Bayern will's wieder klassischer - Köhler: „Absurd, dass die Rolle rückwärts kommt"

Zum Tablet-Stopp für die Schulen im Landkreis Rosenheim nehmen am heutigen Donnerstag Vormittag die beiden Landtags-Mitglieder der Grünen, Claudia Köhler und Sanne Kurz wie folgt kritisch Stellung: „Der Landkreis unternimmt alles, um die Schulen im Landkreis Rosenheim zu unterstützen. Schulzweckverbände investieren permanent. Wir wissen, dass beste Bildung eine Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg ist. Deshalb ist es absurd, dass bei der Ausstattung mit Tablets jetzt die Rolle rückwärts kommt.“ 

Hintergrund: Die Staatsregierung mit Markus Söder hatte vor einigen Wochen umgeschwenkt: „Umso jünger, umso weniger digital – dafür mehr klassisch.“ Das sei nun der Tenor in der Bildung.

Eigentlich sollte in Bayern jedes Kind ab der 5. Klasse ein Tablet erhalten. Noch im letzten Jahr hatte die Staatsregierung die Schulen aufgefordert, im Rahmen der „Digitalen Schule der Zukunft” Medienkonzepte für die schrittweise Ausstattung mit Tablets zu entwickeln. Jetzt die Kehrtwende: Staatlich finanzierte, digitale Endgeräte gibt es jetzt erst wieder grundsätzlich ab der 8. Klasse.

Claudia Köhler kann das nicht nachvollziehen: „Unsere Chance in einer komplizierten Welt sind kluge Köpfe, Technik und Innovation. Die Schulen haben das längst erkannt und tolle Projekte gestartet. Wir Abgeordnete haben viele Tablet-Klassen und Digitalisierungs-Projekte besucht. Wir sahen an Schulen auch eine bewusste Vorverlegung der Tablet-Klassen in jüngere Jahrgangsstufen in den letzten Jahren. Wir wollen in den MINT-Fächern nach vorne kommen und nicht per Ansage der Staatsregierung auf die Bremse steigen, wenn es um den Umgang mit aktueller Technik geht.“

Das zeigen die Zahlen einer Anfrage der Landtags-Grünen:

  • Rund neun von zehn teilnehmenden Mittelschulen und Realschulen hatten in Oberbayern für die Klassen 5, 6 und 7 eine Ausstattung mit mobilen Endgeräten vorgesehen.
  • Bayernweit hatten schulartübergreifend rund sieben von zehn teilnehmenden Schulen Digitalgeräte für die Unterstufe gemeldet.

Sanne Kurz verweist auf die große Akzeptanz der Programme: Gerade an Mittelschulen ist die Nachfrage an digitalen Endgeräten riesig. Medienpädagogik kann doch nicht erst stattfinden, wenn der Schulabschluss naht. Eine Ausstattung in der 8. Klasse ist gerade dort viel zu spät. Es ist doch utopisch zu glauben, dass 14-Jährige in ihrer Freizeit keine digitalen Endgeräte benutzen, die Medienpädagogik und -sensibilisierung muss viel früher starten und dafür braucht es die entsprechende Ausstattung. Alle reden von Digitalisierung, aber den rechtzeitigen Umgang verwehrt die Staatsregierung den Schülern nun.“

Die Grünen-Abgeordneten haben bereits einen Dringlichkeitsantrag eingebracht, um den Schulen auch weiterhin die Möglichkeit zu geben, entsprechend ihrer Planungen und Medienkonzepte mit der 1:1-Ausstattung fortzufahren.

„Auch die angeblich kommunalfreundlichen Kollegen der Freien Wähler, die das Kultusministerium und das Digitalministerium verantworten, haben den Antrag erstmal abgelehnt“, so Köhler und Kurz. „Wir werden aber nicht lockerlassen, bis das Planungschaos beendet ist und unsere Schulen wieder die ursprüngliche Tabletförderung bekommen.“

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