seine Frau und Behinderten- und Inklusionsbeauftragte Sabine Binsteiner-Maier (SPD) das Thema Inklusion an. „Die Barrieren sind im Kopf“, betonte sie und wünschte sich, dass im Konzept konkret Möglichkeiten genannt werden, auch integrative Kinder in der Großtagespflege unterzubekommen. Huber versicherte: „Inklusion ist uns wichtig. Wir wollen für alle Familien und Kinder etwas tun.“

Dass das Familienzentrum viel wert und auch dringend notwendig sei, wurde durch mehrere Stimmen aus dem Gemeinderat deutlich. „Das Kindernest war immer voll – der Bedarf ist da in Haag“, betonte Thomas Eberharter (CSU) und fragte nach, bis wann es losgehen könnte. Laner hoffe noch auf einen Start in diesem Jahr. „Wenn von der Gemeinde das Go kommt, fangen wir sofort an.“

Dieses „Go“ erfolgte in der Sitzung einstimmig. Der Gemeinderat unterstützt die Errichtung einer Großtagespflege durch den BRK Kreisverband Mühldorf in den Räumen des ehemaligen Familienzentrums. Außerdem stellte er in Aussicht, dass die Gemeinde die ungedeckten Kosten, also das Defizit, trage.