Machbarkeitsstudie empfiehlt keine Wiederaufnahme-Maßnahme - Stadtratsgremium hat klare Meinung

Die Altstadt-Bahn ist in Wasserburg wieder Thema geworden. Eine Entwidmung scheint möglicherweise immer weiter in die Ferne zu rücken. Das zeigte die jüngste Stadtratssitzung in Wasserburg, bei der es ursprünglich nur um die Kenntnisnahme eines Gutachtens ging, der Nutzen und Machbarkeit ins Visier nahm. Doch der Verlauf der aufkommenden Diskussion wurde zum großen Pakt aller anwesenden Fraktionen. Was Bürgermeister Michael Kölbl etwas verwunderte. Die Altstadt-Bahnstrecke ist möglicherweise noch nicht abgefahren.

Die geplante Elektrifizierung einzelner Fahrstrecken, zunehmende Fahrgastzahlen, die schon jetzt rasant in die Höhe steigen. Mögliche Entwicklungen und ein eventuell in einigen Jahrzehnten höherer Bedarf. Das Thema dreht und wendet sich aktuell erneut und nimmt „Fahrt auf“. Im Jahr 2010 gab es einen Beschluss des Stadtrats, dass es zu einer Entwidmung kommen könne, falls eine Stilllegung der Strecke gegeben sei.

Im Zusammenhang mit der geplanten Elektrifizierung des Filzenexpress zwischen den Bereichen Reitmehring und Ebersberg mit Blick auf eine Einbindung in das Betreibskonzept der S-Bahn München hat der Freistaat Bayern eine mögliche Reaktivierung der Altstadt-Bahnstrecke erneut geprüft und nach dem Zwischenergebnis aus dem Jahr 2021 nun einen finalisierten Bericht vorgelegt. Das Gutachten empfiehlt keine Wiederinbetriebnahme der Strecke. Die Grobkostenschätzung für die Infrastruktur ergebe Kosten in Höhe von 20 Millionen Euro. Dies sei der Preisstand aus dem Jahr 2016 ohne die notwendigen Planungskosten, erläuterte Bürgermeister Michael Kölbl. In der Machbarkeitsstudie wurde betont, dass der mit der Maßnahme verbundene Nutzen nur ein Drittel betrage. Für eine öffentliche Förderung wäre ein sogenannter NKV von mindestens 1,0 erforderlich. Zunächst war angedacht, dass in der Stadtratssitzung das Gutachten lediglich zur Kenntnis genommen werde. Schnell kristallisierte sich aber heraus, dass alle Fraktionen dem Thema durchaus Gewicht zuschreiben. „Aktuell besteht noch das Eisenbahnrecht“, betonte das Stadtoberhaupt. Rathauschef Kölbl gab zu bedenken, dass im Falle der nicht umgesetzten Entwidmung keine Möglichkeit bestünde, die Flächen im Nachgang zu veräußern. Lediglich eine Verpachtung sei möglich. Für viele der Stadträte sei dies kein Hinderungsgrund für eine erneute Grundsatz-Diskussion, ob die Entwidmung gegebenenfalls erst einmal „nicht umgesetzt“, sondern nach Aussage von Stadtrat Markus Bauer (CSU) einfach liegengelassen werde.

Obwohl am Donnerstagabend keine inhaltliche Diskussion anberaumt war, hatte der erfahrene Stadtrat Christian Stadler (Bündnis 90/Die Grünen), der fachlich sehr versiert in dem Themenfeld ist, einen Einwand. Er warnte davor, im Hinblick auf nächste Generationen schon jetzt mit einer Entwidmung alles final zu entscheiden. Vielmehr müsse die Möglichkeit für nächste Generationen gestehen, hier eine Weiterentwicklung möglich zu machen. Die Voraussetzungen könnten sich ändern, zeigten sich viele der Stadträte im Blick auf die Zukunft einig. So bestärkten unter anderem die Stadträte Dr. Hermann Budenhofer (Freie Wähler Reitmehring-Wasserburg) sowie Günter Flemisch (ÖDP) die Aussagen Stadlers.

„Mir liegt aktuell kein Antrag vor“, erläuterte Michael Kölbl. Dieser sei notwendig, um das Thema fokussiert zu behandeln. Kurzerhand zeigten sich augenscheinlich alle Fraktionen dazu bereit, einen gemeinsamen Antrag auszuarbeiten.

Den Vorstoß, vom Freistaat Bayern sowie von Pro Bahn jeweils Vertreter mit Stellungnahmen im Stadtrat zu hören, wurde derweil eher wenig Gehör geschenkt.

In der Sitzung geführte Wortbeiträge der Fraktionen in ausführlicher Form und die Reaktion des Vertreters von Pro Bahn, Bernd Meerstein, folgt in einem separatem Bericht.

Foto: Archivbild Wasserburger Stimme