Wegen Wolf und Bär: Kreisbäuerin Katharina Kern und Kreisobmann Sepp Andres in Sorge

Einen offenen Brief zum Thema Wolf und Bär in der Region haben die Kreisbäuerin Katharina Kern und der Kreisobmann des Bauernverbandes, Sepp Andres aus Ebrach in der Gemeinde Pfaffing jetzt an die Landtags-, Bundestags- und Europaabgeordneten im Landkreis Rosenheim geschickt. Durch die ihrer Ansicht nach aktuell massiven Nutztier-Risse im Berggebiet bei Rosenheim – von Wolf und Bär – seien die Rosenheimer Weidetierhalter, vor allem die Bergbauern-Familien, extrem beunruhigt und in größter Sorge.

Kern und Andres fordern, die Nutztiere auf den Weiden müssten jetzt geschützt werden, Entscheidungen zur Entnahme in nicht schützbaren Gebieten müssten jetzt getroffen werden. Auch die Unfallgefahr für Bergsteiger und Urlauber würde sich durch Wolf und Bär sowie durch deshalb nervöse Weidetiere deutlich erhöhen.

Sie schreiben:

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,

durch die aktuellen massiven Nutztierrisse im Berggebiet in Rosenheim von Wolf und Bär sind die Rosenheimer Weidetierhalter, vor allem die Bergbauernfamilien, extrem beunruhigt und in größter Sorge. Die sich drastisch ausbreitende Population von Wölfen und jetzt auch der Bär, die ohne Scheu extrem nah an Häuser und Stallungen kommen, bedrohen unsere Almwirtschaft, die einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert hat und einen erheblichen Beitrag für den flächenhaften Erhalt unserer vielfältigen Kulturlandschaft leistet.

Zudem zählt unsere Almbewirtschaftung zu den natürlichsten und artgerechtesten Tierhaltungsformen. Mit der Rückkehr des Wolfes und des Bären und dem starken Schutzstatus der Tiere wird unsere Arbeit, aber auch unser Leben im Berggebiet gerade auf den Kopf gestellt.

Gerade jetzt müssen die Tiere auf die Weideflächen und unsere Bauernfamilien wissen sich keinen Rat, ob sie das Risiko für das Leben ihrer Tiere eingehen sollen. Andererseits haben viele Betriebe keine Futteralternative als Ihre Almflächen. Obendrauf haben viele Weidehalter vertragliche, an die Kulturlandschaftsprogramme des Staates gebundene Verpflichtungen die Tiere auf die Weide zu treiben, um die einzigartige Artenvielfalt der Almweiden zu erhalten.

Ein Schutzzaun oder andere Herdenschutzmaßnahmen zeigen keine Wirkung, dies bestätigen besonders tragisch die letzten Risse, zumal sich die Almflächen in einem nicht schützbaren Gebiet befinden. Es ist unmöglich unsere weitläufigen, oft steinigen, extrem steilen Almflächen mit kilometerlangen massiven Schutzzäunen auszustatten.

Dadurch würden auch andere heimische Wildtiere ihren Lebensraum verlieren, hingegen der Wolf und der Bär diese oftmals überwinden können.
Weitere Vorschläge, die Tiere abends in den Stall zu holen, sind aufgrund der Weitläufigkeit und der Entfernung der Almwiesen zu den Ställen (oft im Tal) nicht möglich.

Unsere Tiere müssen jetzt geschützt werden, Entscheidungen zur Entnahme in nicht schützbaren Gebieten müssen jetzt getroffen werden.

Die Weidesaison 2023 wird sonst nicht nur durch unmittelbare Risse, sondern durch hohe Verluste in Folge von panischen Ausbrüchen oder abstürzenden Tieren ein trauriges Kapitel mit schwerwiegenden Nachwirkungen für unsere alpine Kultur haben.

Nervöse und aufgeschreckte Weidetiere werden auch die Unfallgefahr für Bergsteiger und Urlauber deutlich erhöhen.

Für die Menschen, die im Berggebiet leben, ist die aktuelle Situation untragbar. Die Arbeit, das Leben rund um ihre Häuser und Höfe ist mit allgegenwärtiger Sorge und Ängsten begleitet. Der Schulweg, der Weg zum Nachbarn ist für unsere Kinder nicht mehr ohne Auto denkbar. Die Bewohner im Süden Rosenheims wollen keine Versuchskaninchen für die deutsche Politik sein. Die Erfahrungen in anderen Ländern zeigen, dass eine Koexistenz von großen Beutegreifern und Menschen in einer so dicht besiedelten und von Kulturlandschaft geprägten Region wie Rosenheim nicht möglich ist.

Unsere Landschaft in Bayerns Herzen mit ihrer hohen Biodiversität und Artenvielfalt, den reizvollen Wander- und Erholungsgebieten und dem Lebensraum zahlreicher Familien ist mit der Gegenwart von Wolf und Bär in Gefahr.

Mit freundlichen Grüßen
                                                 
Josef Andres                                                Katharina Kern
Kreisobmann                                                Kreisbäuerin