Herzensmenschen für Menschen mit schwersten Beeinträchtigungen dringend gesucht

Sie sind seit Jahren mit Leib und Seele für ihre Schützlinge da und lieben ihren Beruf. Doch inzwischen bringt der Personalmangel die Beschäftigten im Caritas-Haus Christophorus in Brannenburg an ihre Grenzen. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei die Freizeit mit ihrer eigenen Familie nicht mehr planbar. Denn sie müssten jederzeit einspringen, wenn Not am Mann sei. Das  sagte die Leiterin der Einrichtung, Alexandra Huber, jetzt der CSU-Bundestagsabgeordneten Daniela Ludwig, als diese zu Besuch war.

Man wisse nicht, woher man noch Personal nehmen solle.

Die heimische Wahlkreisabgeordnete will nun gemeinsam mit den Verantwortlichen nach Lösungen suchen. So könne das nicht weitergehen, die Lage sei in vielen Einrichtungen alarmierend, so Ludwig. Der schnellste Hebel wäre eine zügigere Anerkennung von Berufsabschlüssen von ausländischen Fachkräften. Hier müssten die Behörden ihren Spielraum besser nutzen und auch die Bundesregierung müsse endlich in die Gänge kommen. Das wäre ein Anfang, meinte Ludwig, man brauche aber mehr Lösungsansätze.

Gruppenfoto mit der kleinen Hanne – von links: MdB Daniela Ludwig, Margit Rychly, Fachbereichsleiterin Wohnen der Caritas, Gruppenleiterin Marina Bäuerle, die Leiterin der Fördergruppe Kinder und Jugendliche – Monika Huber – und Einrichtungsleiterin Alexandra Huber.

28 Erwachsene und zehn Kinder mit schwersten geistig-körperlichen Beeinträchtigungen haben im Haus Christophorus ein liebesvolles Zuhause gefunden. Sie brauchen eine umfangreiche und intensive Betreuung. Vier von zehn Kindern werden palliativ begleitet – eine fachliche und psychische Herausforderung.

Deshalb sei das Personal auch hoch spezialisiert, so Alexandra Huber. Sie könnte in ihrem Haus noch drei Kinder mehr aufnehmen, wegen Personalmangels ist das nicht möglich. Fast täglich erhalte man Anfragen und müsse ablehnen. Das sei schlimm. Was also tun? Ein Ansatz wäre die Reform der Heilerzieher-Ausbildung, meint Margit Rychly, Fachbereichsleitung Wohnen bei der Caritas.

Fünf Jahre dauert die Ausbildung, davon sind zwei Jahre ein Vorpraktikum. Auszubildende würden von Anfang an als tarifliche Helfer eingestellt, sonst könne man sich kaum diese Ausbildung leisten.

Für Daniela Ludwig ein überlegenswerter Ansatz: Wir müssen uns schon fragen, ob zwei Jahre Praktikum nicht zu lange sind. Wer macht in anderen Berufen so lange Praktikum, und sind fünf Jahre nicht zu lange?

Margit Rychly sprach sich außerdem für ein verpflichtendes Soziales Jahr für alle aus.

Seit langem ist das Haus Christophorus auf die Mithilfe von Beschäftigten von Leiharbeitsfirmen angewiesen. Ohne sie wäre man nicht mehr in der Lage, die Arbeit weiterhin vollumfänglich zu leisten, so Alexandra Huber.

Die Gelder, die hier jeden Monat gezahlt werden, seien allerdings exorbitant. Die Gehälter der Stammarbeitskräfte und die von Beschäftigten der Leiharbeitsfirmen müssten angepasst werden, damit Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sich auch wieder an Träger binden und Teil eines Teams sein könnten.

Und noch ein Problem ärgert die Verantwortlichen im Haus Christophorus: Die Bürokratie, die das Leben schwer mache und völlig unnötig sei – besonders in Zeiten des Fachkräftemangels.

Diese bürokratischen Hürden will Daniela Ludwig jetzt intensiver unter die Lupe nehmen und sagte:

Ich schaue mir diese Fälle an. Ich habe viele Anregungen und Anliegen für meine politische Arbeit in Berlin mitgenommen. Fakt ist: Wir müssen schnell etwas tun gegen den Personalmangel, besonders in Einrichtungen, die ihrer Arbeit mit so viel Herzblut nachgehen. Menschen mit schwersten Beeinträchtigungen sind auf unsere Hilfe angewiesen – auch auf eine Politik, die sich darum bemüht, Lösungen zu finden.