„Müssen lauter werden“: Direktorin der Frauenklinik zu Gast bei der Frauen-Union

Rund 24 Millionen Frauen in Deutschland haben gesundheitliche Beschwerden in den Wechseljahren. Für die Beratung dieser Patientinnen über die bestmögliche Therapie würden Ärzte aber keine Vergütung erhalten, was. „eine Unverschämtheit“ sei, so Frauenärztin Prof. Dr. Marion Kiechle.

Für die Direktorin der Frauenklinik am Klinikum Rechs der Isar in München sei das nicht der einzige Aspekt, der aufzeigt, wo beim Thema „Frauengesundheit“ der Schuh drückt. Welch große „Baustellen“ es hier gebe, erläuterte Marion Kiechle bei einer Veranstaltung der Frauen-Union jetzt in Sauerlach. Eingeladen dazu hatten die Frauen-Union Oberbayern und der FU-Kreisverband München.

Das Foto zeigt von links die Kreisvorsitzende der FU München-Land, Annette Reiter-Schumann sowie Prof. Dr Marion Kiechle und die Bezirksvorsitzende der Frauen-Union Oberbayern, MdB Daniela Ludwig.

„Wir wollen dieses Thema offensiv angehen. Denn Frauen sollten sich nicht als Randnotiz in der Medizin behandeln lassen“, sagte die Bezirksvorsitzende der Frauen-Union und CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig. „Sie waren auch Leidtragende der Covid-19-Pandemie. Viele dringend notwendige Operationen mussten verschoben werden – zuweilen mit verhängnisvollen Auswirkungen.“ Wurde eine Brustkrebs-Operation verschoben,  habe das in der Statistik eine um 25 Prozent höhere Sterberate bedeutet, argumentierte Ludwig.

Rund 100 Frauen aus ganz Oberbayern erhielten an diesem Abend neue Einblicke in das Thema Frauengesundheit. Und sie konnten Einiges davon gar nicht fassen.

Zum Beispiel die Tatsache, dass ein Tierarzt für die Beratung beim kranken Hamster mehr Vergütung bekomme als ein Humanmediziner für die Beratung einer kranken Patientin.

„Das ist total absurd“, kritisierte Marion Kiechle. Sie erklärte auch die Tatsache, dass immer mehr Geburtshilfestationen finanzielle Probleme bekommen. So wurden in zahlreichen medizinischen Eingriffen im Rahmen der Fallpauschalen die Vergütungen gekürzt.

Bei großen Krebsoperationen, zum Beispiel an der Gebärmutter, gebe es 2023 rund 1800 Euro weniger pro Fall als im Vorjahr, bei der Entbindung von Frühchen rund 1300 Euro.

„Wir wundern uns über Schließungen von Geburtshilfestationen, aber das hat seine Gründe“, so Kiechle. „Jeder schreit nach Geburtshilfe, aber ausgerechnet hier wird die Vergütung heruntergeschraubt. Das ist der falsche Ansatz.“

Zudem hätten die Stationen zu wenig Personal.

Kiechle: „Sie sind teuer, weil Geburtshilfe schwer versicherbar ist, und sie sind personalintensiv, weil man Geburten eben nicht so planen kann wie andere Operationen.“

Die Kürzungen würden insbesondere Uni-Kliniken oder Kreiskrankenhäusern das Leben schwer, weil diese eine Notfallversorgung bereithalten müssen. Marion Kiechle werde auf das Kostendilemma weiter öffentlich aufmerksam machen. „Da habe ich einen breiten Rücken, das ist mir wichtig.“ Sie appellierte an die Frauen-Union, das Thema Frauengesundheit offensiv in die Politik zu tragen. „Wir Frauen sind zu zurückhaltend. Wir müssen lauter werden.“

Das werde die Frauen-Union sicher machen, betonte Daniela Ludwig zum Abschluss der Veranstaltung: „Wir werden diese Themen mitnehmen und eigene Anträge dazu erarbeiten.“

Die Kreisvorsitzende der FU München-Land – Annette Reiter-Schumann – sagte, die Frauen-Union sei eine starke Arbeitsgemeinschaft, die sehr gut vernetzt sei: „Allein unser Kreisverband hat 560 Mitglieder und 21 aktive Ortsvereine. Die Frauen-Union kann bayernweit Politik aktiv mitgestalten. Das werden wir auch beim Thema Frauengesundheit tun.“

Foto: Frauen-Union Oberbayern