„Gelenkembolisation": Innovatives Verfahren jetzt am RoMed-Klinikum in Rosenheim
Chronische Gelenkschmerzen gehören für viele Menschen zum Alltag, insbesondere bei Arthrose, Sehnenreizungen oder nach bereits erfolgtem Gelenkersatz. Wenn
konservative Therapien wie Physiotherapie oder Schmerzmedikation keine Linderung mehr verschaffen, scheint für viele nur noch die Operation als letzter Ausweg. Doch am RoMed-Klinikum Rosenheim gibt es nun eine vielversprechende, minimalinvasive Alternative: Die sogenannte transarterielle, periartikuläre Embolisation, kurz TAPE genannt.
Das Foto zeigt die beiden Professoren Dr. Gunnar Tepe (links), Chefarzt der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Prof. Dr. Christian Zeckey (rechts), Chefarzt Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie Rosenheim-Bad Aibling.
Minimalinvasiv gegen Entzündung und Schmerz
Das neu etablierte Verfahren basiert auf der gezielten Embolisation, also dem
mikrochirurgischen Verschluss, kleinster arterieller Gefäße, die das entzündete Gelenk und
die umliegenden Strukturen versorgen. „Wir blockieren damit die krankhafte, überschießende
Durchblutung im betroffenen Bereich“, erklärt Prof. Dr. Gunnar Tepe, Chefarzt der Klinik für
Radiologie. „Zwei Effekte werden dadurch erzielt: Der Entzündungskreislauf wird
durchbrochen und gleichzeitig die Weiterleitung von Schmerzreizen über sensible
Nervenverbindungen unterbunden.“ In der Regel verspüren die Patienten bereits kurz nach
dem Eingriff eine deutliche Linderung. „Die Methode wirkt schnell und oft langanhaltend“,
betont der Experte. Studien belegen eine Erfolgsquote von etwa 80 Prozent – ein
außergewöhnlich hoher Wert für ein medizinisches Verfahren in diesem Bereich.
So läuft der Eingriff ab: Schonend, ambulant, effektiv
Der Ablauf einer Gelenkembolisation ist minimalinvasiv, präzise und für die Patienten gut
verträglich. „Bereits im Vorfeld stimmen wir uns eng mit unseren orthopädischen Kollegen ab,
um gemeinsam die bestmögliche Therapieentscheidung zu treffen“, berichtet Tepe. Am Tag
der Behandlung erfolgt zunächst die Vorbereitung auf der SDS-Station (Same Day Surgery),
anschließend wird der Eingriff im hochmodernen Angiographiebereich unter örtlicher
Betäubung und meist über einen kleinen Zugang in der Leiste durchgeführt. Mittels feinster
Kathetertechnik und Kontrastmittelgabe werden die erkrankten, gelenknahen Gefäße sichtbar
gemacht und mit mikroskopisch kleinen Partikeln gezielt verschlossen. Die Intervention dauert
etwa ein bis zwei Stunden, gefolgt von einer kurzen Überwachungsphase mit Druckverband
und Bettruhe. „Bereits am nächsten Tag kann die Entlassung erfolgen“, so der Chefarzt.
Für wen ist die „Gelenkembolisation“ geeignet?
Das TAPE-Verfahren kommt vor allem bei Patienten mit degenerativen Gelenkerkrankungen
wie Arthrose zum Einsatz – vorrangig am Knie, aber auch an Hüfte, Schulter oder Ellenbogen.
Ebenso lassen sich entzündliche Sehnenerkrankungen wirksam behandeln, darunter der
Tennis- oder Golferarm, das sogenannte Läuferknie oder eine Frozen Shoulder. Auch für
Menschen, bei denen ein Gelenkersatz keine Linderung gebracht hat oder bei denen eine
Operation aus medizinischen Gründen nicht infrage kommt, kann die Gelenkembolisation eine
vielversprechende Alternative sein. „Bei RoMed können wir die Patienten fachübergreifend
versorgen – insbesondere durch die enge Zusammenarbeit zwischen Orthopädie,
Unfallchirurgie und Radiologie“, erklärt Prof. Dr. Christian Zeckey, Chefarzt des Zentrums für
Orthopädie und Unfallchirurgie Rosenheim-Bad Aibling. „Ein vergleichbares Konzept wird
auch an der Charité Berlin erfolgreich umgesetzt.“ Am RoMed-Klinikum ergänzt die
Kooperation nun einen wichtigen Baustein in der Arthrose-Behandlung. „Unser Ziel ist es, den
Einsatz von Endoprothesen möglichst lange hinauszuzögern, ohne dabei Lebensqualität
einzubüßen. Sollte ein Gelenkersatz dennoch erforderlich werden, haben die Betroffenen bis
dahin wertvolle Zeit und Mobilität gewonnen“, so Zeckey.
Patienten schildern schnelle Besserung
Die ersten Eingriffe am RoMed-Klinikum zeigen bereits beeindruckende Ergebnisse. Eine
Patientin beschreibt, sie habe nach jahrelanger Sportbegeisterung kaum noch gehen können.
„Ich musste nach wenigen hundert Metern stehen bleiben, die Schmerzen waren unerträglich.
In meinem Alter wollte ich mich noch keiner Gelenkersatz-OP unterziehen.“ Nach dem Eingriff
habe sie ihr Knie wieder vollständig bewegen können. Die Schmerzen seien nahezu
verschwunden. Ein weiterer Patient, der trotz Knieprothese über Jahre hinweg unter starken
Beschwerden litt, konnte am Tag nach der Embolisation auf Medikamente verzichten und
erstmals wieder schmerzfrei Treppen steigen. „Ich habe mein Fahrrad vor drei Jahren verkauft,
jetzt werde ich mir ein neues kaufen“, habe der Patient dem Chefarzt mit großer Freude
berichtet.
Medizinischer Fortschritt mit großem Potenzial
Ursprünglich stammt die Gelenkembolisation aus Japan und wurde in Europa erst vor wenigen
Jahren vorgestellt. Prof. Dr. Tepe erinnert sich an die Präsentation auf dem Kongress der
europäischen Interventionsradiologen: „Der Saal war überfüllt, das Interesse riesig.“ Nach
Hospitationen an der Berliner Charité wurde das Verfahren jetzt in Rosenheim etabliert.
Zahlreiche kleinere Studien weisen auf eine langanhaltende Wirksamkeit hin – oft über Jahre
hinweg. Bei Bedarf kann der Eingriff sogar wiederholt werden. „Die Methode bietet
Patientinnen und Patienten eine echte Chance auf mehr Lebensqualität mit geringen Risiken
und ohne Operation“, resümiert der Radiologie-Chef. Nach den bisherigen Erfolgen sei man
optimistisch, künftig noch mehr Menschen mit chronischen Gelenkbeschwerden helfen zu
können.
Foto: RoMed-Kliniken
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