Vorstellung des Zielszenarios in der gestrigen Stadtratssitzung

 

Basierend auf den Ergebnissen der Bestands- und Potenzialanalyse der kommunalen Wärmeplanung, die in der Stadtratssitzung vom 30. Oktober beraten wurden (wir berichteten), erfolgte in der gestrigen Sitzung die Ableitung der voraussichtlichen Wärmeversorgungsgebiete und des Zielszenarios mit der Darstellung der Wärmeversorgungsarten für das Zieljahr 2040.

Geeignetheit von Wärmeversorgungsarten und voraussichtliche Wärmeversorgungsgebiete

Die verschiedenen möglichen Wärmeversorgungsarten in Wasserburg wurden bezüglich ihrer Geeignetheit anhand der im Wärmeplanungsgesetz festgelegten Kriterien Wärmegestehungskosten, Realisisierungsrisiken, Versorgungssicherheit sowie der kumulierten Treibhausgasemissionen bis in das Jahr 2040 bewertet. Unter Berücksichtigung von lokalen Gegebenheiten wurden anschließend daraus die folgenden voraussichtlichen Wärmeversorgungsgebiete im Stadtgebiet abgeleitet (Bild oben).

Deutung der Ergebnisse

Die Einordnung von großen Gebieten der Stadt als Wärmenetzneubaugebiet (Grün) bedeutet nicht, dass hier in Zukunft auch tatsächlich ein Wärmenetz gebaut wird. Diese Einordnung im Zielszenario bezieht sich lediglich darauf, dass die Versorgung dieser Gebiete mittels eines Wärmenetzes aufgrund der hohen Wärmedichte als wahrscheinlich geeignet bewertet wurde und daher diese Gebiete voraussichtlich für die Versorgung mit einem Wärmenetz in Frage kämen.

Für die in Orange eingezeichneten Gebiete ist die dezentrale Wärmeversorgung aufgrund der geringeren Wärmedichte voraussichtlich die geeignetere Wärmeversorgungsart.

Ob bei einer Entwicklung eines Fernwärmenetzes auch benachbarte, für die dezentrale Wärmeversorgung ausgewiesene Bereiche angeschlossen werden könnten, ist ebenfalls möglich, kann aber erst bei detaillierten Netzplanung nach der kommunalen Wärmeplanung bewertet werden.

In Hinblick auf die Zukunft des Gasnetzes schließen sich Wärmenetzneubaugebiete und Gasnetze nicht gegenseitig aus. Das vorhandene Gasnetz wird weiter vom Gasnetzbetreiber unter Vorbehalt der Wirtschaftlichkeit betrieben werden und kann potenziell auch auf Wasserstoff umgestellt werden. Die sich in Entwicklung befindlichen Wasserstoffversorgungspläne sind aktuell noch nicht detailliert und verbindlich genug, um mit den gesetzlich festgelegten Kriterien eine im Vergleich zu den anderen Wärmeversorgungsarten höhere Geeignetheit der Versorgung mit Wasserstoff abzuleiten. Daher erhalten nach aktueller Bewertung die Wärmenetze und dezentralen Wärmeversorgungarten den Vorzug gegenüber gasbasierten Wärmelösungen. Eine Neubewertung dieser Sachlage wird spätestens mit der gesetzlich verpflichtenden Fortschreibung der Wärmeplanung Anfang der 2030er-Jahre oder bereits vorher in Abstimmung mit den Gasnetzbetreibern erfolgen.

Die noch unsichere aber grundsätzlich wahrscheinlich geeignete Versorgungsoption der Großindustrie mit Wasserstoff findet bei der Einordnung des Gewerbegebiets in Reitmehring Berücksichtigung und wird daher als „Prüfgebiet“ mit noch ungewisser Zukunft ausgewiesen. Beim Gewerbegebiet an der Gemeindegrenze zu Edling sind die für eine Einteilung erforderlichen Umstände noch nicht ausreichend bekannt, weshalb hier ebenfalls auf ein „Prüfgebiet“ zurückgegriffen wird.

