Johanniter rufen zum Internationalen Frauentag dazu auf, festgefahrene Berufszuweisungen im sozialen Bereich aufzubrechen

Mehr Selbstbestimmung für Frauen: das ist der zentrale Gedanke des Internationalen Frauentags, der jährlich am 8. März begangen wird. Für die Johanniter ein Anlass, auf die wichtige Rolle von Frauen in den Berufsfeldern Pflege, Erziehung und Soziales aufmerksam zu machen. „Die Bereitschaft, für andere da zu sein, ist für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft unentbehrlich. Für die Johanniter bildet sie sogar den Kern ihres Handelns“, sagt Susanne Lickert-Heinrich, Mitglied des Regionalvorstandes der Johanniter im südöstlichen Oberbayern. „Und aus unserer täglichen Arbeit im sozialen Bereich wissen wir sehr genau: Die Leistung, die Frauen in den vielfältigen sozialen Berufen für andere Menschen erbringen, kann nicht hoch genug geschätzt werden.“

 

Frauen tragen und gestalten auch die Arbeit der Johanniter-Unfall-Hilfe auf allen Ebenen entscheidend mit, in der Region München und im südöstlichen Oberbayern zum Beispiel in der Verwaltung (Anteil weiblicher Mitarbeiterinnen 50%), in Kindereinrichtungen (Anteil weiblicher Mitarbeiterinnen 93%), in der Pflege (Anteil weiblicher Mitarbeiterinnen 73%) oder zunehmend auch im Rettungsdienst (Anteil weiblicher Mitarbeiterinnen 39%).

 

„Ungerechtigkeit führt in eine Sackgasse“

Zugleich sehen es die Johanniter kritisch, dass Fürsorgearbeit noch immer als vorwiegend weibliche Arbeit gilt – sei es daheim oder beruflich. „Hier gibt es eine Schieflage. Es ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft, diese unentbehrlichen Leistungen auf alle Schultern zu verteilen“, so Susanne Lickert-Heinrich. Auch bei der Wertschätzung sozialer Berufe besteht aus Sicht der Johanniter weiterhin Verbesserungsbedarf. Trotz umfassendem Fachwissen, anspruchsvollem Arbeitsalltag und oft großem persönlichen Einsatz verdienen Beschäftigte in den sozialen Berufen zum Beispiel vergleichsweise wenig. „Und wir haben in Corona-Zeiten erneut erlebt, dass den Würdigungen kaum finanzielle Taten folgten“, sagt Lickert-Heinrich. Neben dem Image als „weibliches“ Arbeitsfeld ist der Verdienst ein weiterer Faktor – der Männer – und zunehmend auch Frauen davon abhält, soziale Berufe zu ergreifen.

„Ungerechtigkeit führt in die Sackgasse“, betont sie. „Im sozialen Bereich und nicht zuletzt in der Pflege sowie den Kindereinrichtungen fehlen Fachkräfte an allen Ecken und Enden.“ Es gelte, so die Johanniter, tradierten Vorstellungen engagiert entgegenzutreten und soziale Berufe durch gezielte Maßnahmen deutlich attraktiver zu machen. Nur durch faire berufliche Perspektiven, werde es gelingen, auch künftig Menschen dafür zu begeistern.