Fünf Mal ein volles Haus für das Theater von Jörg Herwegh in Attl

Das Theaterstück „Mord in Attl“ sorgte an fünf von sieben Vorstellungen für ein ausverkauftes Haus in Attel. Mit diesem Ergebnis sind Regisseur und Autor Jörg Herwegh sowie die Vorstände der Stiftung Attl – Manuela Keml und Jonas Glonnegger – mehr als zufrieden.

Am letzten Termin am gestrigen Pfingstmontag bedankten sie sich persönlich mit Blumen und kleinen Geschenken nach der letzten Verbeugung bei dem Theatermacher und seinem Ensemble für das gelungene Drama, das diese im Rahmen der 150-Jahrfreier im Auftrag der Stiftung Attl realisierten.

Das Foto zeigt Darsteller Jordi Fichtner als Pflegling.

„Sie haben sehr einfühlsame Aspekte aus unserer Geschichte gezeigt, an die wir uns gerade auch heute erinnern müssen“, sagte Jonas Glonnegger an Jörg Herwegh gerichtet. „Die Auseinandersetzung mit diesen Verbrechen gehört dazu – sowohl der Mord als auch der Umgang mit den Verdächtigen. Damit wir nie vergessen, wie schnell Unrecht passieren kann.“

Jörg Herwegh schrieb das Stück nach einem wahren Mordfall von 1938 und brachte es mit seinem Theater-Ensemble im Alten Attler Rinderstall auf die Bühne.

In dem Kammerspiel blickt Schauspieler Eduard Huber als Münchner Kriminalkommissar zusammen mit Peter Fritsch als US-Captain (Foto unten) nach dem Krieg auf den Mordfall zurück.

In vielen Zeitsprüngen zeichnen sie die schwierige Situation für die Barmherzigen Brüder und die Betreuten in der Stiftung Attl während der NS-Zeit nach.

Marion Michel als linientreue Ärztin (Foto unten) erklärt den Umgang mit Menschen mit einer Behinderung während der Nazizeit. Oft fällt bei ihr der Begriff der „Erbkranken“, welche die Nationalsozialisten zunächst sterilisierten und ab 1940 unter dem Programmnamen „T4“ töteten.

Allerdings waren damals nicht nur Männer mit einer geistigen Behinderung im Kloster Attl untergebracht. So handelte es sich beim Täter um einen sogenannten „Asozialen“ – der als Heimkind durch alle sozialen Raster gefallen war – und bei seinem Freund um einen Epileptiker.

Reflektieren der Fakten

Indem Herwegh die Figuren die Fakten nachgehen und die Ereignisse akribisch reflektieren lässt, sorgt er für Nähe und Betroffenheit, ohne zu verurteilen. Trotzdem erschafft er nicht zuletzt durch beklemmende Klangschnipsel bei den Szenenwechseln, die Michael Johannes Wagner komponiert hat, eine angstgetränkte Atmosphäre.

Beim Publikum kam die Aufarbeitung des Attler Mordfalls ebenfalls gut an. Nachdem am ersten Wochenende noch Restkarten an der Abendkasse verfügbar waren, sprach sich die Qualität der Aufführung schnell herum. Die folgenden vier Termine am vergangenen Pfingst-Wochenende waren dann alle ausverkauft.

bsch

Fotos: Michael Wagner, Stiftung Attl

Pater Prior  rechts, den Peter Behrend darstellte.

 … und hier links Kriminalassistent Benedikt Herwegh