Frauenchiemsee-Insulaner pilgerten jetzt nach Wasserburg

Das Heilige Grab aus dem Jahre 1757, dass derzeit in der Wasserburger Frauenkirche wirkt, stammt bekanntlich aus der Münsterkirche auf Frauenchiemsee. Die Wasserburger Kirchenverwaltung unter der Leitung von Stadtpfarrer Bruno Bibinger hat sich jüngst der anspruchsvollen Aufgabe gewidmet, das unrestaurierte Heilig-Grab-Ensemble, dass in vielen Einzelteilen seinen Dornröschenschlaf auf dem Dachboden der Karolingischen Torhalle fristete, wieder zum Einsatz zu bringen. Unter Federführung der Hauptabteilung Kunst aus dem Erzbischöflichen Ordinariat in München ist dies in eindrucksvoller Weise gelungen.

Eine kleine Gruppe von Frauenchiemsee-Insulanern und Interessierten machte sich in der Karwoche auf den Weg nach Wasserburg. Trotz der Anbindung an das Wasser und dem religiösen Hintergrund blieb – anstatt des Schiffs und der eigenen Beine – doch der Pkw das bestimmende Fortbewegungsmittel für die kleine Pilgerreise.

Angeführt vom Kuraten der Fraueninsel, Pfarrer Andreas Przybylski, reiste die dortige Kirchenverwaltung mit weiteren interessierten Insulanern in die ehemalige Kreisstadt Wasserburg, um zu sehen, was aus dem Heiligen Grab von Frauenchiemsee geworden ist.

Tatsächlich fügt sich das zehn Meter hohe Kunstwerk, das eigens für die Münsterkirche auf Frauenchiemsee unter anderem vom Maler Balthasar Furtner geschaffen wurde, fast perfekt in das Wassserburger Gotteshaus ein.

Pfarrvikar Böckl-Bichler, Herr Dr. Utz sowie der zuständige Restaurator Herr Westermeier nahmen sich gerne Zeit für die Besucher aus der Heimat des Heiligen Grabes. Von Seiten des Priesters erfolgte eine Deutung der biblischen Szenen auf den diversen Teilabschnitten. Neben der Opferung des Isaaks und dem tödlichen Bruderstreit zwischen Kain und Abel standen, passend zur Karwoche, die Marter Christi im Mittelpunkt der Ausführungen.

Das Heilige Grab diente dazu, den Gläubigen – damals und jetzt – neben dem gesprochenen Wort auch über die Anschaulichkeit der bewegten Bilder, das Leiden und Sterben Christi sowie dessen Botschaft näher zu bringen.

Es war und ist in erster Linie also ein Instrument der Verkündigung und erst in zweiter Linie ein beeindruckendes, barockes Kunstwerk vom Chiemsee.

Von restauratorischer Seite wurde der Besuchergruppe auch dargelegt, dass sich die biblischen Szenen auf den Einzelteilen der Grabeskulissen lediglich gereinigt und gesichert, aber ansonsten völlig unrestauriert präsentieren. Außerdem fehlte die passende Holzkonstruktion im Hintergrund, so dass man sich notdürftig mit den Künsten eines örtlichen Gerüstbauers behalf, um das Heilige-Grab-Ensemble in seinen beachtlichen Ausmaßen aufstellen zu können. Auf Rückfrage von Prof. Melchart, Kirchenpfleger auf Frauenchiemsee, zum Zustand des Heiligen Grabes wurde von Seiten des Fachmanns bestätigt, dass für den langfristigen Erhalt dringend eine umfangreiche Restaurierung erforderlich sei.

Nachdem es nun aber wieder so imposant in Wasserburg aufgetreten ist, finden sich hoffentlich genügend geneigte Spender für das herausfordernde Projekt …

Die Exkursion wurde vom zuständigen Verwaltungsleiter von Frauenchiemsee, Christian Staber, initiiert und organisiert. Dieser bedankte sich abschließend recht herzlich bei den Referenten für ihre Ausführungen und den angereisten Zuhörern für ihr Interesse.

CHS

Foto: Christian S. Staber