Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach im Wasserburger Rathaussaal aufgeführt
Den Wasserburger Bach-Chor gibt es jetzt seit 40 Jahren. Und für sein Jubiläumsjahr hatte sich der Chor mit seiner Leiterin, Angelica Heder-Loosli, zwei große Konzerte vorgenommen. Das erste wurde nun am Karfreitag im historischen Rathaussaal der Stadt Wasserburg aufgeführt: Die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach.
Der Andrang zu diesem Konzert war sehr groß. Viele Wasserburger wollten dabei sein, wenn der Wasserburger Bach-Chor im 40. Jahr seines Bestehens Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion aufführt. Aber wer erwartet hätte, dass man sehr viel Geduld würde aufbringen müssen, um in den Rathaussaal zu gelangen, sah sich getäuscht. Die Veranstaltung war sehr gut organisiert und jeder gelangte relativ zügig an seinen Platz im wohl ausverkauften Rathaussaal.
Was an diesem Abend auffiel, war die Tatsache, dass auch erstaunlich viele jüngere Menschen dieses Konzert hören wollten. Auch dies dürfte ein Zeichen sein, wie groß die Reichweite und das Renommee des Wasserburger Bach-Chores ist.
Nach 1995, 1997 und 2003 ist es nun das vierte Mal, dass der Bach-Chor das Werk des großen Komponisten, nach dem sich der Chor benannt hat, aufführt. Angelica Heder-Loosli hat aber nicht nur die gut 60 Sängerinnen und Sänger für dieses Werk motiviert, sondern auch namhafte Solisten gewinnen können. Neben den Instrumentalisten des Wasserburger Bach-Collegiums traten auch mehrere namhafte Instrumentalisten und Gesangssolisten auf. Der in Stuttgart lebende und aus Hannover stammende Steffen Kruse gilt auch über Deutschland hinaus als namhafter Tenor. In brillant beeindruckender Weise sang er die Rolle des Evangelisten und sang auch die drei Tenor-Arien der Johannes-Passion.
Doch auch Niklas Mallmann, der die Partie des Jesus und die Bass-Arien vortrug, ist international renommiert. Tobias Gründl, der erst Physik erfolgreich studierte, und später seine Leidenschaft für die Musik entdeckte, ist mittlerweile auch als Gesangssolist international bekannt und renommiert. Er sang mit großer Hingabe die Rolle des Pilatus.
Roswitha Schmelzl, die die Sopran-Arien vortrug, ist dem Wasserburger Publikum aus der Aufführung der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach aus dem Jahre 2019 noch gut bekannt. Sie überzeugte mit ihrer prächtigen, leuchtenden, doch stets reinen Stimme und verstand es außerordentlich geschickt, die Herzen der Zuhörer dahinschmelzen zu lassen.
Doch auch die international bekannte und renommierte Altistin und Mezzosopranistin Dominika Hirschler, die es durch ihren Vortrag vermochte, das Getragene in der Musik zu präsentieren, trug zum Gelingen dieses Konzertabends wesentlich bei.
Das große Klangvolumen der Mitglieder des Bach-Chores war in seiner Eindringlichkeit und seiner Klarheit im Vortrag ergreifend und hinreißend in einem.
Dem Chor wuchs dabei in diesem geistlichen Drama eigentlich eine Doppelrolle zu: zum einen sollte er die aufgehetzte Menge der Juden darstellen, die den Tod des unbequemen Aufrührers unbedingt durchsetzen wollte und sich dabei scheinheilig hinter Recht und Ordnung zu verstecken sucht – und andererseits soll er die Gemeinschaft der betroffenen Gläubigen verkörpern, die den Leidensweg Jesu zu begleiten und ihn zu schützen sucht.
Insgesamt standen und saßen gut 90 Musikerinnen und Musiker auf der Bühne des Rathaussaales und präsentierten jenes monumentale Werk von Johann Sebastian Bach in einer hohen Eindringkichkeit, mit sehr viel Feingefühl und excellenter Harmonie und Melodik.
Der seit 40 Jahren bestehende Bach-Chor hat unter der Leitung von Angelica Heder-Loosli wohl nichts von seiner Attraktivität und seiner musikalischen Qualität eingebüßt. Im Gegenteil: Diese Präsentation geistlicher Musik dürfte als ein Leuchtturm des musikalischen Kulturangebots in Wasserburg gelten.
Das unermüdliche Bemühen um äußest hochgradige Perfektion in der musikalischen Darbietung hat an diesem Karfreitag einmal mehr das Publikum überzeugt. Lang anhaltender, nicht enden wollender Beifall war der Lohn für lange, sicher auch strapaziöse Mühen der Sängerinnen und Sänger, Instrumentalisten und der Leiterin dieser gerade für Wasserburg sehr wertvollen musikalischen Institution.
Im November wird es das Jubiläumskonzert des Bach-Chores anlässlich seines 40-jährigen Bestehens geben. Unter dem Titel „Soli Deo Gloria“ will der Bach-Chor beliebte Jubelgesänge aus seinem langjährigen und reichhaltigen Repertoire präsentieren und plant auch, mit zwei Überraschungen aufwarten zu können. Am Samstag, 22. November, um 19 Uhr soll dieses Konzert im Wasserburger Rathaussaal stattfinden.
PETER RINK
Großartiges Konzerterlebnis. Beeindruckend waren auch der Streichersound und die Flötistinnen und durchgängig Johann Sebastian Bach. Danke an alle!