Bedeutung für Gebäudeeigentümer

Die voraussichtlichen Wärmeversorgungsgebiete dienen lediglich als Orientierung für die Gebäudeeigentümer im Stadtgebiet, wie sich die Wärmeversorgung in Zukunft entwickeln könnte. Aus der Einteilung in ein voraussichtliches Wärmeversorgungsgebiet entsteht keine Pflicht für einen Gebäudeeigentümer eine bestimmte Wärmeversorgungsart tatsächlich zu nutzen und es entsteht auch keine Pflicht für die Stadt Wasserburg oder Dritte, wie zum Beispiel Fernwärmenetzbetreiber, eine bestimmte Wärmeversorgungsart tatsächlich bereitzustellen (Paragraph 18 Wärmeplanungsgesetz). Gebäudeeigentümer bleiben für die Einhaltung der Bestimmungen des Gebäudeenergiegesetzes selbst verantwortlich. Für konkrete Aussagen zur Entwicklung von Fernwärmenetzen oder der Verfügbarkeit von Wasserstoff müssen mögliche separate Untersuchungen und Machbarkeitsstudien nach der kommunalen Wärmeplanung abgewartet werden.

Prognostizierte Entwicklung des Endenergieverbrauchs und der daraus resultierenden Treibhausgasemissionen

Betrachtet werden im Zielszenario zunächst wegen der überschaubareren Energiemengen die Endenergieverbräuche von Gewerbe, Einzelhandel, öffentlichen Einrichtungen, privaten Haushalten und der Industrie exklusive der Verbräuche der Firma Meggle.

Das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 (Bayerisches Klimaschutzgesetz) kann entsprechend der aktuellen Prognose voraussichtlich nur unzureichend erfüllt werden. Für Wasserburg wird ein Rückgang des Wärme-Endenergiebedarfs bis 2040 um 27 Prozent angenommen und neu geschaffene Wärmenetze würden 40 Prozent zur Versorgung beitragen. Bei dieser angenommenen Entwicklung würden aber noch immer rund 12.000 Tonnen CO2-Äuivalente an Treibhausgasen emittiert. Wollte man dies kompensieren, müssten rund 1.200 bis 2.000 Hektar Wald aufgeforstet und dauerhaft erhalten werden oder 340 bis 480 Hektar landwirtschaftlich intensiv genutzte Moorfläche einer Renaturierung zugeführt werden. Die Gemeindefläche von Wasserburg beträgt 1.880 Hektar. (Quellen beispielsweise https://www.dehst.de/DE/Themen/Klimaschutzprojekte/Natuerlicher-Klimaschutz/Moore/moore_node.html, https://www.wald.de/waldwissen/wie-viel-kohlendioxid-co2-speichert-der-wald-bzw-ein-baum/ )

Christian Flemisch (ÖDP) erklärte, dass es für Wasserburg besser wäre, nicht bis 2045 zu warten, denn je enger das Ziel gesteckt sei, desto größer der Druck. „Wasserburg sollte hier eine Vorzeigestadt werden, so der Stadtrat“.

Heike Maas (CSU) warf die Frage auf, ob es Sinn machen würde, bezüglich Geothermie Kontakt zu Nachbargemeinden aufzunehmen. Ihr Fraktionskollege Georg Machl könnte sich vorstellen, aufgrund der beengten Verhältnisse in der Altstadt, aus dieser ein eigenes Gebiet zu machen.

Dr. Martin Heindl ergänzte, dass es derzeit besser wäre, seine Heizung zu reparieren und in drei Jahren zu schauen, welche Heizung am sinnvollsten ist.

Einstimmig nahm der Stadtrat Kenntnis von den voraussichtlichen Wärmeversorgungsgebieten, den Hintergründen zur Einteilung sowie dem Zielszenario der kommunalen Wärmeplanung. Darüber hinaus billigt der Stadtrat die Erarbeitung der darauf aufbauenden Umsetzungsstrategie und der vorgeschlagenen Fokusgebiete.

AH / TG

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